"Schauplatz"-Doku

Skinheads entlasten vor Gericht ORF-Redakteur Moschitz

Österreich
22.11.2011 15:52
Im Medienprozess um die "Am Schauplatz"-Reportage "Am rechten Rand" haben beide Skinheads, die an der Doku mitwirkten, ORF-Redakteur Ed Moschitz am Dienstag vor Gericht entlastet. Philipp R. wies die FPÖ-Darstellung bei seiner Zeugenaussage zurück, Kevin M. räumte vor dem Richter sogar ein, in der Vergangenheit falsche Angaben gemacht zu haben. Alle weiteren Beteiligten blieben bei ihren früheren Darstellungen, bevor das Verfahren vertagt wurde.

M. hatte zunächst in Einvernahmen ausgesagt, Moschitz habe bei dem Dreh "Prämien" für einschlägige "Sager" geboten. Am Dienstag räumte er im medienrechtlichen Verfahren, in dem Moschitz die FPÖ wegen übler Nachrede und Verletzung der Unschuldsvermutung klagt, ein, er habe "ziemlich viel" gelogen.

Zunächst hätten ihn die Ermittler vier Stunden unter Druck gesetzt, beim zweiten Mal habe er seine Version aufrechterhalten. Unter Eid revidierte der junge Mann seine belastenden Aussagen jedoch: "Hat er nicht", war die häufigste Antwort, die der Richter zu hören bekam, als er die früheren Vorwürfe gegen Moschitz verlas.

Auch Philipp R. will von der Darstellung der FPÖ nichts wissen. Von Strache halte er nach dem Vorfall "gar nichts" mehr, sagte der junge Mann, der sich auch sonst kein Blatt vor den Mund nahm. Warum Strache die Vorwürfe erhoben habe? "Vielleicht weil er einen Hass auf den ORF hat, ich weiß es nicht." Wiederbetätigung habe es jedenfalls bei der Begegnung in Wiener Neustadt keine gegeben, sagte der junge Mann: "Ich schwör's bei meinem toten Hund, dass ich in Wiener Neustadt weder 'Heil Hitler' noch 'Sieg Heil' gehört oder gesagt habe." Nachsatz: "Daheim mach ich das jeden Tag."

Strache blieb bei seinen Darstellungen
Die übrigen Beteiligten blieben am Dienstag weitgehend bei ihren Darstellungen. FPÖ-Chef Heinz Christian Strache, der als Zeuge aussagte, betonte weiterhin, Moschitz habe zwei junge Glatzköpfe bei einer Parteiveranstaltung zur Wiederbetätigung animiert und anschließend die Videobänder manipuliert.

Bei seiner Einvernahme brachte er einen bisher anonymen Tippgeber "aus der ORF-Direktion" ins Spiel, den er namentlich nannte: Konkret habe ihm der mittlerweile pensionierte zentrale Chefredakteur in der ORF-Generaldirektion, Walter Seledec, von "Aufregung" und einer Sitzung im ORF nach dem "Am Schauplatz"-Dreh am 12. März 2010 berichtet. Neben Seledec, der als FPÖ-nah gilt, habe ihm ein weiterer ranghoher ORF-Mitarbeiter von der angeblichen Aufregung rund um den Dreh berichtet, sagte Strache. Diesen wolle er aber nicht nennen, da dies karriereschädigend sei.

Strache betonte zudem, er habe einen "Sieg-Heil-Sager" bei der Veranstaltung gehört, dies gab auch Straches Referentin Karin Schmutz an. Moschitz habe die Burschen außerdem "sicher zehnmal" dazu aufgefordert, zum FPÖ-Chef etwas zu sagen.

ORF-Redakteur wies Anschuldigungen zurück
Moschitz bestritt die Vorwürfe vehement und verwies auf die vier Tonspuren und die per Funkmikro verkabelten Burschen, deren Äußerungen bis ins Detail aufgezeichnet worden seien. Dass das Band manipuliert worden wäre oder er die Burschen zu einschlägigen "Sagern" animiert habe, wies er zurück. Man habe mit den Jugendlichen eine Milieustudie über Rechtsradikale gedreht und sie dafür über längere Zeit begleitet.

In dem medienrechtlichen Verfahren wird die Klage von Moschitz gegen die FPÖ verhandelt, weil diese nach einer Pressekonferenz im November 2010 in Aussendungen bzw. Publikationen behauptet hatte, der ORF-Mann habe die beiden Burschen zur Wiederbetätigung angestiftet. Wann der Prozess fortgesetzt wird, ist noch nicht bekannt.

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