"Notbremse ziehen!"

“Sittenwächter”: Wiener sorgen sich um ihr Grätzel

Österreich
12.05.2016 17:00

Er verteilte vor dem Muttertag mit freiem Oberkörper Rosen an Frauen und stand plötzlich den selbst ernannten "Sittenwächtern" der Wiener Millennium City gegenüber - wie berichtet endete die Aktion eines Wrestlers mit einem Polizeieinsatz. "Das stört unsere Religion", so die Täter. "Krone"-Leser sind empört: "Wien muss die Notbremse ziehen!"

Selbst ernannte "Sittenwächter" haben den Brigittenauer Bereich rund um die Millennium City als ihr Territorium auserkoren. Wer sich nicht an deren Gesetze hält, bekommt Prügel ab - oder im harmlosesten Fall Drohungen. Das musste, wie berichtet, auch ein Trafikant erfahren. Er schickte einen Oben-ohne-Wrestler zum Blumenverteilen aus. Die Tatverdächtigen (rund 15 Mann) umzingelten den Rosenkavalier, Messer wurden gezückt, Fäuste flogen. Die Bilanz: drei Anzeigen, weitere vier Täter werden derzeit noch von der Polizei gesucht.

Kein Wunder also, dass Anrainer und Geschäftsleute rund um die Millennium City angsterfüllt auf ihr Grätzel blicken. Die ersten Lokale setzen zur Sicherheit bereits eigene Maßnahmen. "Ich habe treue Kunden", ist Dali Sestonic dankbar. "Aber es geht so nicht weiter. Bettelmafia und Diebstähle sind hier normal, aber die Gewalt?" Sie rüstet ihr Nagelstudio nun mit Alarmanlage und Videoüberwachung aus.

"Mit dem Hund traue ich mich nicht mehr raus"
Im Altwiener Lokal Café Crazy sind die Gäste verärgert, dass es keine Polizeistation direkt am Hotspot Millennium City gibt. "Mit dem Hund traue ich mich nicht mehr raus", sagt eine Dame der Wirtin Waltraud Rodinger. Zwei vollbärtige Männer besuchen die Moschee gegenüber, links davon ein Kebab-Laden, rechts eine geschlossene Konditorei. "Und was jetzt?", fragen sie. Dass noch nichts passiert ist, wundert Walter Tastl vom Koppstüberl in der Engerthstraße. "Wenn meine Frau mich mit dem Auto abholt, hat sie nun aber einen Pfefferspray dabei."

"Wie lange wird dieses Mal zugeschaut?"
"Wieso sind diese Männer überhaupt auf freiem Fuß?", fragt sich auch ein Leser auf krone.at. Seine Befürchtung: Es muss erst wieder etwas passieren, wie auf dem Brunnenmarkt, bis endlich etwas gegen die Verdächtigen unternommen wird. Zusatz: "Ich halte nichts von Verallgemeinerungen, aber hier dürfte die Faktenlage ja eindeutig sein."

Ähnlich sieht das auch eine andere Userin: "Wie lange wird denn dieses Mal zugeschaut? Müssen diese gefährlichen Religionsfanatiker auch erst jemanden umbringen, bis die Justiz entsprechend reagiert?"

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