Nach "Krone"-Serie

Schule: Lehrer erstmals offen für Reformen

Österreich
13.09.2014 16:57
In die Schuldebatte ist nun frischer Wind gekommen. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek will die starren 50-Minuten-Einheiten auflösen sowie die Autonomie der Schulen stärken. Und erstmals signalisiert auch die mächtige Lehrergewerkschaft Zustimmung zu diesen Reformen.

Bei der Regierungsklausur Ende September in Schladming will die Unterrichtsministerin ihr Schulautonomie-Paket vorlegen. Bis dahin tagt die Bund-Länder-Arbeitsgruppe, und auch Gespräche mit den Sozialpartnern sind geplant. Das Ziel von Gabriele Heinisch-Hosek: die starren 50-Minuten-Einheiten abschaffen und statt dessen längere und auch fächerübergreifende Projektarbeiten.

Experten für mehr Autonomie und Flexibilität
Die Forderung ist nicht neu. Immer wieder betonen Experten, dass die Schule mehr Autonomie und mehr Flexibilität brauche. Dass es nicht sinnvoll sei, wenn die Kinder aus dem Rhythmus gerissen werden und sich gleich dem nächsten Fach widmen müssen. Und dass die fixe Zeiteinteilung eine Vertiefung des Stoffes verhindere.

Die ÖVP zeigt sich dem Vorstoß der Ministerin gegenüber offen, und auch die sonst so sture Lehrergewerkschaft signalisiert Zustimmung. "Ich bin grundsätzlich dafür", so Pädagogen-Vertreter Paul Kimberger im Gespräch mit der "Krone". Einen Seitenhieb auf Heinisch-Hosek kann er sich dennoch nicht verkneifen: "Was die Abschaffung des 50-Minuten-Unterrichts betrifft, sind viele Schulen schon viel weiter, als die Ministerin meint."

Kimberger stellt auch klar, dass dies nicht der einzige Punkt einer Reform sein könne. Es müssten mehr Entscheidungen direkt an den Schulstandorten gefällt werden.

Lesen Sie auch den letzten Teil der "Krone"-Schulserie, ein Interview mit dem einflussreichen Bildungsforscher John Hattie (siehe Infobox).

Kommentar von Doris Vettermann: Höchste Zeit
Ideologische Grabenkämpfe plus sture Blockierer und Betonierer plus große Worte statt Taten ist gleich Stillstand. So sieht es seit langem im heimischen Bildungssystem aus, die immer wieder angekündigte Reform ist schon längst ins Stocken geraten.

Die große Schulserie der "Krone" hat nun endlich wieder Bewegung in die lahme Diskussion gebracht. Dazu ist es auch höchste Zeit. Die Unterrichtsfächer haben sich seit Maria Theresia kaum verändert, viele Schulgebäude, die Einteilung des Schuljahres und auch die 50-Minuten-Einheiten sind Relikte aus einer fernen Vergangenheit.

SPÖ-Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek greift - nach ihrem missglückten Start mit vielen Pannen und wieder zurückgenommenen Plänen - nun eines dieser vorsintflutlichen heißen Eisen an. Und auch der neue ÖVP-Chef, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, zeigt in Sachen Schule Reformeifer. In sein Expertenteam holte er unter anderen den streitbaren Bildungsexperten Andreas Salcher, der sich in seiner Kritik am Schulsystem und an der schwarzen Schulpolitik nie ein Blatt vor den Mund genommen hat.

Zu tun gibt es jedenfalls genug, das zeigte erst vor wenigen Tagen die jüngste OECD-Studie, die Österreich in vielen Belangen, etwa bei den Chancen für einen Bildungsaufstieg, ein schlechtes Zeugnis ausstellte. Österreichs Kinder haben eine ordentliche Reform verdient. Sollte die Koalition den frischen Wind nun wieder einschlafen lassen, wird sie garantiert die Rechnung dafür präsentiert bekommen.

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