Gehörte US-Soldaten

Sbg: Arzt retourniert Geldbörse nach 70 Jahren

Österreich
07.08.2015 06:00
Damit hat ein US-amerikanischer Weltkriegsveteran wohl nicht mehr gerechnet: 70 Jahre nach seiner Stationierung in Österreich hat der heute 91 Jahre alte Eligio Ramos jetzt seine Geldbörse zurückbekommen, die er damals in Salzburg verloren hatte. Augenarzt Josef Ruckhofer fand sie bei Umbauarbeiten im Haus seines Großvaters und forschte den Amerikaner als Besitzer aus.

Eligio Ramos diente im Zweiten Weltkrieg im 250. Artillerieregiment der US-Streitkräfte, das auch an der Befreiung von KZ-Häftlingen beteiligt war. 1945 war Ramos' Einheit in Österreich stationiert, wo er und seine Kameraden ein Bauernhaus in Salzburg als Unterkunft nutzten. Dort verlor der Soldat seine Brieftasche. Hoffnung, sie je wieder zurückzubekommen, hatte der heute 91-jährige Kriegsveteran keine. In den Nachkriegswirren habe er andere Sorgen gehabt, sagte Ramos dem kalifornischen Lokalsender ABC30.

"Plötzlich lag da diese Geldtasche"
Doch 70 Jahre später geschah jetzt das Unerwartete: Am 18. Juni erhielt Ramos einen Brief aus Salzburg. Darin schrieb der Arzt Josef Ruckhofer, dass er die Brieftasche bei Umbauarbeiten unter Holzplanken im Haus seines Großvaters an der Salzburger Moosstraße gefunden hat. "Wir haben einige Holzbretter ausgetauscht. Plötzlich lag da diese Geldtasche, ein wenig verwittert, aber doch gut erhalten", berichtete der Mediziner im "Krone"-Interview.

Und der Augenarzt sah natürlich genau hin: Mehrere Fotos lagen in der Börse: "Familienerinnerungen mit Notizen auf der Rückseite", so Ruckhofer. Bilder von Frauen und Kindern und dem Soldaten, dem seine mexikanischen Wurzeln anzusehen waren. Auch Briefmarken aus der Kriegszeit holte der Mediziner wieder ans Tageslicht. Nur Geld war nicht dabei, weder Scheine noch Münzen. Möglich ist auch, dass jemand die Dollar an sich genommen und die Geldbörse dann versteckt hat. Dafür war ein Militärausweis noch gut erhalten: Ausgestellt auf Eligio Ramos, geboren 1923 in Texas.

Mediziner suchte im Internet nach ehemaligem US-Soldaten
Ruckhofer machte sich nach seinem Fund sofort daran, den ursprünglichen Besitzer der Geldbörse mithilfe des darin befindlichen Militärausweises auszuforschen. Der Mediziner aus Österreich begann im Internet nach dem ehemaligen US-Soldaten zu suchen. "Es ist schon etwas Besonders, so etwas in den Händen zu halten. Ich habe mir ausgerechnet, dass er noch leben könnte."

Die ersten Kontakte nahm er in Ramos' Geburtsort in Texas auf. "Ich habe einen Zahnarzt mit demselben Namen auf Facebook kontaktiert, bekam aber keine Antwort." Der Mediziner gab nicht auf und forschte weiter: Eine Art Telefonverzeichnis aus Kalifornien brachte ihn schließlich auf die goldrichtige Spur. "Ich habe in den ganzen USA gesucht und einen Treffer in Kalifornien gefunden, mit dem richtigen Geburtsjahr und dem richtigen Namen. Ich dachte, sollte er noch am Leben sein, versuche ich mein Glück und schreibe ihm."

91-Jähriger zu Tränen gerührt
Als der Arzt dann tatsächlich eine Antwort aus den USA erhielt - eine E-Mail von Ramos' Sohn mit den Worten "Ja er ist es!" -, schickte er sogleich ein Paket mit der verwitterten, aber immer noch intakten Brieftasche aus Leder nach Kalifornien. Sehr zur Freude von Eligio Ramos, der 91-jährige, immer noch aktive Veteran war zu Tränen gerührt. Sein Sohn kündigte zudem an, alle in der Geldbörse befindliche Gegenstände - "alle Fotos, die Militärpapiere" - nun einrahmen zu lassen und im Haus der Familie auszustellen.

Auch Ruckhofer nahm die Geldbörse zum Anlass, um in seiner Familie die Vergangenheit Revue passieren zu lassen: "Mein Onkel erinnert sich noch, dass eine Gruppe von US-Soldaten eine Nacht am Hof geblieben ist." Eligio Ramos war einer von ihnen.

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