Bürger überrumpelt

Salzburger Gemeinde soll 120 Flüchtlinge aufnehmen

Österreich
18.09.2014 08:50
Bis zu 120 Flüchtlinge in der Salzburger Gemeinde Abtenau, das kann nicht gut gehen, sagt ein ganzer Ort: Doch das Innenministerium eröffnete ein Quartier ohne ein Wort zu Land und Gemeinde. Im Lammertal Resort kommen jetzt erst einmal wie berichtet 40 Flüchtlinge unter. Landeschef Haslauer intervenierte bei Innenministerin Mikl-Leitner.

Ihre Sorgen und Unverständnis teilten die Abtenauer besonders im Ortsteil Voglau der "Krone" vor Ort am Mittwoch mit: Für die kleine Gemeinde sind bis zu 120 Asylwerber einfach zu viel, zumal auch die Infrastruktur nicht dafür ausgelegt ist. Und ganz wichtig: Keiner der Befragten äußerte sich irgendwie abfällig oder feindlich über die Flüchtlinge, die Kritik fiel nur auf die große Anzahl und auf das "Drüberfahren" des Ministeriums: "Ich verstehe das Leid der Flüchtlinge und dass geholfen werden muss, aber 120 sind für Abtenau zu viel, das schafft der Ort nicht", sagte etwa Isabella Quehenberger.

Haslauer interveniert bei Mikl-Leitner
Am Abend wurde im gegenüberliegenden Voglauer-Wirt eine Bürgerversammlung abgehalten. Wut und Sorgen mischten sich dort.
Landeschef Wilfried Haslauer griff am Mittwoch zum Telefon und beschwerte sich bei Innenministerin Johanna Mikl-Leitner über die Vorgangsweise: "Man ist nun so verblieben, dass in dem früheren Hotel 40 Personen befristet bis Jahresende untergebracht werden. Dafür muss das Land bis Ende dieser Woche noch 55 Plätze in anderen Gemeinden aufbringen. Auch in Abtenau sollen in einem verträglichen Ausmaß noch Plätze für Flüchtlinge gefunden werden", sagt sein Sprecher Thomas Kerschbaum. Die zu erfüllende Asylquote wurde von 88 auf 91 Prozent angehoben, weshalb das Land wieder unter Zugzwang gerät.

Und das Innenministerium ist nur bedingt nachsichtig: Schließlich hat die Betreiberin des angeblich nicht gut gehenden Resorts in Abtenau das Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen angeboten. Als Eigentümer tritt zwar immer noch Skilegende David Zwilling auf, im Ort ist es aber kein Geheimnis, dass er das Hotel verkaufen will.

Appell an Salzburger Gemeinden
Die ständig neu ankommenden Flüchtlinge vor allem aus dem kriegsgebeutelten Syrien lassen dem Ministerium auch keine Zeit, langfristig Quartiere zu finden. Mikl-Leitner nimmt deshalb wie schon im Juli angekündigt die Bundesländer in die Pflicht - weshalb eines klar ist: Sollte das Land keine weiteren Plätze mehr rechtzeitig finden, kann die Zahl in Abtenau wirklich auf 120 ansteigen.

Haslauer und die für Asyl zuständige Landesrätin Martina Berthold appellieren deshalb noch einmal an die Solidarität anderer Gemeinden Flüchtlinge aufzunehmen. Ziel ist es weiter, kleinere Gruppen verteilt in mehreren Orten unterzubringen.

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