Die Geldübergabe

Red-Bull-Erpresser Alfred L.: “Alles lief schief”

Österreich
12.01.2014 19:00
600.000 Euro in Hunderterscheinen hat Red-Bull-Erpresser Alfred L. - wie berichtet - vom Konzern gefordert. Nach stundenlanger Schnitzeljagd hatte er dann tatsächlich das Geld in den Händen. Aber nicht lange...

"Krone": Herr L., Red Bull hat also per SMS Kontakt aufgenommen. Wie ging es weiter?
Alfred L.: Ich habe etwas abgewartet und ihnen dann meine Bedingungen mitgeteilt. Sie sollten das Geld überweisen. Auf meine Auslandskonten - die es gar nicht gab. Aber ich wollte sehen, ob sie mich überhaupt ernst nehmen.

"Krone": Und?
Alfred L.: Na ja, am Tag darauf hab ich am Abend die Nachricht bekommen: "Red Bull ist nicht erpressbar und wird nie erpressbar sein." Aber ich habe mir gedacht, vielleicht wollen sie mich nur einschüchtern.

In der Infobox finden Sie den ersten Teil des Interviews: "Die Beichte des Red-Bull-Erpressers Alfed L."

"Krone": Dass Red Bull Stunden zuvor mit der Erpressung an die Öffentlichkeit gegangen war, wussten Sie nicht?
Alfred L.: Das habe ich erst am nächsten Morgen aus dem Internet erfahren. Mir wäre vor Schock fast der Kaffee aus der Hand gefallen. Und eigentlich wollte ich daraufhin auch aufhören.

"Krone": Haben Sie aber nicht.
Alfred L.: Nein. Ich habe mich wieder mit Alkohol zugeschüttet. Bis ich mir im Vollrausch sagte: Jetzt erst recht.

"Krone": Und die Verhandlungen wurden fortgesetzt.
Alfred L.: Ja. Aber plötzlich wurde der Vermittler ausgetauscht, meine geforderte Summe von 3,6 Millionen Euro wurde auf 600.000 Euro heruntergeschraubt und es wurde auf eine Übergabe im klassischen Sinne bestanden.

"Krone": Spätestens da muss Ihnen doch klar gewesen sein, dass die Polizei bereits eingeschaltet war, oder?
Alfred L.: Zu diesem Zeitpunkt war mir schon fast egal, ob sie mich erwischen. Ich habe mir gedacht: Egal, ob ich jetzt aufhöre oder ins Gefängnis muss - ich werde so oder so alles verlieren. Und um ehrlich zu sein, habe ich noch bis zuletzt eine ein- bis zweiprozentige Chance gesehen, dass es funktionieren könnte. Was natürlich schwachsinnig war.

"Krone": Hatten Sie eigentlich keine Angst, dass sie durch die Handy-Kommunikation ausgeforscht werden könnten?
Alfred L.: Nicht wirklich. Ich habe SMS und E-Mails nur über Wertkartenhandys verschickt. Und das nie von Zuhause aus - ich saß immer in irgendeinem Lokal. Telefoniert habe ich bis zum Tag der Übergabe mit den Handys sowieso nicht.

"Krone": Aber Sie haben doch auch einmal angerufen!
Alfred L.: Richtig. Aber dafür bin ich extra nach Berlin gereist, wo ich von einer Telefonzelle aus angerufen habe. Ich hatte mir von meiner erwachsenen Tochter Geld ausgeborgt, um den Flug bezahlen zu können. Sie hatte natürlich von all dem keine Ahnung.

"Krone": Und am 10. April kam dann der Tag der Übergabe.
Alfred L.: Ja. In der Früh habe ich noch das Grab meiner Mutter besucht, dann bin ich weiter nach Wien gefahren, habe mich in Favoriten in ein Lokal gesetzt und die ersten Anweisungen gegeben.

"Krone": Die lauteten?
Alfred L.: Erst habe ich sie in den 1. Bezirk, ins Café Aida am Stephansplatz geschickt. Sie sollten auf der Toilette das Geld auf dem Klodeckel stapeln, es fotografieren und mir die Bilder per MMS schicken. Ich wollte sichergehen, dass nicht nur Papier in der Tasche ist.

"Krone": Erhielten Sie die Fotos?
Alfred L.: Ja, aber ich habe sie mit meinen Billighandys nicht öffnen können. Das wiederum konnten aber die nicht wissen. Also vertraute ich darauf.

"Krone": Und wie ging es weiter?
Alfred L.: Ich wollte, dass sie zum Westbahnhof fahren, in den Zug nach Venedig steigen und die Tasche während der Fahrt auf mein Kommando aus dem Fenster werfen. Deswegen bin ich dann auch wieder zurück nach Mödling gefahren - hier hatte ich mir, kurz nach dem Bahnhof, eine vermeintlich passende Stelle ausgesucht. Doch die Idee ging völlig in die Hose. Ich war wieder so betrunken, dass ich mich beim Lesen des Fahrplanes vertan hatte. Falscher Bahnhof, falsche Abfahrtszeit. Außerdem hat mich der Vermittler schließlich informiert, dass die Fenster in den Waggons gar nicht zu öffnen seien.

"Krone": Hatten Sie einen Plan B?
Alfred L.: Nein. Alles lief schief - ich wollte die Sache nun endgültig sein lassen. Ich habe in einem Lokal meine letzten zehn Euro für weiße Spritzer ausgegeben und wollte heimfahren. Dann habe ich in der Nähe aber die Papiercontainer gesehen. Und ich dachte: Jetzt oder nie. Also habe ich den Vermittler kontaktiert und ihn angewiesen, das Geld in einem der Container zu deponieren.

"Krone": Was dann auch passierte?
Alfred L.: 45 Minuten später ist die SMS gekommen: "Tasche ist im ersten Container." Ich habe ein bisschen gewartet und bin dann zur Müllinsel gegangen. Ich bin extra drei- oder viermal am Container vorbeispaziert und habe die Umgebung ganz genau abgesucht. Da war aber weit und breit niemand. Also griff ich dann zur Tasche. Was aufgrund meiner Größe äußerst schwierig war - ich wäre beinahe samt dem Container umgefallen.

"Krone": Doch Sie hatten das Geld!
Alfred L.: Ja - aber die Tasche war nur kurz in meinen Händen. Nach wenigen Metern schrie plötzlich jemand: "Halt, stehen bleiben!"

Lesen Sie demnächst in der Kronen Zeitung und auf krone.at: "Die Polizei-Falle schnappte zu".

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