krone.tv fragte nach

Radikale Muslime? “Hab auch Freunde im Krieg”

Österreich
17.10.2016 18:09

Das Ergebnis der Studie rund um die Radikalisierungsgefahr von Wiener Jugendlichen hat hohe Wellen geschlagen. Weiterhin stehen alle Zeichen auf Sturm - und das nicht nur auf Politebene. Wie berichtet, wirft die Wiener ÖVP der rot-grünen Stadtregierung "konsequentes Wegschauen" vor, die FPÖ sieht "Multi-Kulti endgültig gescheitert" und befürchtet "eine Generation teils fanatischer Dschihadisten". krone.tv hat sich bei Wiener Jugendlichen zum Thema Radikalisierung umgehört - mit teils erschreckendem Ergebnis ...

Antisemitisch, homophob und mit Sympathien für den Dschihad - gerade in Bezug auf junge Muslime lässt die Studie wenig Interpretationsspielraum offen. "27 Prozent der Befragten sind latent gefährdet", hatte die Geschäftsführerin der Wiener Jugendzentren, Gabriele Langer, erst am Wochenende gegenüber der "Krone" erklärt - um jedoch gleichzeitig für den Großteil der Wiener Jugendlichen eine Lanze zu brechen: "Wichtig ist, von ihnen geht keine Gefahr aus. Auch die Studie hat gezeigt: Bei den Befragten handelt es sich nicht um religiöse Extremisten oder radikale Dschihadisten. Das sind Jugendliche, die auf der Suche nach Halt und Zugehörigkeit sind", so Langer.

"Ziehen neue Generation von Dschihadisten heran"
Die Reaktionen auf das Ergebnis der Studie fielen danach - naturgemäß - großteils heftig aus: Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel ortete ein Komplettversagen der rot-grünen Stadtregierung in der Causa und plädierte dafür, die Wertevermittlung in den Mittelpunkt zu stellen. Auch die FPÖ ließ ihrem Unmut freien Lauf: Statt "wenigstens die zweite Generation irgendwann einmal zu integrieren, ziehen wir uns hier eine neue Generation teilweise fanatischer Dschihadisten heran", so Jugendsprecher Maximilian Krauss.

"Radikalisierung Gegenreaktion zur Ausgrenzung"
Kritisch schätzt die ersten Reaktionen auf das Ergebnis der Radikalisierungsstudie der Migrantenvertreter und Initiator der Wiener Integrationswoche, Dino Schosche, ein. "Die Radikalisierung ist auch eine Gegenreaktion zur Ausgrenzung. Menschen, die sich nicht wie ein Teil der Gesellschaft fühlen, neigen mehr zu extremistischen Ansichten", so Schosche via Aussendung. Und weiter: "Die einzig richtige Antwort ist der Zusammenhalt der Gesellschaft und diesen können wir nur gemeinsam erreichen. Hier ist nicht nur die Politik gefragt, die Communities selbst müssen sich aktiv an der Deradikalisierung beteiligen. Auch die Migrantenmedien können und sollen einen Beitrag gegen Radikalisierung, aber auch gegen Rassismus, Homophobie und Antisemitismus leisten."

"Durch Krieg stärker werden"
Und wie sehen die Wiener Jugendlichen selbst das Thema Radikalisierungsgefahr? Im Interview mit krone.tv (Video oben) lässt ein befragtes Mädchen sofort aufhorchen. Die Jugendliche habe selbst zwei Freunde, die sich dazu entschlossen hätten, in den Dschihad zu ziehen. "Ich weiß aber nicht, was mit denen los ist", sagt sie. Nie hätte sie geglaubt, dass die beiden dazu fähig wären. Gefragt nach den Gründen für eine Radikalisierung, hört man seitens der Jugendlichen immer wieder ähnliche Antworten: Viele würden mit Schmeicheleien und Versprechen geködert, erhoffen sich, "durch den Krieg stärker zu werden" und so mehr Freundschaften schließen zu können. Tatsächlich dürfte also Anerkennung unter Gleichaltrigen eine große Rolle spielen.

Auch sehen sie die Eltern in der Pflicht, die Entwicklung ihres Kindes mitzuverfolgen und mögliche Tendenzen hin zu einer Sympathisierung mit radikalen Vereinigungen rechtzeitig zu bemerken.

"Da sind die Eltern schuld"
"Da sind die Eltern schuld", sagt etwa ein Schüler. "Von klein auf sagen sie den Kindern, sie sollen nur in die Kirche bzw. in die Moschee gehen. Das ist nicht normal." Als äußerst wichtig im Kampf gegen Radikalisierung erachten die Befragten daher eine gute Schulausbildung. "Schule ist immer gut. Da können sie dann darüber nachdenken, worum es bei dem Ganzen überhaupt geht."

Gleichgültig stehen Wiens Jugendliche der möglichen Radikalisierung in ihren Reihen jedenfalls nicht gegenüber. "Ich denke mir: Irgendwann werd ich auch einmal Kinder haben. Und dann denke ich mir: 'Sollte ich oder sollte ich nicht?' Weil: So wie die Welt derzeit aussieht, ist das wirklich nicht mehr normal."

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