"Dachte an Scherz"

Prozess um Vergewaltigung: Malier freigesprochen

Österreich
18.07.2017 14:30

Ein Mann aus Mali ist am Dienstag wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung vor Gericht gestanden. Der 32-Jährige wurde laut Anklage beschuldigt, im Oktober 2016 einer Frau in Wien K.-o.-Tropfen verabreicht und sie danach in seiner Wohnung vergewaltigt zu haben. Der Angeklagte wurde im Zweifel freigesprochen.

Die Frau war am 8. Oktober mit ihrem Lebensgefährten um 6 Uhr in eine Bar am Lerchenfelder Gürtel in Ottakring gekommen, die gelegentlich bis in die Vormittagsstunden geöffnet hat. Ihr Freund wollte jedoch nicht länger bleiben und ließ die 46-Jährige alleine zurück. Laut Zeugen soll die Frau daraufhin mehrere Männer, die an der Bar saßen, angesprochen haben.

"Ich habe gerne Sex mit Schwarzen"
Bei dem 32-Jährigen blieb sie schlussendlich hängen, der dort mit einem Freund Fruchtsaft trank. "Sie hat mich an den Haaren berührt und gesagt, dass ich schöne Haare habe." Ohne Umschweife hätte die Frau ihm weiter erklärt "Ich hätte gerne Sex mit dir", wie der Angeklagte dem Schöffensenat erzählte. "Ich hab gesagt 'Warum sagst du das, wenn du einen Freund hast'?", berichtete der Beschuldigte. Ihre angebliche Antwort: "Ich habe gerne Sex mit Schwarzen."

Nach mehreren alkoholischen Getränken, die von der Frau bezahlt wurden, fuhren die beiden gemeinsam mit dem Freund des 32-Jährigen in einem Taxi in dessen Wohnung. Zeugen, darunter der Security des Lokals, sagten aus, dass die 46-Jährige zwar betrunken war, aber "völlig normal" und ohne zu torkeln das Lokal verlassen hätte. Bereits im Taxi wurden Zärtlichkeiten ausgetauscht.

In der Wohnung angekommen zogen sich die beiden ins Schlafzimmer zurück. Dort soll es zu "einvernehmlichem, normalen Sex" gekommen sein, sagte der Angeklagte, der sich nicht schuldig bekannte. Im Anschluss tranken die beiden noch mit dem Freund des Maliers Alkohol und rauchten einen Joint, der 32-Jährige begleitete die Frau anschließend auf die Straße.

48 Stunden später Anzeige erstattet
48 Stunden später meldete sich die Frau bei der Polizei und gab an, ihr wären in einem Lokal K.-o.-Tropfen verabreicht worden und sie könne sich an nichts mehr erinnern. Spermaspuren am T-Shirt der Frau wurden sichergestellt und der 32-Jährige als mutmaßlicher Täter ausgeforscht. Die Behörde konnte des 32-Jährigen jedoch nicht gleich habhaft werden.

Beschuldigter: "Ich dachte zuerst an einen Scherz"
Im Mai dieses Jahres fahndete die Polizei schließlich mit einem Foto nach dem Malier. Ein Freund machte ihn darauf aufmerksam, dass sein Konterfei in der Zeitung zu sehen sei. "Ich dachte zuerst an einen Scherz", sagte der 32-Jährige, der von Anwalt Mirsad Musliu vertreten wurde. Er ging sofort zur Polizeiinspektion am Urban-Loritz-Platz und gab an, er sei der Mann, der mit dem Fahndungsfoto gesucht werde. Er wurde festgenommen.

Der Freund des Angeklagten bestätigte die Angaben des 32-Jährigen am Dienstag im Zeugenstand. Da sich die Frau erst zwei Tage später bei der Polizei meldete und zudem ein Gutachten erst ein halbes Jahr nach der Tat in Auftrag gegeben wurde, konnten die K.o.-Tropfen nicht mehr nachgewiesen werden. Auch der Türsteher sagte im Zeugenstand, dass die Frau recht aufdringlich war. "Ich nehme an, dass sie jemanden kennenlernen wollte", sagte der Security. Ihre Art "war mir selbst unangenehm, weil ich verlobt bin".

"Die Sache ist unrund"
"Die Sache ist unrund", meinte Verteidiger Musliu. Einige Beweismittel seien nicht eingeholt worden, wie eben das Gutachten, meinte der Anwalt. Zudem sei die 46-Jährige am Tag, bevor sie Anzeige erstattet hatte, noch Eis essen gewesen, meinte Musliu und forderte einen Freispruch.

Das Schöffengericht sah keine ausreichenden Beweise für eine Verurteilung. Der 32-Jährige wurde noch am Dienstag enthaftet. Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf Rechtsmittel. Das Urteil ist daher bereits rechtskräftig.

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