In Wien erschossen

Polizist Daniel S. (23) wollte heim nach Kärnten

Österreich
10.07.2016 06:00

Von Kindheit an hatte Daniel S. (23) den großen Traum, Polizist zu werden. Nach vier Monaten im Dienst verlor der Kärntner - er wollte immer nur Gutes tun und hatte den "fixen Plan", sich in in seine Heimat versetzen zu lassen - in Wien sein Leben.

Kärnten, Stein im Jauntal, am Rande von Sankt Kanzian. Zwischen Wäldern und Wiesen stehen hübsche Häuser; auf einem kleinen Hügel, mittendrin, eine alte Kirche, zu der über einen steilen Pfad ein Kreuzweg führt.

Hier, in dieser idyllischen Gegend, ist Daniel S. aufgewachsen. Er, der junge Polizist, der am Nachmittag des 2. Juli bei einem vermeintlichen Routineeinsatz in Wien-Penzing Opfer eines gewissenlosen Räubers wurde. Ein Schuss aus einer Beretta traf den 23-Jährigen in den Kopf.

Gemeinde unter Schock
Bei seiner Einlieferung ins AKH, 30 Minuten nach der fürchterlichen Tat, war er bereits hirntot. Am Montag ließen ihn seine Eltern noch ins Landesklinikum Klagenfurt überstellen. Seine Angehörigen und Freunde sollten sich dort in Ruhe von ihm verabschieden dürfen. Bevor am Dienstag die Maschinen, an denen er hing, abgeschaltet wurden.

Der Kärntner, der von Kindheit an nur Gutes tun und helfen wollte, rettete mit seinem Tod Leben. Organe von ihm wurden zum Transplantieren freigegeben. "Das wäre sicherlich in seinem Sinn gewesen", sagen Menschen, die ihn gekannt haben. Tränen, so viele Tränen sind in den vergangenen Tagen in Daniels Heimat vergossen worden. "Er war ein Sonnenschein, immer", schluchzt eine alte Frau, die viele Jahre Tür an Tür mit ihm gewohnt hat

Freundlich, intelligent, hilfsbereit
Seine Eltern: "Liebe, anständige Menschen". Der Vater: Angestellter in einer Schuhfabrik. Die Mutter: Köchin. Unfassbar glücklich seien die beiden gewesen, als ihr erstes Wunschkind damals, am 2. März 1993, gesund zur Welt kam. Behütet wäre der Bub groß geworden, in einer Großfamilie, mit Oma, Opa, Tanten, Onkeln, Cousins und Cousinen. Und er hätte sich so gefreut, später, 2001, über die Geburt eines Brüderchens.

Lustig, freundlich, intelligent, hilfsbereit - so wird Daniel S. in Sankt Kanzian beschrieben. Als ein "Bub", der niemals Schwierigkeiten machte; kranke Tiere, die er am Straßenrand fand, gesund pflegte; für betagte Nachbarn einkaufen ging; Wert auf Brauchtum legte, in einer Musikkapelle Trompete spielte; Spendenaktionen für sozial Schwache organisierte. Ein "Bub", voll der Empathie.

"Schwierig, Worte zu finden"
Pfarrer Friedrich Isopp - er unterrichtete Daniel in der Volksschule in Religion und hielt am Samstag eine berührende Grabrede für ihn - sagt: "Es war schwierig, Worte zu finden für seine Tragödie." Und der Hochwürden erinnert sich mit zittriger Stimme an das Früher: "Daniel ist ungefähr sieben gewesen, als er mir erstmals von seinem großen Traum erzählte: Polizist zu werden."

Ein Traum, der nie verschwand. Nach der Matura in der Handelsakademie Völkermarkt absolvierte der Bursch das Bundesheer. Im Anschluss daran bestand er die Aufnahmeprüfung an der Polizeischule Eisenstadt.

Ende 2014 ging er nach Wien. Besuchte weiterhin Kurse, machte erste Dienste. Und war, berichten Freunde, "extrem stolz", nachdem er im März 2016 die Abschlusstests mit hervorragendem Erfolg abgelegt hatte und in der Folge im Wachzimmer Storchengasse in Wien-Fünfhaus einen Posten zugeteilt bekam.

"Hier gehör ich einfach her"
Wissbegierig, fleißig, sympathisch, teamfähig - so wird der junge Kärntner von ehemaligen Kollegen beschrieben. Mitte Juni war er - zum letzten Mal - für ein paar Tage in Sankt Kanzian. Traf sich während des Familienbesuchs mit einem früheren Klassenkameraden: "Er plauderte darüber, wie viel Freude ihm sein Job bereitete. Und von seinem fixen Plan, sich sobald wie möglich nach Kärnten versetzen zu lassen. 'Denn hier gehör ich einfach her', sagte er."

Es sei so schwer, "es zu verstehen, dass wir dich niemals wieder sehen". Ein Satz, der auf Daniels Partezettel geschrieben steht.

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