Spielsucht als Motiv

Pensionist beging drei Überfälle: Sechs Jahre Haft

Österreich
07.05.2014 12:34
Sein Pech beim Glücksspiel hat ein 65 Jahre alter Pensionist in Salzburg mit drei Überfällen auf eine Bankfiliale, eine Tankstelle und einen Supermarkt wettmachen wollen. Die Beute der teils bewaffneten Coups fiel mit insgesamt 1.560 Euro allerdings mager aus. Einmal wurde der Mann von einer couragierten Angestellten mit einem heißen Backblech verjagt. Beim Prozess am Mittwoch kassierte der Beschuldigte sechs Jahre unbedingte Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Dass er die Coups jeweils an einem 3. Jänner begangen hatte, sei ein Zufall gewesen, sagte der Angeklagte am Mittwoch zu Richter Roland Finster. Als Motiv gab er Geldnot wegen seiner Spielsucht an. Seine Schulden belaufen sich auf 4.000 Euro.

Angeklagter: "Habe schon 15 Jahre eine Spielsucht"
Am 3. Jänner 2013 radelte der Beschuldigte zur Hypofiliale in Hallein, betrat vermummt die Bank, bedrohte eine Angestellte mit einer Gaspistole und rief: "Wo ist das Geld?" Dann schnappte er sich rund 1.500 Euro, die angeblich offen auf dem Pult lagen, und flüchtete. "Am gleichen Tag bin ich wieder zu einem Spielautomaten gegangen", schilderte der Angeklagte. "Ich habe schon 15 Jahre eine Spielsucht."

Genau ein Jahr darauf, am 3. Jänner 2014, als er wieder sein gesamtes Geld verloren hatte, überfiel er gegen 3 Uhr die Jet-Tankstelle in Hallein. Zur Tarnung zog er seinen Rollkragenpulver über Mund und Nase und setzte eine Kappe auf. An der Kasse hielt er der 41-jährigen Angestellten, die alleine in dem Tankstellenshop war, die Gaspistole vor.

Hiebe mit heißem Backblech
Die Frau reagierte couragiert: Sie schlug dem Räuber mit einem heißen Backblech, das sie gerade aus dem Ofen geholt hatte, auf die Hand. "Da hab' ich keinen Mut mehr gehabt und bin retour hinaus", schilderte der Angeklagte. Beim Hinauslaufen bekam er noch mehrere Hiebe mit dem Blech ab.

Am Nachmittag probierte er erneut sein Glück: Er radelte zu einer Billa-Filiale, vermummte sich abermals und stellte sich hinter eine Kassierin. Als die Kassenlade aufging, zog er zwei Scheine heraus und flüchtete mit 60 Euro. Doch zwei Zeugen der Tat rannten ihm nach und hielten ihn fest, bis die Polizei kam.

Seither sitzt der Pensionist in U-Haft. Sein Verteidiger meinte, dass die 20 Jahre alte Gaspistole "verrostet, ungeladen und völlig funktionsunfähig" war. Deshalb handle es sich bezüglich der Bank und der Tankstelle um einen einfachen Raub, der in dem Shop auch nur beim Versuch geblieben sei. Und in der Billa-Filiale habe sein Mandant das Geld ja nur gestohlen, so der Anwalt.

Opfer "schreckt sich vor eigenem Schatten"
"Es war nie die Absicht von mir, jemanden zu verletzen", rechtfertigte sich der Angeklagte. Allerdings leidet die damalige Tankstellenmitarbeiterin an einer posttraumatischen Belastungsstörung. "Im Nachhinein war ich geschockt. Ich habe immer noch Angst, in der Nacht kann ich noch nicht rausgehen", sagte die 41-Jährige zum Vorsitzenden. Opferanwalt Stefan Rieder forderte 5.000 Euro Teilschmerzensgeld, das der Frau auch zugesprochen wurde. "Sie kann nicht schlafen und muss Medikamente nehmen. Sie schreckt sich vor ihrem eigenen Schatten, hat Konzentrationsstörungen und ist seit 7. Jänner arbeitsunfähig", sagte Rieder.

Der bisher unbescholtene Pensionist wurde wegen zweifachen schweren Raubes und wegen minderschweren Raubes schuldig gesprochen. Der Strafrahmen betrug fünf bis 15 Jahre Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da weder Staatsanwalt Andreas Winkler noch Verteidiger Oscar Weiß eine Erklärung abgaben.

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