Trotz Sparkurs

ORF zahlte 2,4 Millionen Euro an Berater

Österreich
05.03.2015 22:02
ORF-Chef Alexander Wrabetz musste am Donnerstag harsche Kritik des Betriebsrates einstecken. Der Grund: Während im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beim Personal gespart wird und immer noch große Budgetlöcher klaffen, hat der ORF im Jahr 2014 2,4 Millionen Euro an Beraterhonoraren gezahlt. Eine horrende Summe, angesichts der Tatsache, dass der ORF bei den Mitarbeitern in den vergangenen Jahren rigoros den Sparstift angesetzt hatte.

Einen großen Teil der Beratermillionen erhielt die Firma Boston Consulting, die den ORF sowohl bei der Entwicklung der "Strategie 2020" als auch bei der Ausarbeitung der künftigen an "Content-Clustern" orientierten ORF-Struktur beraten hatte. Deutlich kleinere Summen erhielt unter anderem Kommunikationsberater Wolfgang Rosam. Aus dem ORF heißt es dazu, dass sich die reinen Beratungskosten lediglich auf 600.000 Euro belaufen, weil Ausgaben für Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater ja keine Beratungskosten im engeren Sinn wären.

Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser forderte von der ORF-Führung bereits Anfang Februar eine "Notbremse" in Sachen Beraterhonorare. Er sah in diesem Bereich "Hunderttausende Euros für bewusst nebulos angelegte Grundlagenforschung verschleudert". Laut einem Bericht des "Standard" soll Moser bei der Sitzung am Donnerstag Umsatz und Berateraufwand in ein Verhältnis zu den Daten der BBC gesetzt haben, bei der Beratungshonorare gerade für große öffentliche Aufregung gesorgt haben.

Doppelt so hohe Beraterkosten wie die BBC?
Beim ORF machen derartige Ausgaben laut Moser 0,27 Prozent des Umsatzes aus. Bei der BBC liegt der Anteil bei 0,13 Prozent, soll der Betriebsratschef in der Sitzung betont haben. Dies wurde von offizieller Seite allerdings dementiert: Die Beratungskosten lägen jedenfalls weit unter 0,25 Prozent des ORF-Umsatzes, hieß es aus dem Stiftungsrat.

Das "ORF-Strukturenprojekt", für das der Staatsfunk die Beraterfirma Boston Consulting (BCG) engagiert hatte, sorgt schon seit Längerem für Aufregung. Moser dazu im Februar: "Wer wenn nicht die im Haus arbeitenden Menschen weiß besser, wie und wo an Organisation und Struktur zu feilen ist? Im Sinne eines gut aufgestellten ORF und akzeptabler Arbeitsbedingungen im Unternehmen. Und wer wenn nicht unsere hoch bezahlten Manager und Direktoren sind dazu verpflichtet, diese Erfahrungswerte und dieses Arbeitswissen zu bündeln und auszuwerten?"

"Klassische Verschwenderei"
Alles andere klinge laut Moser "nach Megalomanie, eingeschränkter Kompetenz und klassischer Verschwenderei. Dass die von jahrelangen Sparprogrammen und drastischem Personalabbau gebeutelte Belegschaft darüber höchst empört ist, versteht sich von selbst. Und wenn man dann auch noch hören muss, dass für das ohnehin mehr als fragwürdige Vorhaben 'trimedialer Newsroom' Wohlfühlseminare in Managementsprech und 'Positiv-Denken'-Ideologie unter gut bezahlter externer Anleitung veranstaltet werden, ist das Maß nicht nur voll sondern tatsächlich überschritten."

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