Hofer "kein Rambo"

ORF-Elefantenrunde: Viele Sticheleien, kein Sieger

Österreich
21.04.2016 23:18

Bei der ORF-Elefantenrunde am Donnerstagabend (Video mit den Highlights oben!) haben alle sechs Hofburg-Kandidaten noch einmal ihre Kräfte mobilisiert und sich einen letzten Schlagabtausch geliefert. Größtenteils gestaltete sich die Diskussion staatstragend, aber auch Angriffe und Sticheleien blieben nicht aus. Die Sager des Abends kamen von FPÖ-Kandidat Norbert Hofer ("Vom Rambo bin ich weit entfernt") und Baumeister Richard Lugner. Dieser meinte: "Frauen sollen nicht zum Bundesheer, die haben Kinder zu kriegen."

Einen eindeutigen Sieger gab es bei der Elefantenrunde nicht, wodurch das Rennen um die Hofburg weiter völlig offen bleibt. Bei der Wahl am Sonntag könnte es noch sehr knapp werden, beinahe alle Kandidaten haben realistische Chancen, in die Stichwahl am 22. Mai zu kommen. Laut den Meinungsforschern sind noch etwa 2,2 Millionen Menschen unentschlossen, wem sie am 24. ­April ihre Stimme geben sollen.

Lugner schießt den Vogel ab
Die sechs Kandidaten unterstrichen in der Diskussionsrunde ihre bereits bisher vertretenen Positionen zu verschiedenen Themen - wie etwa zum Thema Bundesheer. Hier schoss Lugner den Vogel ab (siehe Video unten). Seiner Meinung nach sollen Frauen nämlich nicht zum Heer. "Die haben Kinder zu kriegen", so der Baumeister unter dem Gelächter des Publikums.

Lugner im Video: "Frauen haben Kinder zu kriegen."

FPÖ-Kandidat Hofer sprach sich für die Weiterführung der Wehrpflicht aus. "Der Wehrdienst ist der richtige Weg. Wenn es eine besondere Situation gibt, dann würde ich einer Verlängerung der Wehrpflicht zustimmen." Die Unabhängige Irmgard Griss dazu: "Ich habe für das Berufsheer gestimmt, aber jetzt haben wir halt die Wehrpflicht. Wichtig ist mir, wie steht es mit der Einsatzfähigkeit des Bundesheeres? In welchem Verhältnis steht die militärische Landesverteidigung zum Assistenzeinsatz?"

Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen ist es wichtig, dass das Heer keine polizeilichen Aufgaben übernehme. ÖVP-Kandidat Andreas Khol sprach sich für die Wehrpflicht aus, SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer würde zur Stunde eine Verlängerung des Präsenzdienstes nicht unterschreiben.

Moderation Ingrid Thurnher wollte von den Kandidaten weiters wissen, was sie im bisherigen Wahlkampf überrascht habe. Griss zeigte sich über die zunehmende Spaltung der Gesellschaft verwundert. Sie sprach von einem "Lagerwahlkampf" zwischen den Parteien. "Das ist aber das Letzte, was Österreich braucht."

Hofer: "Vom Rambo bin ich weit entfernt"
Hofer meinte, dass er mit den heftigen Auseinandersetzungen gerechnet habe. Über seine Drohung, die SPÖ-ÖVP-Regierung zu entlassen, sagte er: "Von Rambo bin ich weit entfernt." Man müsse trennen zwischen jenen, die Leistung bringen, und denen, die das nicht tun. "Ich kann auch Minister loben."

Für Khol war der Wahlkampf völlig neu, "erstmals sechs Kandidaten, ein angedeuteter Systemwechsel. Das Fairnessabkommen wurde von allen Mitbewerbern eingehalten." Von Politikverdrossenheit habe er nichts gespürt. "Das bestimmende Thema waren Flüchtlinge, da wurde jedes Wort auf die Waagschale gelegt."

Lugner kritisiert "Zwei-Parteien-Diktatur"
Angriffslustiger zeigte sich Lugner: Die gegenwärtige Koalition bezeichnete er als "Zwei-Parteien-Diktatur", zudem kritisierte er die hohen Ausgaben für das Bundespräsidentenamt. "Ich würde es um 500.000 Euro billiger machen", versprach er.

Hundstorfer betont seine "soziale Kompetenz"
Hundstorfer erklärte, er möchte ein "Bundespräsident mit sozialer Kompetenz" sein. Seine Mitbewerber hätten mit dem Wahlkampf sehr polarisiert und Inhalte vermischt. "Zeitweise hatte ich das Gefühl, das Parlament wird neu gewählt." Aber er habe sich im Wahlkampf sehr wohl gefühlt. "Ich bin kein Populist, ich bin so wie ich bin." Für Lacher sowohl im Publikum als auch bei seinen Widersachern sorgte er mit seiner Beteuerung, das Parteibuch der von ihm bestellten Spitzenbeamten nicht zu kennen.

Khol: "Präsident hat die Rolle des Fußballtrainers"
In einer weiteren Fragerunde ging es darum, wie stark sich ein Bundespräsident in die Tagespolitik einmischen soll. Khol sagte, dass der Präsident "die Rolle des Fußballtrainers" habe. Der ÖVP-Kandidat weiter: "Der Bundespräsident hat die Macht des Wortes. Er muss sie aber sehr dosiert einsetzen. Der Bundespräsident ist nicht der Super-Bundeskanzler!"

Hofer brachte diesbezüglich sofort das Thema Flüchtlinge aufs Tapet und stellte sich einmal mehr gegen die Türkei: "Der EU-Deal mit der Türkei ist fürchterlich! Ich hätte hier alles entgegengesetzt, was man entgegensetzen kann."

Für Van der Bellen habe ein Präsident nicht die Aufgabe, täglich um die "Schlagzeile des nächsten Tages zu kämpfen". Der Bundespräsident solle sich ihm zufolge vornehm zurückhalten und diplomatisch bleiben.

Griss verteidigte ihre missverstandenen Interviews: "Ich glaube, dass die Bundespräsidentin zu wesentlichen Themen wie der Verschärfung des Asylrechts etwas sagen sollte. Die Frage, wo wir in der Asylfrage stehen, sollte über die Tagespolitik hinausgehen."

Schlagabtausch Khol - Griss über Asylpolitik
Khol und Griss lieferten sich dann einen Schlagabtausch über die Flüchtlingskrise. Es ging um die kürzlich getätigte Aussage von Griss, dass die Aufnahme von 90.000 Flüchtlingen kein Notstand sei. "Sie überholen Van der Bellen links", wurde Griss von Khol kritisiert. Diese sprach von einer böswilligen Unterstellung: "Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut." Ihr sei ein fairer Umgang miteinander wichtig, Polarisierung und die Suche nach Schwächen des Gegners seien überflüssig. Dass sie "irgendeine Sympathie für das Naziregime hegen könnte", wie ihr zuletzt aufgrund einer Interviewäußerung unterstellt wurde, wies Griss vehement zurück. Khol betonte, als Präsident ein Brückenbauer sein zu wollen.

Lugner meinte zur Asylkrise: "Wir haben einen politischen Stillstand. Da muss man mit der Regierung sprechen, was tun wir, damit wir die Probleme lösen? Man sollte das Gespräch in aller Ruhe suchen, aber man muss mehr Druck auf die Bundesregierung ausüben."

In der nächsten Fragrunde ging es um die "Allmachtsfantasien" der Kandidaten. Hundstorfer: "Als Bundespräsident ist man nicht die Regierung. Aber mir war die soziale Sicherheit immer wichtig. Und ich kann dafür mitsorgen, dass die Ausbildungsgarantie auch weiter umgesetzt wird."

Hofer: "Khol tritt wie Haider auf!"
Hofer kritisierte seine Kontrahenten scharf: "Khol tritt wie Haider auf, Van der Bellen sagt er ist kein Grüner, Griss sagt, die Türkei kann der EU beitreten. Ich sage die Sachen so wie sie sind. Ich gebe ehrliche Antworten, wenn ich gefragt werde. Zuerst muss man sich um die Österreicher kümmern, das ist mein Zugang."

FPÖ-Kanzler? Schlagabtausch Hofer vs. Van der Bellen
Hofer und Van der Bellen lieferten sich auch Schlagabtausch bezüglich einer möglichen Angelobung eines FPÖ-Bundeskanzlers. "Auch Sie müssen den Wählerwillen respektieren", so Hofer. Van der Bellen: "Sie glauben doch nicht, dass die FPÖ 50 Prozent erreichen wird?"

In der vierten Fragerunde ging es um den umstrittenen TTIP-Vertrag zwischen Europa und den USA. "Ich werde den Vertrag nicht unterschreiben, ich möchte dazu eine Volksabstimmung", stellte Hofer klar. Khol schlug in dieselbe Kerbe: "Auch ich würde TTIP nicht unterschreiben. Und ich würde Initiative ergreifen für den europaweiten Atomausstieg."

Wahlhelfer und Fans gaben Kandidaten Rückendeckung
Vor der Elefantenrunde hatten die Kandidaten von ihren Wahlhelfern und Fans, die für sie vor dem ORF-Zentrum gute Stimmung verbreiteten, Unterstützung erhalten.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele