Nach Lawinendrama

Österreichische Bergführer wieder auf freiem Fuß

Österreich
02.04.2015 22:15
Nach dem Lawinenunglück in den französischen Alpen mit drei Toten sind am Donnerstag zwei österreichische Bergführer vorübergehend festgenommen worden. Sie wurden nach der Einvernahme am Abend wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Österreichische Alpenverein hatte zuvor mitgeteilt, dass es sich bei den beiden Männern, einem Tiroler und einem Steirer, um erfahrene, staatlich geprüfte Berg- und Skiführer handle. Sie sollen laut ÖAV am Freitag mit den anderen Überlebenden die Heimreise nach Österreich antreten.

Der Präsident des Österreichischen Alpenvereins, Andreas Ermacora, erklärte, es sei in Frankreich eine "gängige Prozedur", dass Personen bei einem Verdacht auf fahrlässige Tötung vorübergehend in Gewahrsam genommen werden können. Dies sei ihm auch von der Vertrauensanwältin der österreichischen Botschaft in Paris bestätigt worden.

Im Rahmen der Einvernahmen werde unter anderem überprüft, ob die beiden Bergführer - laut Alpenverein ein Tiroler und ein Steirer - als solche tätig sein durften. "Die beiden Bergführer waren im Auftrag des ÖAV unterwegs und sind geprüfte Bergführer nach dem Bergführergesetz. Dies berechtigt sie auch, in allen Mitgliedsländern des internationalen Bergführerverbandes, darunter auch Frankreich, uneingeschränkt als Bergführer tätig zu sein. Diesbezügliche Bestätigungen des nationalen und internationalen Verbandes liegen vor", sagte Ermacora.

Rückkehr in die Heimat am Freitag
Ermacora sagte weiter, dass die beiden Freitagfrüh zu einer weiteren Einvernahme bei der französischen Polizei erscheinen müssen und danach wohl mit den anderen sieben Überlebenden des Lawinenunglücks nach Österreich zurückkehren können. Laut ÖAV waren die sieben anderen Expeditionsteilnehmer am Donnerstagvormittag per Hubschrauber ins Tal nach Briancon ausgeflogen worden, wo sie sofort von der Öffentlichkeit abgeschirmt wurden.

In Begleitung eines ÖAV-Teams sind mittlerweile auch Angehörige der Verunglückten in Frankreich angekommen. "Es wird alles Nötige unternommen, um den Überlebenden eine baldige Heimreise zu ermöglichen. In Absprache mit der Tyrolean Air Ambulance, die auf Abruf bereit steht, ist der Alpenverein auch bemüht, die Überführung der Verstorbenen zu organisieren", hieß es in einer Aussendung.

Experte: "Übliche Skitour"
Die Ermittler in Frankreich sollen indes prüfen, wie die Tour in hochalpinen Lagen organisiert worden war. Nach Ansicht eines Experten war die Tour eine "übliche Skitour". Sie sei in den Westalpen sehr beliebt, erklärte Georg Rothwangl vom Touren-Informationssystem des Alpenvereins. "Es ist eine schöne Frühjahrsroute, klassisch zu Ostern", meinte Rothwangl.

Jedenfalls habe es sich um "nichts Extremes" gehandelt, auch wenn in diesem Gebiet alles ein wenig "höher und steiler" sei. Die Gruppe sei nach seinen Informationen in den Tagen zuvor "von Hütte zu Hütte gegangen" und habe dabei auch ein paar Gipfel bestiegen.

Am Mittwoch seien die Sportler ebenfalls von einer Hütte gestartet und hätten in weiterer Folge zu Fuß eine Scharte bzw. ein Joch überschritten. Anschließend, als sie wieder ihre Skiausrüstung anlegen wollten, passierte das Unglück. "In dieser Gegend kann man bei Touren generell die Hütten gut mit den Jöchern verknüpfen. Den größten Teil der Tour hatten sie jedenfalls an diesem Tag bereits geschafft", sagte der Experte. Die Gruppe hätte vermutlich noch rund eine halbe Stunde Abfahrt bis zur Ecrins-Hütte vor sich gehabt.

Starker Wind dürfte Schneebett losgelöst haben
Die plausibelste Hypothese zum Unfallhergang ist nach bisherigen Erkenntnissen, dass starker Wind ein Schneebett losgelöst hat, das die Skifahrer unter sich begrub. Der Staatsanwaltschaft zufolge war am Mittwoch in den gesamten französischen Hochalpen wegen starker Windböen vor Lawinen gewarnt worden. Das Risiko wurde demnach auf einer fünf Stufen umfassenden Skala mit drei eingestuft.

Die Lawinenwarnstufe drei werde in diesem Gebiet in den meisten Fällen ausgegeben und sei "nichts Ungewöhnliches", erklärte Rothwangl. "Man kann nicht sagen, dass die Lawinensituation kritisch oder wild war", sagte der Experte. Die Warnstufe drei habe aber eine große Bandbreite - von einem "entspannten Dreier", der eher in Richtung Lawinenwarnstufe zwei tendiere, bis hin zu einem "angespannten Dreier", der Warnstufe vier näher sei, gab der ÖAV-Experte zu bedenken. Man müsse aber zuerst die näheren Untersuchungen abwarten, um dies abschließend beurteilen zu können.

Schwer verletzter Tiroler weiter im Koma
Die drei jungen Alpinisten aus Wien, Salzburg und Südtirol waren nach dem Lawinenabgang noch an Ort und Stelle verstorben. Ihr Tiroler Kollege wurde in eine Klinik nach Grenoble geflogen. Er befindet sich laut dem französischen Staatsanwalt Raphael Balland weiter im Koma, die Ärzte schätzen seinen Zustand als kritisch ein.

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