Tod in Slowenien

Obduktionsergebnis im Fall Oliver D. erst in einer Woche

Österreich
14.11.2012 10:20
Die Todesursache jenes 43-jährigen Wieners, der am Samstag nach einer langen Verfolgungsjagd von Graz nach Slowenien im Spital von Murska Sobota verstorben ist, bleibt weiter unklar. Zwar wurde am Dienstag die Obduktion durchgeführt, mit den Ergebnissen ist aber erst in einer Woche zu rechnen. Mit neuen Informationen wartete hingegen die behandelnde Klinik auf: Laut dem Krankenhaus habe man Oliver D. - entgegen erster Meldungen - keine Beruhigungsspritze verabreicht.

Oliver D. habe sich nach der Festnahme in einem schlechten psychischen Zustand befunden, erklärte Drago Ribas, der Direktor der Polizei in Murska Sobota. "Er war unbeherrschbar, hysterisch und aggressiv." Dies und kleinere Verletzungen, die er bei der Festnahme erlitten hatte, waren die Gründe für die Einlieferung in das Spital.

"Keine Beruhigungsmittel bekommen"
Dort allerdings soll ihm keine Beruhigungsspritze verabreicht worden sein. "Der Patient hat keine Beruhigungsmittel bekommen", hieß es am Dienstag vom Krankenhaus in Murska Sobota. Beim Eintreffen ins Spital um 11.55 Uhr sei D. verwirrt, desorientiert und aggressiv gewesen. Binnen weniger als fünf Minuten habe er das Bewusstsein verloren, seine Lebenszeichen seien schwächer geworden.

Nachdem keine Lebensfunktionen des Mannes mehr feststellbar gewesen seien, seien ihm die für eine Wiederbelebung üblichen Medikamente verabreicht worden. 45 Minuten lang hätten die Ärzte um das Leben des Österreichers gekämpft und ihn reanimiert. Doch es sei vergebens gewesen.

Mit den Obduktionsergebnissen, die für Mittwoch erwartet worden waren, sei erst in einer Woche zu rechnen. "Wir müssen noch die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchungen abwarten", erklärte Joze Balazic, Leiter des Gerichtsmedizinischen Instituts in Ljubljana: "Bis dahin können wir nichts Konkreteres sagen." Ob diese Informationen dann auch veröffentlicht werden, liege dann allerdings am Untersuchungsrichter.

Tankbetrug zwischen Wien und Graz
Nach wie vor bleibt auch ein Rätsel, was den 43-Jährigen dazu bewogen hatte, sich auf eine Verfolgungsjagd mit der Polizei bis nach Slowenien einzulassen. Wie Joachim Huber von der Landespolizeidirektion Steiermark erklärte, wurde im Nachhinein bekannt, dass der Mann bei der Fahrt von Wien nach Graz auf einer Autobahnraststätte einen Tankbetrug begangen hatte. "Vielleicht war das der auslösende Moment", sagte Huber.

Am Samstagvormittag war jedenfalls bei der Grazer Polizei eine Anzeige gegen Oliver D. eingegangen: Im Bereich der Kärntnerstraße stehe in einer Siedlung ein Wagen, dessen Lenker laut hupe und im Stand Vollgas geben würde. Den alarmierten Streifenbeamten erklärte der Wiener, dass er auf den Besitzer eines benachbarten Hotels warte. Daraufhin schloss er sich im Fahrzeug ein. Als die Polizisten seine Identität klären wollte, fuhr er los.

Mit 120 km/h durch Grazer Kärntnerstraße
Damit begann die halsbrecherische Flucht des Wieners. Laut Huber bretterte der Mann mit 120 Stundenkilometern die Kärntnerstraße entlang. Während der Verfolgungsjagd durch die steirische Landeshauptstadt machte er mehrere gefährliche Überholmanöver, fuhr auch entgegen die Fahrtrichtung und brauste schließlich auf der Südautobahn mit Tempo 200 zunächst in Richtung Norden. Die Polizei wollte ihn zum Anhalten zwingen und sperrte deshalb den Gratkorntunnel. Doch Oliver D. dürfte die Warnungen der Polizei via Radio gehört haben, verließ die Autobahn Richtung Norden und wandte seine Flucht jetzt nach Süden.

Auch Cobra konnte ihn nicht stoppen
Zu diesem Zeitpunkt waren bereits sechs Polizeifahrzeuge an der Verfolgungsjagd beteiligt. Vor der slowenischen Grenze schalteten sich zusätzlich zwei Zivilstreifen der Cobra in die Verfolgung ein. Aber auch den erfahrenen Cobrabeamten gelang es nicht, den Wiener zu stoppen. Er konnte laut Huber mit Brems- und Ausweichmanövern die Überholversuche der Beamten verhindern. Auch versuchte er mehrfach, die Autos der Cobra zu rammen.

Die nächste Straßensperre vor der österreichisch-slowenischen Grenze konnte den 43-Jährigen ebenfalls nicht stoppen: Bevor sie lückenlos geschlossen werden konnte, hatte er die Sperre erreicht und umfahren.

In 32 Minuten 91 Kilometer zurückgelegt
Auch in Slowenien, wo der Wiener in Fahrtrichtung Ungarn unterwegs war, konnte er der Polizei zunächst entkommen. In der Nähe von Turnisce war es den Beamten sogar gelungen, den Mann aufzuhalten. Doch als ein Beamter die Beifahrertür öffnete, warf Oliver D. einen Regenschirm nach ihm und brauste erneut davon.

Dabei stieß er mit seinem Wagen einen Polizeikombi zur Seite, wie Ribas erklärte. Erst gegen 11.30 Uhr konnte ihn eine mit Lastwagen errichtete Straßensperre bei der Raststätte Pinze vor der Grenze zu Ungarn stoppen. Um den 43-Jährigen aus seinem Auto zu bekommen, mussten die Beamten die Scheiben einschlagen und Pfefferspray einsetzen. Schließlich konnte er festgenommen werden und wurde ins Spital gebracht.

Wie Ribas betonte, war die Aktion bei sehr hohen Fahrtgeschwindigkeiten extrem gefährlich gewesen. "Der Wiener befand sich 32 Minuten lang in Slowenien und hat dabei 91 Kilometer hinter sich gelegt", erklärte der Polizeidirektor. Sowohl österreichische als slowenische Beamte hätten dabei alle Handlungen korrekt ausgeführt, hieß es von beiden Seiten.

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