Immer mehr Gebühren

Nicht nur beim Abheben: So zocken uns Banken ab

Wirtschaft
14.07.2016 16:32

Seit der US-Anbieter Euronet - wie berichtet - 1,95 Euro je Abhebung verlangt, gehen die Wogen in Österreich hoch. Die Bankomatgebühr wäre aber nur eine weitere Einnahmequelle der Banken. Schon jetzt ist der Gebührendschungel sehr unübersichtlich. Für viele Leistungen wird nämlich bereits "extra" kassiert. Vor allem jenen Kunden, die keine umfassenden (teuren) Kontopakete haben, drohen Zusatzkosten von mehreren Hundert Euro im Jahr.

Ein Blick auf das "Konditionenblatt" des Girokontos bei der Hausbank zeigt schnell, wie kompliziert die Gebührenstruktur tatsächlich ist. Zahlt man beispielsweise eine Überweisung am Schalter bar ein, sind bis zu 2,90 Euro extra fällig.

Gleiches gilt für Barabhebungen beim Berater. Hier reicht die Bandbreite von einem bis zu stolzen drei Euro je Behebung. Wer also einmal pro Woche "Geld holt", zahlt im Extremfall mehr als 150 Euro im Jahr zusätzlich. Aber auch all jene, die sich ihre Kontoauszüge zuschicken lassen, müssen dafür mitunter ins Börsel greifen.

Mahnungen bei Krediten kosten bis zu 50 Euro
Übersehen sollten Kreditnehmer auch keine fällige Rate. Muss die Bank eine Mahnung verschicken, sind im schlimmsten Fall bis zu 50 Euro "Strafe" fällig. Generell schnüren die Kreditinstitute immer öfter individuelle Kontopakete, je nach den eigenen Bedürfnissen (Studenten, Senioren usw).

Dementsprechend sind die inkludierten Leistungen auch sehr unterschiedlich. Man sollte sich daher genau informieren, was dabei ist und was nicht. Andernfalls erlebt man bei der in der Regel quartalsweisen Kontoabrechnung sein Wunder.

SPÖ lässt Gesetz gegen Bankomatgebühr prüfen
Ein Verbot der Bankomatgebühren fordert jetzt die SPÖ. Andreas Schieder, sozialdemokratischer Klubobmann und enger Berater von Bundeskanzler Christian Kern, sagte am Donnerstag zur "Krone", dass derzeit alle rechtlichen Maßnahmen geprüft würden, die ein solches Verbot möglich machen.

"Ein Bankomat ist kein Tschickgerät. Sondern da wollen sich die Menschen ihr eigenes Geld von der Bank abholen. Man zahlt ohnehin schon genügend an Kontoführungsgebühren", so der SPÖ-Klubobmann. Ein Gutachten des Verfassungsdienstes habe bereits ergeben, dass ein Gebühren-Verbot beim Geldbezug von einem Bankomaten laut Konsumentenschutzgesetz durchaus zulässig wäre.

Kosten für Kontoführung über EU-Schnitt
Schieder begründete die Überlegung zusätzlich mit den ohnehin sehr hohen Kosten für die Kontoführung. Österreichs Banken lägen hier über dem EU-Schnitt und seien deutlich teurer als in Deutschland. "Wir sind unter den zehn Teuersten in Europa", sagt der Klubchef.

Zudem, so Schieder, sind Bankomatbehebungen für die Kunden in anderen europäischen Staaten ebenfalls gebührenfrei. In Irland etwa habe die Notenbank solche Gebühren für die Bankomatnutzung ausdrücklich untersagt. Und auch in Portugal seien Bankomatgebühren von der Regierung verboten worden.

147 Millionen Bankomatbehebungen pro Jahr
In Österreich wurden zuletzt jährlich etwa 147 Millionen Bankomatbehebungen durchgeführt, dabei im Durchschnitt 200 Euro abgehoben. Bisher wurde dem Kunden dafür nichts verrechnet, die Banken stellten einander gegenseitig 40 Cent pro Behebung in Rechnung. Das war mehr oder weniger ein Nullsummenspiel.

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