"Mir glaubt niemand"

Nach Fenstersturz: Kritik an Grazer Fürsorge

Österreich
07.11.2014 07:49
Neue Details gibt es im Fall jener 44-jährigen Serbin, die sich am Mittwochnachmittag in Graz-Eggenberg mit ihrer fünf Jahre alten Tochter aus dem dritten Stock zwölf Meter in die Tiefe gestürzt hatte. So war die Fürsorge über den ersten Versuch der Mutter, gemeinsam mit ihrer Tochter aus dem Fenster zu springen, voll informiert - und gab der psychisch kranken Serbin nach nur zweiwöchiger Behandlung in der Landesnervenklinik das Sorgerecht für die Fünfjährige zurück.

Mutter und Kind befinden sich im LKH und dürften überleben. Das ist die gute Nachricht, doch dahinter verbirgt sich eine menschliche Tragödie. Die 44-Jährige erlitt Wirbelbrüche - es besteht der Verdacht auf eine Querschnittlähmung. Bei ihrer Tochter Jasmina stellten die Ärzte mehrere Knochenbrüche sowie schwere Kopfverletzungen fest. Wenn die Fünfjährige das Spital verlässt, kommt sie auf einen Pflegeplatz - so wie das bereits Ende März für die Dauer von zwei Wochen der Fall gewesen war.

"Mir glaubt eh niemand, mein Ex-Mann ist schuld"
Die Fürsorge kennt den tragischen Vorfall: Am 28. März hatte die Polizei in Graz-Eggenberg vor demselben Mehrparteienhaus Position bezogen. Im dritten Stock saß die 44-Jährige auf der Fensterbank, auf dem Schoß das weinende Kind, das von Geburt an schwer herzkrank ist und bereits viermal operiert wurde.

"Mir glaubt eh niemand, mein Ex-Mann ist schuld", schrie die Frau und machte Anstalten, sich mitsamt der Tochter in die Tiefe zu stürzen. Polizeibeamte beruhigten sie. Danach behauptete die Frau, dass sie nur auf sich aufmerksam, aber keinen Blödsinn machen wollte. Die folgenden zwei Wochen verbrachte die Frau in der Sigmund-Freud-Klinik und bekam danach sofort das Sorgerecht für Jasmina zurück.

"Aus Datenschutzgründen" darf Vasilliki Argyropoulos, die Sprecherin des Jugendamtes, dazu nichts sagen. Ein bitterer Beigeschmack rund um das Verhalten der Fürsorge in diesem Fall bleibt: Denn das, was Monate zuvor fast passiert wäre, war wohl ein deutliches Signal.

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