"Dämon bekämpft"

Messerattacke auf Portier: Täter eingewiesen

Österreich
13.02.2015 15:54
Ein 40-jähriger Mann ist wegen der Attacke auf einen Wiener Portier am Freitagnachmittag in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen worden. Der Betroffene erklärte vor einem Schwurgericht am Straflandesgericht, Stimmen hätten ihm gesagt, gegen "den Dämon" zu kämpfen. Der Richterspruch ist bereits rechtskräftig.

"Ich war in einem psychischen Ausnahmezustand", sagte der 40-Jährige, der bereits seit geraumer Zeit unter psychischen Problemen litt. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre fand der Akademiker keinen adäquaten Job und heuerte 2003 als Security bei einer Sicherheitsfirma an, wo er schließlich die Überwachung des "Hauses der Forschung" in Wien-Alsergrund übernahm.

Im Dezember 2012 hatte er die erste Wahnvorstellung: "Ich habe vor meinen Augen einen Mordanschlag gesehen", sagte der Beschuldigte. Es folgte ein stationärer Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung. Er glaubte damals gesehen zu haben, wie einer schwangeren Kollegin das Kind gewaltsam aus dem Bauch getreten worden sei, erklärte er der Richterin.

"Ich habe vom Weltuntergang geträumt"
Nach einem mehrmonatigen Krankenstand war der 40-Jährige seinen Arbeitsplatz los, er sollte einen jüngeren Kollegen auf den Job einschulen - sein späteres Opfer. Zwei Wochen vor dem Übergriff im Oktober 2014 haben die Wahnvorstellungen dann wieder angefangen, "ich habe vom Weltuntergang geträumt", immer wieder habe er Stimmen gehört. In der Nacht vor der Tat konnte der 40-Jährige nicht schlafen, die Stimmen von "Poltergeistern" und "Vampiren" ließen ihn nicht zur Ruhe kommen.

Doch plötzlich hörte er nur noch eine Stimme in seinem Kopf, nämlich jene von einer ehemaligen Arbeitskollegin, für die er ein wenig geschwärmt hatte. Die Frau habe ihm gesagt, er solle sich in das "Haus der Forschung" begeben und in den siebenten Stock fahren, dort würde er ein Geschenk erhalten und sie würde auch auf ihn warten. Er möge jedoch zur Verteidigung gegen mögliche Angriffe von Dämonen ein Messer mitnehmen, was der 40-Jährige auch tat. Bewaffnet mit einem Küchenmesser mit einer 20 Zentimeter langen Klinge fuhr er am 7. Oktober um 6 Uhr in die Sensengasse und betrat das Gebäude.

Heftige Attacken im Blutrausch
Dort traf er auf seinen 30-jährigen Ex-Kollegen, der gerade den Dienst begonnen hatte und sich wunderte, was der 40-Jährige um diese Zeit dort verloren hat. Nachdem über den Mann auch ein Hausverbot verhängt worden war, komplimentierte er ihn aus dem Gebäude. Nach nicht einmal einer Minute kehrte der Beschuldigte jedoch zurück und attackierte den 30-Jährigen.

Wie massiv der Angriff war, zeigten die Videoaufnahmen aus einer Überwachungskamera, die im Gerichtssaal auf eine große Leinwand projiziert wurden. Immer wieder stach der 40-Jährige auf den Portier ein, der fiel mehrmals hin, rappelte sich wieder auf, ehe wieder auf ihn eingestochen wurde. Im letzten Moment konnte er flüchten. "Er war in einem Blutrausch. Ich hab geglaubt, das war's", sagte der Portier, der nach einem dreimonatigen Krankenstand seit Jänner wieder im "Haus der Forschung" seinen Dienst versieht. "Eine Stimme hat mir gesagt, ich soll den Dämon bekämpfen. Ich schäme mich heute dafür", sagte der Angeklagte.

Paranoide Schizophrenie attestiert
Der 30-Jährige, der die Attacke nur knapp überlebt hat, erlitt mehrfache Stiche in Bauch, Brust und Rücken. An der rechten Hand wurden ihm durch Abwehrverletzungen die Sehnen durchtrennt. Durch die Wucht der Stiche kam es zudem zu einem Bruch des linken Schulterblattes. Laut Gerichtsmediziner Wolfgang Denk hatte der Angriff keine schweren Dauerfolgen verursacht, jedoch wären durch die Attacke mit dem langen Messer "lebensgefährliche Verlaufsfolgen zu erwarten gewesen".

Gerichtspsychiater Siegfried Schranz attestierte dem Angeklagten eine paranoide Schizophrenie, bei der er nicht in der Lage sei, von der Realität zu differenzieren. Zum Zeitpunkt der Tat sei der 40-Jährige aufgrund seiner Erkrankung nicht zurechnungsfähig gewesen. Er wird in einem Maßnahmenvollzug für zurechnungsunfähige Täter untergebracht.

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