Neue Studie warnt

Maßnahmen bei Pensionen “in 20 Jahren verpufft”

Österreich
16.06.2014 08:08
Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, das faktische Pensionsantrittsalter von derzeit 58,5 Jahren bis 2018 auf 60,1 Jahre zu steigern - allerdings herrscht bei diesem zentralen Vorhaben derzeit Stillstand. Damit nicht genug, zeigt eine neue Studie von Agenda Austria nun auf, dass die gesetzten Maßnahmen das Pensionsproblem nicht nachhaltig lösen werden, wie das Ö1-"Morgenjournal" am Montag berichtete. Spätestens in 20 Jahren müsste demnach wieder nachgebessert werden, weil alle Effekte verpufft wären.

Derzeit gibt es keine Garantie dafür, dass die geplante Anhebung des Pensionsantrittsalters auch funktioniert. Zusätzliche Maßnahmen könnten notwendig werden, aber über die müssten sich die Koalitionspartner erst einmal einigen. Wie schwer dies ist, zeigt aktuell die nicht erzielte Einigung des lange erwarteten Pensionsmonitoring. Dabei sollen die Entwicklung des Antrittsalters, getrennt nach Geschlecht, Altersgruppe und Pensionsart beobachtet werden. Statt noch vor der Sommerpause des Parlaments wird das Monitoring jedoch frühestens im Herbst kommen.

Frage des Tages in der Infobox: Sind unsere Pensionen langfristig gesichert?

Was mit Pensionen passiert, wenn nichts passiert
Experten der Denkfabrik Agenda Austria zeigen jetzt in einer aktuellen Studie auf, was passiert, wenn - außer der geplanten Anhebung des Antrittsalters auf 60,1 Jahre bis 2018 - nichts passiert: Der Pensionszuschuss über Steuern oder Schulden würde binnen 30 Jahren von heute zehn auf 22 Milliarden Euro explodieren bzw. die Beiträge würden von 22,8 auf 36 Prozent steigen oder die Durchschnittspension würde um ein Drittel sinken, zitiert das ORF-Radio aus den Ergebnissen.

Auch Anhebung auf 65 Jahre bis 2020 nicht nachhaltig
In der Studie werden dem Bericht zufolge zwei Varianten mit diesem "Basismodell" verglichen. Eine Variante geht dabei von der raschen Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 65 Jahre bis 2020 aus. Ein Ansatz, der radikal klingen mag, aber laut den Studienautoren ebenfalls nicht nachhaltig sei. Das Finanzierungsproblem würde sich auch hier nur in die Zukunft verschieben. Ab 2035 müsste erneut nachgebessert werden, weil dann wieder so wie heute zwei Einzahler auf einen Pensionisten kommen würden - der Effekt wäre verpufft.

Dynamisches Modell wie in Schweden als Alternative
Wirklich nachhaltig wäre laut den Studienautoren, Michael Christl und Denes Kucsera, deshalb nur ein dynamisches Modell. Bei dieser Variante, wie sie etwa in Schweden angewendet wird, werde die ständig steigende Lebenserwartung berücksichtigt und das Pensionsantrittsalter um jeweils drei Monate pro Jahr angehoben. Dies habe zum Effekt, dass der Zuschuss zu den Pensionen auf heutigem Niveau mehr oder weniger stabilisiert würde, langfristig sogar sinken - auch bei der Ersatzrate, also der Pensionshöhe. Beim Pensionsbeitrag bringe diese "Autopilot"-Variante für die Pensionisten die geringsten Schwankungen.

Die Studie weist zudem darauf hin, dass im derzeitigen Pensionssystem keine Lösung für die Baby-Boom-Generation der 1960er-Jahre vorgesehen sei. Die Finanzierungslast für diese Jahrgänge treffe demnach in Österreich besonders die Jüngeren: Die zwischen 1980 und 2010 Geborenen würden aus dem Pensionssystem nur rund 80 Prozent von dem herausbekommen, was sie eingezahlt haben.

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