Tonband bestätigt:

Lokführer (21) fuhr trotz Halt-Signal weiter

Österreich
07.05.2015 15:51
Nach dem schweren Zugunglück im steirischen Übelbach, bei dem ein junger Lokführer starb und acht Personen verletzt wurden, gibt es eine erste Auswertung der Tonbänder: Laut diesen hat der 21-jährige Steirer tatsächlich das Halt-Signal missachtet. Die Eisenbahner-Gewerkschaft warnt dennoch vor "Vorverurteilungen", bevor nicht alle möglichen technischen Ursachen für den Unfall ausgeschlossen seien.

Wie Gerhard Wittmann, der Geschäftsführer der Steiermärkischen Landesbahnen, bestätigte, wurden am Donnerstag die Tonbänder der via Handy geführten Gespräche zwischen den Lokführern und der Fahrdienstleitung ausgewertet. Das Ergebnis: Beide Fahrer hatten Kontakt aufgenommen und bestätigt, bis Waldstein und nicht weiter zu fahren.

Suche nach technischen Ursachen für das Unglück
Wieso der 21-Jährige, der seinen Verletzungen am Unfallort erlag, die Fahrt fortsetzte, ist ein Rätsel. Weitere Aufschlüsse erhofft man sich nun von der Zugbegleiterin, da sie die Vorgehensweise genau kennt. Sie ist zwar stabil, kann aber noch nicht befragt werden. Sorge herrscht weiterhin um eine 60-jährige Passagierin: Sie kämpft noch immer um ihr Leben.

Der Zugverkehr zwischen Deutschfeistritz und Übelbach wurde am Tag nach dem Unglück wieder aufgenommen. Die beiden beschädigten Zuggarnituren wurden in die Remise der Steiermärkischen Landesbahnen nach Übelbach gebracht, wo ein Gutachter mögliche technische Ursachen für den Unfall suchen bzw. ausschließen soll.

Chef-Gewerkschafter gegen "pietätslose Vorverurteilungen"
Roman Hebenstreit, der Vorsitzende des Fachbereichs Eisenbahn bei der Gewerkschaft vida,wies am Donnerstag trotz des von den Landesbahnen veröffentlichten Ergebnisses der Tonbandauswertung "pietätlose Vorverurteilungen" zurück: "Solange organisatorische und systemische Mängel im Betriebsablauf nicht ausgeschlossen werden können, ist es völlig unangebracht, bereits von menschlichem Versagen als Ursache des Zusammenstoßes zu sprechen." Er kritisierte damit auch die Aussagen von Landesbahnen-Geschäftsführer Wittmann, der gleich nach dem Unglück einen Fehler des Lokführers vermutet hatte.

Ex-Mitarbeiter wiesen auf Sicherheitsmängel hin
Seitens ehemaliger Mitarbeiter der Landesbahnen hatte es zudem bereits seit Längerem Vorwürfe gegeben, wonach es auf der Strecke Sicherheitsmängel gebe. "Wenn es sich bewahrheitet, dass die Fahrzeuge kein GPS haben, ist das ein Wahnsinn. Diese Strecken werden üblicherweise mit GPS überwacht, die Technik ist seit einem Jahrzehnt im Einsatz." Stimmten die Vorwürfe der ehemaligen Mitarbeiter, "war es menschliches Versagen, ja, aber bei der Geschäftsführung", sagte Hebenstreit. Die Meldungen der Ex-Mitarbeiter würden erst geprüft, weshalb man noch keine Details der Vorwürfe nennen wolle.

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