Evakuierung zu spät

Libyen-Geiseldrama: “Wer blieb, tat es freiwillig”

Österreich
11.03.2015 16:39
Die Firma des in Libyen entführten Österreichers wollte kurz vor der Geiselnahme ihre letzten verbliebenen Mitarbeiten vom überfallenen Ölfeld abziehen. 51 ausländische Mitarbeiter seien in Zella, südwestlich des Ölfelds Al-Ghani, in letzter Sekunde in Sicherheit gebracht worden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Das Team in Al-Ghani blieb vorerst vor Ort - freiwillig, wie das Unternehmen betonte, jedoch mit verheerenden Folgen.

Neun Mitarbeiter des maltesisch-österreichische Unternehmens VAOS (Value Added Oilfield Services) wurden am vergangenen Freitag vom Al-Ghani-Feld entführt - kurz bevor auch sie abgezogen werden sollten. Neben dem Österreicher wurden ein Tscheche, ein Ghanaer, zwei Bangladescher und vier Filipinos entführt, wie nun auch die VAOS-Geschäftsführer Johann Tomek und Christian Wintersteiger mitteilten. Die Identität der Entführten werde nicht preisgegeben, um sie keinem noch größeren Risiko auszusetzen und den Angehörigen Schmerz zu ersparen, hieß es.

Am Freitag hatte die Firma zwei in Libyen betriebene Ölfelder evakuieren wollen - darunter auch Al-Ghani. Kurz vor der geplanten Abreise der Mitarbeiter wurde das Team von einer bewaffneten Miliz eingekreist und entführt. Fünf Männer seien in das Camp eingedrungen und hätten die Anwesenden versammelt, bevor diese auf Fahrzeuge geladen und abtransportiert wurden. Dabei wurde kein VAOS-Mitarbeiter verletzt, betonte das Unternehmen.

"Wer blieb, tat es freiwillig"
VAOS habe seinen Beschäftigten stets versichert, dass sie das Recht hätten, jederzeit nach Hause zu reisen. Die Mitarbeiter hätten schriftlich mitgeteilt, ob sie abreisen oder weiterarbeiten möchten. "Wer blieb, tat es freiwillig", erklärten die Geschäftsführer. Bereits im Februar war die Belegschaft in Al-Ghani wegen der unsicheren Produktion und des Sicherheitsrisikos von 62 auf ein 14 Leute umfassendes Kernteam mit elf Ausländern und drei Einheimischen reduziert worden.

Das Camp bei dem Ölfeld habe als sicher gegolten, sei in einer größeren gesicherten Zone gelegen und von speziellen Wachen geschützt worden. Man habe auch keine schriftliche oder mündliche Warnung von der Libyschen Nationalen Ölgesellschaft erhalten. Die Firma beschäftige einen Security-Manager und sorge dafür, dass die Sicherheitsregeln von den Mitarbeitern eingehalten werden.

VAOS evakuiert weitere Ölfelder
Das Unternehmen stehe in engem Kontakt mit den Angehörigen der Entführten und dem österreichischen Außenministerium sowie den entsprechenden Botschaften, um den Aufenthaltsort und die sichere Rückkehr der Vermissten sicherzustellen. VAOS arbeite seit mehr als 30 Jahren in Libyen und sei auf zehn Ölfeldern im Land präsent. Einige seien bereits evakuiert worden, alle seien bewacht. Während der libyschen Revolution 2011 seien alle Mitarbeiter außer Landes gebracht worden.

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