Präsidentin in Wien

Kroatien in der Krise: Droht zweites Griechenland?

Österreich
18.06.2015 16:41
Eine Million Österreicher verbringen jedes Jahr ihren Sommerurlaub an den pittoresken Küsten Kroatiens, Österreich ist der größte Auslandsinvestor in dem Balkanland. Aber das jüngste Mitglied der EU ist neben Griechenland auch das größte Sorgenkind der Union. Kroatiens frisch gewählte Präsidentin war am Donnerstag auf Besuch in Wien.

20 Prozent Arbeitslosigkeit, Massenabschiebungen in die Frühpension ohne Abschläge, um diese Zahl nicht noch weiter ansteigen zu lassen, ein Defizit von 5,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes bei einer Gesamtverschuldung von fast 90 Prozent des BIP, eine beinahe schon kafkaeske Bürokratie und Justiz, die Unternehmern und Investoren das Leben oft regelrecht zu Hölle macht, die niedrigste Quote an Hochschulabsolventen in Europa, gleichzeitig zu hohe Steuern und Lohnnebenkosten sowie eine Wirtschaft, die seit sechs Jahren in der Rezession steckt - Letzteres schafft in der EU sonst nur Griechenland. Die Sorgen der EU-Kommission sind also mehr als berechtigt. Und deren Ruf nach Reformen ebenso. Da Kroatien aber spätestens im kommenden Jänner ein neues Parlament wählt, ist von der Regierung da wohl nicht mehr viel zu erwarten.

Präsidentin: "Ich bin optimistisch"
Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic war während ihres Besuches bei Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg dennoch bemüht, positive Stimmung zu versprühen. "Ich bin optimistisch und glaube nicht, dass Kroatien ein griechisches Szenario erleben wird", sagte sie auf eine Frage der "Krone". Das Wirtschaftswachstum sei wieder im Plus, wenn auch nur ganz leicht. "Das ist ein gutes Zeichen", so die Präsidentin. "Wir erholen uns. Wenn auch nur langsam."

Und sie bedankt sich bei Österreich, das Kroatien auch in schweren Zeiten immer zur Seite gestanden ist. "Wir sind ja Nachbarn", sagt Fischer. "Auch wenn wir keine gemeinsame Grenze haben. Und wir haben außerordentlich intensive Beziehungen."

Islamisten-Dörfer in Bosnien-Herzegowina
Freilich gelte das nicht für Kroatien, sondern aus unserer Geschichte heraus auch für alle anderen Balkanstaaten, deren Annäherung an die EU forciert werden müsse, so der Bundespräsident. Wobei er sich der Probleme durchaus bewusst sei.

Besonders etwa in Bosnien-Herzegowina, dem Außenminister Sebastian Kurz am Donnerstag einen Besuch abgestattet hat. Einem eigentlich gescheiterten Staat, in dem es orthodoxe Serben, muslimische Bosniaken und katholische Kroaten seit fast 20 Jahren nicht schaffen, ein vernünftiges Zusammenleben zu organisieren.

"Das Wichtigste ist jetzt, nicht wegzuschauen"
Dazu kommt jetzt noch das Problem des immer stärker werdenden Islamismus. Ganze Dörfer sind bereits in den Händen radikaler Salafisten. Ein Problem, dessen sich auch der Großmufti von Sarajevo, Husein Kavazovic, in seinem Gespräch mit Kurz sehr bewusst ist. Es gebe einen starken Einfluss aus der arabischen Welt, erklärt er. "Das Wichtigste ist jetzt, nicht wegzuschauen", sagt Kurz. Europa brauche einen europäischen Islam.

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