Bande zerschlagen

Kinder als Taschendiebe nach Wien geschleust

Österreich
06.04.2017 15:44

Die Wiener Polizei hat eine Gruppe von Menschenhändlern dingfest gemacht, die Kinder und junge Frauen als Taschendiebinnen ausgebeutet hat. Die jüngste ausgeforschte Taschendiebin war erst neun Jahre alt. Verübt wurden die Diebstähle in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie an Haltestellen und im Bereich von Sehenswürdigkeiten. Bevorzugte Opfer waren Touristen. Sieben Personen wurden festgenommen und befinden sich in U-Haft.

Die Identität von 27 unmittelbaren Täterinnen konnte geklärt werden. Die anderen befinden sich nicht mehr in Österreich. Insgesamt 650 in Wien begangene Taschendiebstähle mit einem Gesamtschaden von 295.000 Euro konnten der Bande zugeordnet werden. Bei zwei Hausdurchsuchungen, die parallel zu den Festnahmen der Drahtzieher bereits Anfang Jänner erfolgt waren, wurden zudem 12.000 Euro sichergestellt.

Kinder von Eltern an Menschenhändler verkauft
Die aus kroatischen und bosnischen Staatsbürgern bestehende Gruppierung agierte international. Dabei wurden die Mädchen jeweils für mehrere Wochen in eine europäische Großstadt gebracht, um die Diebstähle zu begehen. Zwischen den Täterinnen und den Hinterleuten bestanden einerseits teilweise Verwandtschaftsverhältnisse, andererseits wurden die Mädchen aber auch von ihren Eltern an Menschenhändler verkauft.

"Es gab eine Art 'Pacht' - Eltern bekamen Geld dafür, dass sie ihre Kinder den Hintermännern für eine gewisse Zeit überließen. Uns ist allerdings kein einziger Fall einer Rückkehr bekannt", sagte Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt.

Mädchen wurden gedrillt, um nicht mit Polizei zu kooperieren
Viele der Mädchen hatten mehrere Identitäten und verwendeten international unterschiedliche Namen und Geburtsdaten. Entsprechend aufwendig war die Arbeit der Polizei, die in enger Zusammenarbeit mit Behörden in Bosnien, Kroatien, Deutschland und den Niederlanden erfolgte. Ein zusätzliches Problem war, dass die Täterinnen sich in vielen Fällen nicht als Opfer von Menschenhandel sehen und darauf gedrillt sind, nur ja nicht mit der Polizei zu kooperieren.

Das erbeutete Geld wurde in der Regel gebunkert. "Sie haben das Geld zum Beispiel in einem Plastiksackerl in einem Park vergraben. Wir haben aber auch Geldverstecke in U-Bahn-Stationen gefunden", so ein Polizeisprecher. Während die Mädchen ihrer Tätigkeit nachgingen, hielten sich die Hintermänner vorzugsweise beim Shopping oder im Kaffeehaus auf. Einer der in Wien festgenommenen Beschuldigten fuhr sogar einen Ferrari.

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