Alternativen gesucht

Kein Gas: Nabucco-Pipeline-Projekt ist gescheitert

Wirtschaft
26.06.2013 14:52
Das Nabucco-Pipeline-Projekt stand schon seit Langem unter keinem guten Stern. Der Baubeginn wurde immer wieder verschoben. Nun hat die OMV, die an der Planung federführend mitgewirkt hatte, am Mittwoch mitgeteilt, dass kein Gas aus dem großen Gasfeld Shah Deniz II in Aserbaidschan fließen wird. Damit dürfte das Milliarden-Projekt gescheitert sein, denn das Gas aus dem aserbaidschanischen Vorkommen war für die Wirtschaftlichkeit des Projekts zentral.

Der einzig verbliebene Konkurrent Transadriatische Pipeline (TAP) dürfte zum Zuge kommen, auch wenn dafür noch keine Bestätigung vorliegt. Die OMV hat lediglich bekannt gegeben, nicht ausgewählt worden zu sein.

OMV nahm Entscheidung "mit Bedauern" zur Kenntnis
Das Öl- und Gasunternehmen lässt vorerst offen, wie sie nun mit dem Projekt weiter vorgehen will. OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss nahm die Entscheidung des Shah-Deniz-II-Konsortiums "mit Bedauern" zur Kenntnis. Er schließt aber den Bau einer eigenen Pipeline am Balkan für den erhofften eigenen großen Gasfund am Schwarzen Meer nicht aus, wie Roiss am Mittwochnachmittag in einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch sagte.

OMV-Chef: "50 Millionen Euro Planungskosten nicht verloren"
Durch das "Aus" für das Nabucco-Projekt seien die dafür aufgewendeten Planungskosten von 50 Millionen Euro nicht verloren, denn man könne im Falle einer eigenen Gasleitung darauf aufsetzen. In ein- bis eineinhalb Jahren werde die OMV wissen, wie viel Ergdas ihr am Schwarzen Meer zur Verfügung stehen. Dann könne man überlegen, über welche Route und in welcher Dimensionierung man eine Pipeline benötige, so der OMV-Chef.

Dabei könnte es um sechs Milliarden Kubikmeter Gas jährlich gehen, während die ab 2017/18 für Mitteleuropa angedacht gewesenen zehn Milliarden Kubikmeter vom Shah-Deniz-II-Feld nun über die TAP von der Türkei kommend über Griechenland und Albanien nach Süditalien gehen - angeblich weil Griechenland und Italien dem Konsortium mehr für das Gas zahlen. Eine allfällige "politische Dimension" der Entscheidung des Shah-Deniz-II-Konsortiums wollte Roiss nicht beurteilen.

ÖIAG: "OMV auch ohne Nabucco erfolgreich weiterentwickeln"
Nach dem wahrscheinlichen Scheitern der von der OMV entwickelten Pipeline Nabucco steht Kernaktionär ÖIAG zum österreichischen Öl- und Gasunternehmen. "Diese Entwicklung ist zweifellos schade für die Region, gleichzeitig ist die OMV aber ein ausgezeichnet aufgestelltes Unternehmen mit Rekordergebnissen, zukunftsweisenden Wachstumsprojekten und einer erfolgreichen Strategie. Ziel der ÖIAG als staatlicher Kernaktionär ist es, die OMV auch ohne die unmittelbare Umsetzung von Nabucco erfolgreich weiterzuentwickeln", teilte Bernhard Nagiller, Sprecher der ÖIAG, in einer schriftlichen Stellungnahme mit.

Mitterlehner: "Versorgungssicherheit gewährleistet"
Auch Wirtschafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner bedauerte das Scheitern der Pläne, Gas aus der kaspischen Region nach Österreich zu bringen. Die Versorgungssicherheit Österreichs sei aber gewährleistet, so der Minister. Er wies darauf hin, dass für Europa ausschlaggebend sei, "dass nach jahrelangen Verhandlungen endlich eine Pipeline verwirklicht werden kann".

Verkürzte Route, abgesprungene Partner
Ursprünglich war geplant, dass die Gasleitung Nabucco bis an die türkisch-georgische Grenze gebaut wird. Im Vorjahr brachte die OMV allerdings auf Wunsch des Shah-Deniz-II-Konsortiums die kürzere Version ins Spiel, die das Gas von der türkisch-bulgarischen Grenze nach Österreich transportieren sollte.

Außerdem wurde bekannt, dass der staatliche aserbaidschanische Konzern Socar gemeinsam mit den Türken eine eigene Gas-Pipeline quer durch die Türkei, die Transanatolische Pipeline, bauen will. An diese Leitung wollten mehrere Pipeline-Projekte andocken, ins Finale schafften es im Vorjahr die Nabucco-West und die TAP, die nun offenbar als Sieger hervorgeht.

Bei der Zusammensetzung des Nabucco-Konsortiums gab es zuletzt ebenfalls Änderungen, denn heuer im April verließ der deutsche Energiekonzern RWE, der erst im Februar 2008 dem Vorhaben beigetreten war, das Projekt. Die Deutschen verkauften ihren 17-Prozent-Anteil an die OMV. Ende Mai präsentierte die OMV dann einen neuen Partner: Der französische Energiekonzern GDF Suez kaufte von der OMV einen Anteil in der Höhe von neun Prozent. Der Einstieg sollte im zweiten Halbjahr 2013 unter Dach und Fach gebracht werden. Probleme hatte es im Vorjahr auch mit der ungarischen MOL-Gruppe gegeben, die ebenfalls an einen Ausstieg dachte.

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