Zu wenig Kinder

Karmasin will Land familienfreundlicher machen

Österreich
02.04.2014 12:33
Österreich ist nicht besonders familienfreundlich, die Menschen bekommen zu wenig Kinder: Mit der Frage, warum die rot-weiß-rote Geburtenrate schon seit Jahren niedrig ist, hat sich jetzt eine aktuelle Studie beschäftigt. ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin will aufbauend auf den Ergebnissen nun Maßnahmen setzen, damit künftig mehr Österreicher (mehr) Kinder bekommen. Karmasins hochgestecktes Ziel: Das Land soll familienfreundlicher werden.

Die meisten Männer und Frauen in Europa wollen zwei Kinder, auch in Österreich. Doch im Unterschied zu Ländern wie Norwegen oder Schweden wird dieser Wunsch hierzulande nicht einmal annähernd in die Tat umgesetzt - statistisch sind es gerade einmal 1,6 Kinder. Der Kinderwunsch wird von den Unter-45-Jährigen auch immer länger aufgeschoben. Die Mehrheit der Frauen über 35 verwirklicht ihren Wunsch nach zwei Kindern dann aber nicht mehr, viele begnügen sich mit einem Kind, und ein Fünftel der heute 40-jährigen Frauen wird überhaupt kinderlos bleiben.

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Das ist das ernüchternde Fazit einer neuen Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung (ÖIF) und der Akademie der Wissenschaften. Die Untersuchung ist Teil der europäischen Vergleichsstudie "Generations and Gender Survey" der Vereinten Nationen. In Österreich wurden dafür seit 2009 knapp 3.000 Frauen und 2.000 Männer zwischen 18 und 45 befragt.

Derzeitige Situation für Karmasin ein Warnsignal
Dass so viele Österreicher mit steigendem Alter ihren Kinderwunsch aufgeben, ist für Karmasin jedenfalls ein deutliches Warnsignal. Sie sorgt sich nicht nur um die Betroffenen, sondern etwa auch ums Pensionssystem und will jetzt mit Maßnahmen gegensteuern. So plant sie für den Sommer Arbeitsgruppen mit anderen Ministern und den Sozialpartnern. "Wir müssen eine Gesellschaft schaffen, in der es nicht mehr darum geht zu überlegen, soll ich ein Kind bekommen und geht sich das Aus mit den Finanzen, der Organisation und der Karriere", betonte Karmasin am Mittwoch im Ö1-"Morgenjournal".

Laut der aktuellen Studie verzichten Frauen oft auf ein zweites oder auch auf das erste Kind, wenn sie kaum Chancen sehen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Eine wichtige Rolle spielt hier auch die Arbeitsaufteilung zu Hause: Ist der Mann im Haushalt oder auch in der Kinderbetreuung ähnlich engagiert wie die Frau, ist diese oft zufriedener und eher bereit für Nachwuchs.

Familienfreundlichkeit erfordert Klimawandel in Gesellschaft
Die Politik könne hier jedoch nur begrenzt etwas tun, räumte die Ministerin zugleich ein. Zwar biete der Staat Familien hohe Geld- und Serviceleistungen - Karmasin verwies dabei etwa auf die Anhebung der Familienbeihilfe und den Ausbau der Kinderbetreuung für Unter-Dreijährige -, Familienfreundlichkeit habe aber nicht nur mit finanziellen Leistungen zu tun, sondern auch mit dem gesellschaftlichen Klima. "Es steht außer Zweifel, dass Österreich familienfreundlicher werden muss und Anstrengungen unternommen werden müssen."

Notwendig sei auch die Bewusstseinsbildung, damit der Kinderwunsch nicht zu sehr auf später verschoben wird. Auch während der Studienzeit "über Kinder nachzudenken, ist nicht schädlich", so Karmasin. Wünschenswert wäre beispielsweise eine höhere Männerbeteiligung an der unbezahlten Arbeit und der Kinderbetreuung. Hier verwies sie auf die geplante Arbeitsgruppe, die etwa einen Bonus für engagierte Väter diskutieren soll.

Konkret sollen mehr Männer in die Karenz beziehungsweise in Elternteilzeit gebracht werden - auch mit finanziellen Anreizen. "Die Überlegungen gehen in die Richtung einen gewissen Bonus, eine gewisse Anrechnung von Zeiten zu schaffen oder mehr Geld, wenn sich Männer stärker als bisher beteiligen", erklärte Karmasin, ohne sich jedoch auf Details festzulegen.

Ministerin hofft auf Kooperation der Wirtschaft
Die Ministerin hofft zudem auf mehr freiwillige Aktionen der Wirtschaft (nicht zuletzt weil auch ihr Ressort zum Sparen angehalten ist): Vom Betriebskindergarten über flexiblere Arbeitszeiten bis zu einer neuen "Sitzungskultur" - Besprechungen nach 17 Uhr etwa müssten nicht unbedingt sein.

Firmen würden von familienbewusster Personalpolitik profitieren, betonte auch ÖIF-Wissenschaftler Wolfgang Mazal: "Wenn Betriebe das liegen lassen, handeln sie kaufmännisch fahrlässig." Die guten Werte bei der Familienfreundlichkeit in Skandinavien erklärt Mazal mit der jahrzehntelangen Entwicklung in diesen Ländern. Diese Kultur lasse sich hierzulande aber nicht von heute auf morgen umsetzen.

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