Konflikt um Kruzifix

Karas zu Schulz-Vorstoß: “Hände weg vom Kreuz”

Österreich
19.05.2014 18:16
Hat das Kruzifix als christliches Symbol etwas in öffentlichen Gebäuden zu suchen oder nicht? Diese Frage, die hierzulande seit Jahren die Emotionen hochkochen lässt, hat jetzt die EU-Ebene erreicht. Martin Schulz, möglicher neuer Kommissionspräsident aus dem Lager der Sozialdemokraten, will das Kreuz verbannen, sagte er jüngst in einer TV-Debatte - und erntete empörte Reaktionen. "Hände weg vom Kreuz", meinte etwa der ÖVP-Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Othmar Karas.

Es bestehe die Gefahr, dass in Europa eine "sehr konservative Bewegung" erstarke, wogegen er "im Sinn der Antidiskriminierung" ankämpfe, so SPD-Spitzenkandidat Schulz in der vergangenen Woche. Der öffentliche Raum habe "neutral" zu sein. Zwar solle jeder seinen Glauben so zeigen können, wie er das für richtig hält, doch das Kruzifix in öffentlichen Gebäuden gehe zu weit, meinte Schulz.

Mit der Äußerung des mächtigen Präsidenten des Europaparlaments hat die Endlosdebatte eine neue Ebene erreicht. Karas teilte krone.at am Montag mit, das Kreuz sei ein "Glaubenssymbol der Mehrheit der europäischen Bürger". Es stehe für Toleranz, Versöhnung und europäische Werte. "Davon brauchen wir mehr, nicht weniger", so der Fraktions-Vize der Europäischen Volkspartei. Im Übrigen sei der Konflikt ums Kruzifix nicht auf europäischer Ebene zu führen, sondern eine Angelegenheit der Mitgliedstaaten, erklärte Karas.

Konservative und Grüne: EU soll bei Kruzifix nicht mitreden
Der wohl einzige realistische Gegner für Schulz im Rennen um den nächsten Kommissionsvorsitz, der Luxemburger Jean-Claude Juncker, hatte sich bereits in der Fernsehdiskussion klar von den Vorschlägen abgesetzt: "Die EU soll sich nicht einmischen in der Frage, wie Religion vor Ort gelebt wird", zitierte der deutsche "Südkurier" den Spitzenkandidaten der EVP.

Auch die Grünen gingen auf Distanz: Schulz' deutsche Landsfrau Ska Keller, die Spitzenkandidatin auf EU-Ebene, sagte, man brauche nicht für alles eine EU-weite Regelung, vieles könne auch national gesteuert werden. Juncker pflichtete bei: Lokale und regionale Sitten und Gebräuche dürften nicht angetastet werden, solange die Grundprinzipien und Werte der Union eingehalten werden.

CSU fürchtet "Monopol" für Ungläubige
In Deutschland fiel die Kritik an Schulz noch wesentlich heftiger aus als auf europäische Ebene: "Ich will nicht, dass solche Leute Verantwortung als Kommissionspräsident tragen", sagte etwa der CSU-Europaabgeordnete Manfred Weber der "Welt". "Würden wir die religiösen Symbole aus dem öffentlichen Raum verbannen, würden wir denjenigen ein Monopol einräumen, die keinen Glauben haben", so Weber weiter.

Laut CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer habe Schulz gar "das Christentum und christliche Symbole zu einer Gefahr für die religiöse Toleranz" erklärt. Vielmehr gefährde der SPD-Politiker selbst mit solchen Wortmeldungen eben diese Toleranz.

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