Fachtagung in Tirol

Imam warnt: “Ein Radikaler reicht oft schon”

Österreich
29.05.2015 16:55
Was führt zur Radikalisierung von jungen Menschen, sodass sie bereit sind, als Kämpfer nach Syrien und den Irak zu reisen? Dieser und ähnlichen Fragen gingen Experten bei einer Fachtagung zum Thema "Radikalisierung bei Jugendlichen" in Vill bei Innsbruck auf den Grund.

Ziel der Veranstaltung: jene, die mit Jugendlichen arbeiten, zu sensibilisieren und so Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen. Imam Husamuddin Meyer, Gefängnisseelsorger im deutschen Wiesbaden, schilderte der "Krone" Erfahrungen aus der Betreuung muslimischer Häftlinge.

"Krone": Sie sind seit sieben Jahren Geistlicher in zwei deutschen Haftanstalten. Hören Sie dort auch radikale Parolen?
Husamuddin Meyer: Zu Beginn meiner Tätigkeit war Osama bin Laden aktuell, die Radikalisierung ist aber mit der Zeit immer mehr gewachsen. Man merkt, wer Kontakt zur salafistischen Szene hatte.

"Krone": Wie groß ist die Gefahr für Muslime, in Haftanstalten radikal zu werden?
Meyer: Vor allem jene, die wenig religiös und kaum gebildet sind, fühlen sich zu Radikalen hingezogen. Der extremistische Islam gibt ihnen ein Ventil für ihre Wut. Aber nicht nur Leute aus sozial schwachen Familien werden radikal. Meist sind es Jüngere, denen die Vaterfigur fehlt. Ein radikaler Muslim mit Überzeugungskraft kann durchaus fünf Mitgefangene in seinen Bann ziehen.

"Krone": Woher der Hass?
Meyer: Viele fühlen sich nicht akzeptiert. Vor allem Jugendliche sind in der Phase der Persönlichkeitsbildung anfällig. Oft spielen auch Zufälle und soziale Medien eine Rolle.

"Krone": Gibt es Häftlinge, die Attentate wie auf die französische Satirezeitschrift 'Charlie Hebdo' gutheißen?
Meyer: Ein Häftling sagte mir, dass Mohamed Merah, der 2012 in Toulouse sieben Menschen getötet hat, alles richtig gemacht hat. Das hat mich schon schockiert - und dagegen gehe ich natürlich vor.

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