Nach Rede in Moskau

“Homosexuellen-Lobby”: Heftige Kritik an Gudenus

Österreich
13.09.2014 15:01
Wiens FPÖ-Klubchef Johann Gudenus steht derzeit wegen einer Rede, die er vor Kurzem in Moskau gehalten hat, im Kreuzfeuer der Kritik. Bei der Veranstaltung des "Internationalen Forums Mehrkindfamilien und Zukunft der Menschheit" am Donnerstag wetterte Gudenus nicht nur gegen die EU-Politik gegenüber Russland in der Ukraine-Krise - er schäme sich für die Sanktionen -, sondern auch gegen eine "Homosexuellenlobby", die seiner Ansicht nach einen Kampf gegen Mehrkindfamilien führe. Aus der SPÖ, ÖVP und von den Grünen hagelt es nun heftige Kritik.

Für SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder war es "eine Anmaßung von Gudenus, sich in Moskau als Sprecher für das österreichische Volk auszugeben und den Österreichern pauschal zu unterstellen, in einer kriegerischen Auseinandersetzung auf Seiten des Aggressors zu stehen". Damit unterlaufe er die "gemeinsamen Anstrengungen der Europäischen Union für eine friedliche Lösung", so Schieder am Samstag.

Darabos: "Man muss sich für Politiker wie Sie schämen"
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos bezeichnete die Äußerungen Gudenus' über Homosexuelle als einen "traurigen Höhepunkt einer Serie von inakzeptablen Entgleisungen von Seiten der FPÖ". Schämen muss man sich nicht für die Politik der EU, wie Sie es sagen, sondern für Politiker wie Sie", so Darabos in Richtung des stellvertretenden FPÖ-Parteiobmanns.

Lopatka beklagt Schaden für das Ansehen Österreichs
ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka kritisierte die "skurrilen Auftritte von Johann Gudenus von Tschetschenien bis zuletzt in Moskau". Diese würden nicht "zu einer friedlichen Lösung in der Ukraine-Krise" beitragen, sondern "einzig und allein dem Ansehen Österreichs als ernstzunehmender internationaler Partner" schaden.

Für ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel sind die Aussagen von Gudenus "zum Fremdschämen". "Wenn sich ein Staat nicht an Menschenrecht hält und die Souveränität eines Landes in Frage stellt, darf die Europäische Wertegemeinschaft dabei nicht tatenlos zusehen", verteidigte Blümel das Handeln der EU. Der ÖVP-Politiker warf Gudenus zudem eine für die aktuelle Krisensituation "unverantwortliche Wortwahl" vor.

Glawischnig fordert von Strache "klare Distanzierung"
Grünen-Klubobfrau Eva Glawischnig zeigte sich ebenfalls entrüstet und forderte eine "klare Distanzierung" von FPÖ-Parteiobmann Heinz-Christian Strache. Gudenus rede davon, dass jemand "unsere Werte" zerstören wolle, tritt aber im "selben Atemzug die Grundwerte der EU - Menschenrechte und Gleichberechtigung - mit Füßen", kritisierte Glawischnig. "Der FPÖ-Obmann muss sich entscheiden, ob er und seine Freunde im Sold Moskaus oder auf der Seite Europas stehen wollen."

Gudenus "schämt" sich für Sanktionen gegen Moskau
Stein des Anstoßes war Gudenus' Rede anlässlich einer Veranstaltung rechtskonservativer Parteien in Moskau, an der neben dem Wiener FPÖ-Klubchef auch Vertreter anderer rechter Parteien in Europa teilnahmen. Der FPÖ-Politiker, der bereits beim umstrittenen Referendum auf der Halbinsel Krim als Wahlbeobachter im Einsatz stand, positionierte seine Partei und sich als "Freunde Russlands", die sich für die Sanktionen gegen Moskau "schämen" würden. Darüber hinaus rief Gudenus zum gemeinsamen Kampf gegen eine in Europa und Österreich tätige mächtige "Homosexuellenlobby" auf.

"Die europäische Homosexuellenlobby will eine absolute Gleichberechtigung von Homosexuellen und Lesben, darunter auch das Recht auf Adoption von Kindern, das es bereits in einigen EU-Staaten gibt. Es ist schwer vorstellbar, wohin das alles führen wird", klagte der Wiener Politiker in der Moskauer Erlöserkathedrale.

Vilimsky: "Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen"
Als Verteidiger des FPÖ-Politikers rückte am Samstag dessen Parteikollege Harald Vilimsky aus. Der Generalsekretär der Blauen betonte, dass die Aussagen "vollkommen aus dem Zusammenhang" gerissen und daher "entsprechend anders interpretiert" worden seien. "Die Ablehnung der Forderung, dass Homosexuelle Kinder adoptieren dürfen, fußt schlicht auf der Tatsache, dass wir überzeugt sind, dass Kinder ein Recht auf einen Vater und eine Mutter haben. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass ein Vater ein Kind anders prägt als eine Mutter", stellte Vilimsky klar und sagte weiter: "Hier geht es nicht um Homophobie, sondern allein um das Wohl unserer Sprösslinge!"

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