Nach Fall Hübner

Hilfe von FPÖ-Website für ultrarechte Identitäre

Österreich
27.07.2017 08:50

Den Urlaub des FPÖ-Chefs auf Ibiza nutzen offenbar einige Fraktionsmitglieder zu einer für die Partei nicht ungefährlichen Richtungsänderung: Nach dem Antisemitismus-Fall des Nationalratsabgeordneten Johannes Hübner tritt nun eine FPÖ-Website als Sprachrohr der rechtsextremen Identitären auf - auf diesem Onlineportal wird versucht, das aktuelle Fiasko der Schiffsaktion dieser Gruppe mit der Veröffentlichung rechter Propaganda zu beschönigen.

Während sich die Wahlkampfstrategen der FPÖ bereits in einem Dreikampf um den Kanzlerjob sehen, arbeiten andere Gruppen dieser Partei offenbar an einem Gegenplan: Ein vom Ex-Nationalratspräsidenten Martin Graf gegründetes Online-Medium drängt immer wieder mit ungustiösen Meldungen die Parteilinie Richtung Rechtsaußen, also weit weg von den größten bürgerlichen Wählergruppen.

So wurde die kritische Berichterstattung aller österreichischen Tageszeitungen und vieler TV-Sender über die antisemitischen Aussagen des FPÖ-Nationalratsabgeordneten Johannes Hübner als "bestellte Medien-Hysterie" und als "Dirty Campaigning" bezeichnet. Das Wort Antisemitismus stand stets nur unter Anführungszeichen ...

Schiffsaktion "Defend Europe" wird zum Fiasko
Und jetzt haben die News über ein ziemliches Fiasko der "Defend Europe" genannten Schifferl-Aktion einiger rechtsextremer Identitärer diese Propaganda-Onlineredaktion heftig verärgert: Dem Beispiel des doch recht verhaltensoriginellen US-Präsidenten folgend sei alles "Fake News", was über die sehr kuriose Entwicklung an Bord des von Identitären kommandierten Kutters "C-Star" berichtet wird - immerhin sollen ausgerechnet von der Mannschaft, die irgendwie gegen die mutmaßliche Schlepperhilfe der NGO-Schiffe vor Libyen vorgehen will, mehrere Personen auf Zypern um Asyl angesucht haben. Und es könnte dem Kommandanten der "C-Star" sogar eine Anzeige wegen Schlepperei drohen.

Darüber berichteten die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die "Deutsche Welle", "Die Zeit", "Die Süddeutsche", "Der Spiegel", der "Kurier", die "OÖ Nachrichten" etc. etc. - und natürlich auch topaktuell krone.at.

Aber das blaue, von einigen engen Mitstreitern Heinz-Christian Straches gegründete Web-Magazin hält den Identitären selbst in deren bittersten Zeiten die Treue, bezeichnet diese Nachrichten aus Zypern beharrlich als "Fake News" und veröffentlicht dazu sogar ein Propaganda-Schreiben der Rechtsextremen.

Auch interne Kritik an ultrarechtem Kurs
Diese Neu-Positionierung der FPÖ am äußersten rechten Rand wird mittlerweile auch von prominenten Abgeordneten der Partei, die aus verständlichen Gründen anonym bleiben wollen, deutlich kritisiert: "Mit dieser Ausrichtung so kurz vor der Wahl wird das sicher kein großer Erfolg, das schreckt viele mögliche Wähler ab. So wie diese seltsamen Verbrüderungsaktionen mit Le Pen, der AfD in Deutschland oder diese Reisen nach Moskau - das kommt bei den Österreichern nicht gut an. Dazu haben wir Mobilisierungsschwierigkeiten der FPÖ in Wien. Das mussten wir ja schon bei der Bundespräsidentenwahl feststellen."

Richard Schmitt
Richard Schmitt
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