3 Patienten pro Tag

Heer behält trotz Pleite unausgelastetes Spital

Österreich
08.10.2014 14:27
161.173 Quadratmeter groß - und pro Tag drei stationär behandelte Patienten: Diese Zahlen stützen die These, dass das Heeresspital Stammersdorf aufgelassen werden könnte. Die Heeresspitze bremst aber: So würden dort auch 44.054 Routineuntersuchungen durchgeführt.

Die Zahlen über die Auslastung des Heeresspitals, die nun der "Krone" zugespielt worden sind, belegen eins: dass ein ziviles Großspital durchaus in der Lage ist, die erkrankten Bundesheerangehörigen ebenfalls bestens zu betreuen. So zeigt das Papier, dass im riesigen Spitalskomplex pro Jahr nur 1.011 Heeresangehörige stationär aufgenommen werden.

Damit sind im Schnitt pro Tag lediglich drei Betten mit Patienten belegt. Und: Das Heeres-Ärzteteam erledigt nur 48 ambulante Versorgungen pro Tag - also vier pro Stunde. Zum Vergleich: Das AKH versorgt in 60 Minuten 270 Ambulanz-Patienten.

Dass dieses Areal trotz akuter Finanzkrise des Heeres noch immer nicht verkauft wird, sorgt bei Wiener Politikern für Kopfschütteln (siehe Kommentar unten): Das Grundstück würde dringend für Wohnbauten benötigt - und das Heer bräuchte noch viel dringender zusätzliche Millionen. Aus dem Umfeld des Bürgermeisters wird kritisiert: "Im Heeresspital ist ja nicht einmal ein Unfallchirurg anwesend, der nach Manöverunfällen Schwerverletzte operieren könnte."

Kommentar: Wie sich Wien über Klugs Sparpaket wundert
Sparen, sparen, sparen: In Zeiten der Noch- oder Wieder-Wirtschaftskrise hat jetzt Verteidigungsminister Gerald Klug bekanntlich ein erzwungenes Rationalisierungsprogramm präsentiert. Aus dem Wiener Rathaus kommt dazu: "Eh wurscht." Weil's die Bundeshauptstadt ja auch kaum berührt. Nachsatz: Die Verwunderung darüber, dass Klug und seine Neo-Radetzkys nicht das Grundstück des Heeresspitals in Floridsdorf verkaufen wollen, sei ziemlich groß.

Denn einerseits hat das Dornröschen-Krankenhaus in Stammersdorf für den Fortbestand des Bundesheeres null Bedeutung: Wenn dort im Jahresschnitt nur drei Betten pro Tag belegt sind, könnte wohl auch das Wiener AKH die Versorgung dieser jährlich 1.011 Patienten mitübernehmen.

Andererseits benötigen Wiens Wohnbauträger dringend Baugrund für den sozialen Wohnbau. Und sie würden für Stammersdorf sicher einen anständigen Preis zahlen. Aber anstatt die 40 bis 50 Millionen Euro abzuholen, spart Klug lieber bei den Musikkapellen. Und vielleicht demnächst auch noch bei den Karotten für das Trommelpony der Garde.

Apropos Sparefroh: Die unfassbar gewaltigen Bemühungen der Bundesregierung, mit unserem Steuergeld sparsam umzugehen, zeigen sich aktuell besonders gut bei einem Spaziergang über den Heldenplatz. Da wird schon seit Wochen direkt vor dem Fenster des Bundeskanzlers an einem zehn Meter langen, 8,8 Meter breiten "Denkmal für Deserteure" gebastelt. Kosten: 220.000 Euro. In Zeiten der Krise hätt's vielleicht auch eine würdige Tafel getan.

Und an der Krypta im Äußeren Burgtor beginnt der (sicher nicht billige) Umbau des ganzen Denkmals, zwölf Baucontainer sind bereits aufgestellt: Das Grab des unbekannten Soldaten wird jetzt politisch korrekt. Wie passend, wenn für das ganze Bundesheer das Totenglöckchen läutet...

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