Verseuchte Milch

HCB-Skandal: Vertuschung statt Aufklärung

Österreich
12.12.2014 17:00
Der Umweltskandal um HCB-verseuchte Lebensmittel in Kärnten weitet sich aus: Wie berichtet, wissen die Behörden bereits seit März Bescheid. Doch statt aufzuklären, wurde monatelang über Grenzwerte gestritten und vertuscht. Unfassbar ist auch, dass einer besorgten Anrainerin ein Bluttest verweigert wird!

Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster ist über die Zustände in Kärnten entsetzt: "Es war falsch, derart gifthaltigen Abfall in einem Zementwerk zu verbrennen!" Denn seine Recherchen zeigen, dass die HCB-Emissionen in Wietersdorf um das 8.000-Fache höher waren als etwa jene in der Sondermüllverbrennungsanlage in Wien-Simmering. "Die Wien Energie misst freiwillig HCB-Werte."

In Wietersdorf, wo verseuchter Blaukalk aus einer Altlastendeponie entsorgt wurde, sei das dagegen nie passiert. Zwei Jahre lang sind hier Tonnen gefährlichen Gifts durch den Schlot in die Umwelt gelangt - in den Boden, ins Gemüse, ins Heu der Kühe und damit letztlich auch in die Milch.

Monatelang über Grenzwerte diskutiert
Bereits 2013 soll es erste Beschwerden gegeben haben. Im März sind in Milchprodukten auffällige HCB-Werte festgestellt worden. Statt aber sofort Alarm zu schlagen, wurde auch von der Agentur für Lebensmittelsicherheit, AGES, nur über Grenzwerte diskutiert. So sind wertvolle Monate vergangen, in denen belastete Lebensmittel trotz engmaschiger Kontrollen letztlich in den regionalen Handel im Görtschitztal gelangt sind, wie Greenpeace aufgezeigt hat.

Ansturm auf Bluttests
Die Besorgnis bei Anrainern ist daher groß: Die Mediziner beim Land Kärnten erhalten täglich an die 70 Anrufe. "Der Fokus liegt auf Angstabbau und der Anwendung des Minimierungsangebotes", heißt es in Unterlagen, die der "Krone" vorliegen. Viele wollen auch untersucht werden - 10.239 Kärntner leben im direkt betroffenen Görtschitztal. Für alle reicht das Geld nicht - ein Bluttest kostet 460 Euro. Eine Frau wurde daher nach langem Warten trotz höchster persönlicher Besorgnis wieder weggeschickt: "So geht man mit Menschen nicht um", ärgert sich ihr Anwalt Michael Sommer.

Proben werden übrigens auch rund um das Zementwerk von Wopfinger in Niederösterreich genommen: Auch hier wurde bis vor Kurzem HCB-Blaukalk aus Kärnten verbrannt. Die Verarbeitung wurde bereits gestoppt.

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