Europa erleichtert

"Guter Tag für Österreich": Hofburg-Sieger feiern

Österreich
23.05.2016 19:07

Alexander Van der Bellen wird Österreichs nächster Bundespräsident. Damit wird erstmals ein Grüner in die Hofburg einziehen - auch wenn "Sascha", wie der Professor von seinen Parteikollegen genannt wird, seine Mitgliedschaft ruhend stellen wird, wie er am Montag bekannt gab. Die Grünen jubeln dennoch, auch die meisten internationalen Reaktionen lassen Erleichterung erkennen. Grünen-Chefin Eva Glawischnig sagte, das sei "ein guter Tag für Österreich". Die Wiener Grünen trafen sich zu einer spontanen Feier im Museumsquartier.

Van der Bellen werde Österreich "in seiner besonnenen Art, mit seiner Erfahrung und Zuversicht gut voranbringen", zeigte sich Glawischnig überzeugt. Die Wahl eines ehemaligen Grünpolitikers zum Bundespräsidenten sei "ein historischer Moment", so Glawischnig: "Es gibt auf der ganzen Welt keinen Grünen, der einen Staat anführt." Sie wolle den Sieg Van der Bellens aber keinesfalls vereinnahmen, sagte Glawischnig: "Das ist kein parteipolitischer Erfolg."

Van der Bellens Wahlkampfmanager Lothar Lockl zeigte sich am Montag höchst erfreut über den Erfolg in der Stichwahl. "Ich bin persönlich wirklich glücklich", sagte er bei seinem Eintreffen im Garten des Wiener Palais Schönburg, wo Van der Bellen seine erste Rede als gewähltes Staatsoberhaupt hielt. Der Stein, der ihm vom Herzen gefallen sei, sei sehr groß, so Lockl. Nach einer erfolgreichen, beispiellosen Aufholjagd sei ihm aber auch bewusst, dass Van der Bellen mit dem Bundespräsidentenamt eine große Verantwortung übernehme.

Rot-grünes Wien erfeut
Auch im rot-grünen Wien freute man sich über den Sieg Van der Bellens. Er habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass er diesen für den geeigneteren der beiden Stichwahl-Kandidaten halte, sagte SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl. Die Vertreterin der Grünen in der Wiener Landesregierung, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, verlieh ebenfalls ihrer Begeisterung Ausdruck: "Ich bin überglücklich und dankbar." Sie schwärmte von einem "unglaublichen Erfolg" nach einer "noch nie da gewesenen Aufholjagd".

Die Wiener Grünen kamen am Montagabend zu einer Wahlfeier im Museumsquartier zusammen. Musik gab es zunächst nicht, dafür wurde geplaudert, Bier getrunken und die Anhängerschaft brach immer wieder in "Sascha"-Chöre aus. Der frisch gewählte Bundespräsident wurde auf der improvisierten Wahlparty allerdings nicht erwartet.

Auch die Landesorganisationen der Grünen freuten sich über den Wahlerfolg: So sprachen die steirischen und Tiroler Grünen von einem "historischen Tag". Erstmals habe man mit Alexander Van der Bellen einen Präsidenten "nicht aus den etablierten Parteien".

Österreich sei mit Van der Bellen als Bundespräsident "zukunftsreich unterwegs", kommentierte Helga Krismer, die Landessprecherin der niederösterreichischen Grünen, den Wahlerfolg. Das "50:50 in der Republik" sehe sie sogar positiv, weil in der Bevölkerung eine "Politisierung und Standortbestimmung stattgefunden" habe. "Van der Bellen wird uns wieder einen und uns nicht enttäuschen."

Fischer: "Es war ein knappes Rennen"
Van der Bellens Vorgänger Heinz Fischer gratulierte seinem Nachfolger herzlich. "Meine besondere Gratulation geht an den neu gewählten Bundespräsidenten, Universitätsprofessor Alexander Van der Bellen", sagte Fischer am Montagnachmittag. Für Dienstag hat Fischer Van der Bellen zu einem Gespräch eingeladen.

"Es war ein knappes Rennen", sagte Fischer wenige Minuten nach Bekanntgabe des offiziellen Endergebnisses der Bundespräsidentenwahl. "Ich möchte daher auch dem Mitbewerber, Ingenieur Norbert Hofer, meine Anerkennung aussprechen, Respekt zollen, dass er in einem langen und spannenden Wahlkampf seine Standpunkte mit Engagement und Verve vertreten und verteidigt hat."

Schieder: Van der Bellen unterstützt SPÖ-Neustart
Für SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder ist Van der Bellen der richtige Mann in der Hofburg. "Es ist gewährleistet, dass die positive Amtsführung von Bundespräsident Fischer zwar anders, aber im Geiste ähnlich fortgeführt wird", sagte Schieder am Montag nach Bekanntgabe des Endergebnisses. Danach gefragt, ob nun vorgezogene Nationalratswahlen unter Van der Bellen unwahrscheinlicher seien als sie es unter FPÖ-Mann Norbert Hofer gewesen wären, sagte Schieder, dass Van der Bellen die positive Regierungszusammenarbeit und den Neustart unter Neo-Kanzler Christian Kern unterstützen werde.

Kern selbst gratulierte Seite an Seite mit ÖVP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. An die Wähler von Norbert Hofer gerichtet sagte Kern, man habe den Protest verstanden. Auch Mitterlehner sagte, nun müsse man das Gemeinsame vor das Trennende stellen.

Europa atmet auf
International sorgte die knappe Niederlage Hofers größtenteils für Aufatmen. Nach dem Sieg Van der Bellens gehe ein "Seufzer der Erleichterung" durch Europa, sagte Italiens Außenminister Paolo Gentiloni. Der französische Premier Manuel Valls freute sich, "dass die Österreicher den Populismus und den Extremismus zurückgewiesen haben".

Als "gut und wichtig für Europa" bezeichnete der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka den Sieg des früheren Grünen-Chefs. Glückwunschbekundungen für Van der Bellen kamen vom deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck und der litauischen Präsidentin Dalia Grybauskaite. Gauck würdigte seinen künftigen Amtskollegen als "überzeugten Europäer" und lud ihn zu einem Besuch nach Berlin ein.

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