9 Iraker vor Gericht

Gruppenvergewaltigung: “Sollten mit ihr Sex haben”

Österreich
28.02.2017 16:37

"Im Namen Gottes der Barmherzigkeit, ich habe Fehler gemacht" - so beginnt der Brief, den einer der insgesamt neun Angeklagten Richterin Petra Poschalko geschrieben hat. Doch das ist kein Geständnis: Es geht nicht etwa um Fehler zu Silvester 2015, als laut Anklage die Männer eine Frau in Wien mehrfach vergewaltigt haben sollen. Sondern lediglich darum, bei seiner Aussage vor Gericht gelogen zu haben.

Mit dem Brief bittet der Iraker (33) um eine zweite Gelegenheit, "die komplette Wahrheit bekannt zu geben". Doch großartige Erkenntnisse bleiben aus. Er gesteht, dass er doch mit dabei war, als die Männer die deutsche Touristin auf der Straße fanden. "Sie machte zuerst einen betrunkenen Eindruck. Sie weinte, ihr war kalt. Ich habe ihr mein Sakko gegeben", sagt er, und dass die vier Männer darüber redeten, "dass wir mit ihr Sex haben sollten".

Ein anderer (31) habe gefragt, ob sie mitkommen wolle, was sie freiwillig getan habe. "Und, hat sie auch gesagt, dass sie freiwillig mit allen ungeschützten Geschlechtsverkehr haben will?", fragt Staatsanwältin Karina Fehringer. Schon seit Prozessbeginn wollen hier offenbar nur lauter "fromme" Männer auf der Anklagebank sitzen.

"Ich habe sie nicht verstanden"
Zusammen sei man in die Wohnung eines Angeklagten (48) gegangen. "Sie hat alle geküsst", so der 33-Jährige, "ich bin als Erster mit ihr in das Zimmer. Sie hat mit mir Deutsch gesprochen, ich habe sie nicht verstanden. Da bin ich gegangen." Angefasst habe er sie nicht, aber draußen erklärte er, dass er Sex gehabt hätte: "Es wirft einen schlechten Schatten über einen, wenn man für Sex mit einer Frau zusammen ist und dann keinen hat."

Die restliche Zeit habe er dann in der Wohnung mit dem Handy gespielt und wahrgenommen, dass oft die Türe zum Zimmer mit der Frau geöffnet wurde, "aber wer hinein- oder hinausgegangen ist und ob wer tatsächlich Sex mit ihr hatte, weiß ich nicht". Der Prozess wird fortgesetzt. Den Angeklagten droht aber auch im Falle einer Verurteilung keine Abschiebung.

Video: Prozessauftakt in Wien

Silvia Schober, Kronen Zeitung

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele