Hainburg-Veteranin

Grünen-Ikone Freda Meissner-Blau (88) gestorben

Österreich
23.12.2015 12:14

Freda Meissner-Blau, Mitbegründerin und erste Klubobfrau der österreichischen Grünen, ist tot. Sie starb am Dienstagabend 88-jährig im privaten Kreis, hieß es seitens ihrer Familie. Meissner-Blau verhalf den Grünen 1986 zu ihrem ersten Einzug ins Parlament, zuvor hatte sie auch für die Bundespräsidentschaft kandidiert. Schon 1988 kehrte sie der aktiven Politik den Rücken, meldete sich aber immer wieder zu Wort. Grünen-Chefin Eva Glawischnig zeigte sich "tief betroffen" vom Tod der "Vordenkerin".

Mit dem Tod von Meissner-Blau haben die Grünen ihre einstige Galionsfigur verloren. Nach der stürmischen grünen Anfangsphase leitete sie von 1986 bis zu ihrem Rücktritt im November 1988 den grünen Parlamentsklub. 1986 kandidierte "FMB" - so ihr Namenskürzel, das zum Markenzeichen wurde - für das Amt des Bundespräsidenten.

Friedens- und Umweltaktivistin der ersten Stunde
Meissner-Blau stammte aus einer altösterreichischen Offiziers- und Industriellenfamilie. Geboren am 11. März 1927 in Dresden, führten sie die Schrecken des Hitler-Regimes, ihr eigenes Flüchtlingsschicksal, wachsende Naturzerstörung und Aufrüstung schon früh als Aktivistin und Publizistin in die Friedens- und Umweltbewegung. Neben ihren verschiedenen beruflichen Tätigkeiten in Österreich lebte und arbeitete sie lange Jahre in Frankreich und Afrika.

In Österreich erwarb sich Meissner-Blau erste Bekanntheit durch ihren Kampf gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf, der 1978 durch eine Volksabstimmung zugunsten der Atomgegner entschieden wurde. Im Winter 1984/85 stand sie an der Spitze des Widerstandes gegen die Zerstörung der Hainburger Au. 1986 trat sie bei der Bundespräsidentenwahl gegen Kurt Waldheim und Kurt Steyrer an. Dabei errang sie mit 5,5 Prozent der Stimmen nicht nur einen Achtungserfolg, sondern zwang die beiden Mitbewerber auch zu einer Stichwahl.

Speerspitze für ersten grünen Parlamentseinzug
Unter dem Listennamen der Spitzenkandidatin "Freda Meissner-Blau" errangen die Grünen bei den Nationalratswahlen im Herbst 1986 acht Mandate. Die grünen Neoparlamentarier wählten Meissner-Blau zu ihrer Klubobfrau und somit zum ersten weiblichen Parlaments-Klubchef in Österreichs Geschichte.

Im November 1988 überraschte Freda Meissner-Blau nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch ihre eigene Fraktion mit ihrem Rückzug aus der Politik. Sie argumentierte damit, ihr Ziel erreicht zu haben und nun Platz für andere machen zu wollen. Tatsächlich hatte ihre Entscheidung, aus dem Nationalrat auszuscheiden, auch ihre Ursachen in handfesten Meinungsverschiedenheiten zwischen ihr und anderen Protagonisten ihrer Bewegung.

Danach meldete sich sich Meissner-Blau immer wieder zu Grün-Interna zu Wort, etwa 2008, als sie ihrer Nachfolgerin Glawischnig im Streit mit Johannes Voggenhuber öffentlich den Rücken stärkte. Auch als Kritikerin von Glawischnigs Vorgänger Alexander Van der Bellen und dessen Abkehr von "urgrünen Themen" tat sie sich damals hervor.

Meissner-Blau überstand nicht nur einen schweren Autounfall, sondern musste sich 1999 auch einer Herztransplantation unterziehen. "So nah am Tod vorbeistreifen, eigentlich anstreifen, hat mich leben gelehrt", sagte sie danach. Zu ihrem 85. Geburtstag gab sie sich vor drei Jahren noch vital und kämpferisch: "Eigentlich bin ich ja überfällig", sagte sie, doch "ich lebe noch immer gerne".

Glawischnig: "Ihr Tod wird eine tiefe Lücke hinterlassen"
Glawischnig äußerte sich "tief betroffen" vom Ableben Meissner-Blaus. "Freda war Vordenkerin der österreichischen Ökologiebewegung, der Beginn der Grünen ist untrennbar mit ihrem Namen verbunden. Dafür sind wir ihr zutiefst dankbar." Die Verstorbene sei "bis zuletzt eine aufmerksame und kritische Wegbegleiterin" gewesen, so Glawischnig.

"Mit ihrem unglaublichen Engagement, ihrer Klugheit und ihrer Würde hat Meissner-Blau viele Menschen beeindruckt, inspiriert, bewegt und angetrieben", erklärte Glawischnig. "Ihr Tod wird eine tiefe Lücke nicht nur in der Umweltbewegung, sondern auch in der österreichischen Gesellschaft hinterlassen."

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