"Bin ein Flüchtling"

Graz: Verhafteter Imam bestreitet Terror-Vorwürfe

Österreich
14.06.2014 13:46
Der Anfang Juni unter Terrorverdacht in Graz inhaftierte Imam bestreitet in einem "profil"-Interview die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Auch seine Anhänger nehmen ihn in Schutz. "Alle wollen aussagen. Alle sagen, dieser Imam hat immer nur zum Frieden, nie zum Krieg aufgerufen", sagte dazu sein Anwalt Bernhard Lehofer am Samstag im Ö1-Mittagsjournal.

Im "profil"-Interview dementiert der Geistliche, jemals dazu aufgerufen zu haben, sich am Kampf gegen das syrische Regime unter Präsident Bashar al-Assad zu beteiligen. "Ich erinnere mich an eine Predigt im Sommer des vergangenen Jahres, in welcher ich äußerte, dass die Syrer ihre Probleme selbst lösen müssen, weil externe Gruppen vor allem Schaden anrichten können. Tschetschenen haben im Syrienkrieg nichts verloren", sagte er.

"Würde niemals Personen auffordern, in den Krieg zu ziehen"
Einige der jungen Männer, die nach Syrien gegangen sind, kenne er. "Richtig ist, dass diese - so wie viele andere Tschetschenen in Graz auch - die Tawhid-Moschee besucht haben. Schließlich handelt es sich um die einzige tschetschenische Moschee in Graz." Aber er habe nichts von ihren Plänen gewusst. "Hätten sie mich gefragt, so hätte ich ihnen gesagt, dass sie dankbar sein sollen, dass Österreich sie so gut aufgenommen hat und dass sie hier bei ihren Familien bleiben sollen."

Er lebe seit zehn Jahren unbescholten in Österreich, so der Imam gegenüber dem Nachrichtenmagazin. "Ich bin selbst Flüchtling, habe den Krieg in Tschetschenien erlebt und habe Kinder, von denen ich möchte, dass sie sicher und behütet in Österreich aufwachsen dürfen. Ich würde niemals Personen dazu auffordern, nach Syrien oder sonst irgendwohin in den Krieg zu ziehen." Den Terrorverdacht könne er sich nur mit einer Denunziation von Anhängern des tschetschenischen Kadyrow-Regimes erklären, als dessen Gegner er bekannt sei.

Asylwerber radikalisiert?
Er würde regelrecht bestürmt, dem in Untersuchungshaft sitzenden Imam zu helfen, erklärte Anwalt Lehofer gegenüber dem ORF. "Er (der Imam) entspricht für mich in keinster Weise dem Klischee eines Gotteskriegers", erläuterte der Jurist. Er persönlich sei von der Unschuld des Imams überzeugt. "Sonst würde ich ihn gar nicht vertreten."

Dem 41-jährigen Imam tschetschenischer Herkunft wird von der Staatsanwaltschaft die "Bildung einer terroristischen Vereinigung" und das "Gutheißen terroristischer Handlungen" zur Last gelegt. Unter anderem soll er daran beteiligt gewesen sein, mehrere in der Steiermark ansässige Männer - allesamt Asylwerber und Tschetschenen wie der Imam selbst - zu radikalisieren und als Kämpfer für Syrien anzuwerben.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele