"Last übernehmen"

Flüchtlingskrise: IGGiÖ bietet Hilfe an

Österreich
19.09.2016 12:32

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) will eine eigene Flüchtlingsorganisation gründen. Diese solle parallel zu Caritas und Diakonie etwa Unterkünfte bereitstellen und Asylwerber versorgen, kündigte Präsident Ibrahim Olgun am Montag bei seiner Antrittspressekonferenz an. Zusätzlich will er die Bildungsarbeit verstärken und Frauen in der Glaubensgemeinschaft fördern.

Olgun will mit einer eigenen Flüchtlingsorganisation der IGGiÖ "eine Last übernehmen", also auch staatlichen Einrichtungen und anderen NGOs Arbeit abnehmen. Auch die Moscheen sollten vermehrt Quartiere eröffnen, sagte der vor zwei Wochen vom Bundeskanzleramt bestätigte Präsident der heimischen Muslime. Derzeit einziger Haken: das Geld. Denn allein durch die Mitgliedsbeiträge könne man die Flüchtlingsarbeit nicht bewältigen, hier sei auch die Republik gefragt, so Olgun.

Staatliche Unterstützung ist aber auch in einem weiteren Bereich gefragt. Das neue Islamgesetz regelt erstmals den Anspruch von Seelsorgern in öffentlichen Einrichtungen. Bis zu vier Geistliche will die IGGiÖ in größeren Krankenhäusern einsetzen, an die fünf sollen hauptberuflich in Gefängnissen tätig sein. Im Bereich des Strafvollzugs will die Glaubensgemeinschaft auch eine Einrichtung zur Resozialisierung von entlassenen Muslimen aufbauen.

Bildung als wichtiges Anliegen
Ein weiteres großes Anliegen ist dem neuen Präsidenten die Bildung. Olgun betonte etwa die "sehr gute Zusammenarbeit" mit der Universität, wo derzeit eine theologische Fakultät aufgebaut wird. "Ich will bei der Religionslehrer-Bestellung künftig sehr viel sensibler vorgehen", kündigte er zudem an. Auch die Deutschkenntnisse der schon im Einsatz befindlichen Pädagogen habe man auf ein höheres Niveau bringen können.

Zudem soll Frauen in der IGGiÖ künftig mehr Platz eingeräumt werden. Verstärkt soll unter Olgun auch der interreligiöse Dialog werden. Zumindest mit den Vertretern der großen Glaubensgemeinschaften will der neue Präsident den Dialog suchen. Auch mit Kardinal Christoph Schönborn, dessen Predigt bei der Mariä-Namen-Feier für Aufsehen gesorgt hatte. Olgun selbst betonte das gute Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche, das weiter bestehen solle und verwies auf spätere, relativierende Aussagen des Wiener Erzbischofs. Schönborn hatte darauf hingewiesen, dass Europa Gefahr laufe, sein christliches Erbe zu verspielen.

"Ideologisierung und Extremismus werden nicht toleriert"
Kritik an seiner Person wies Olgun abermals zurück. Gegner hatten ihm seine Mitgliedschaft im mächtigen türkischen Verband Atib vorgeworfen. "Wir sind offen für alle Muslime", beteuerte der Präsident. Ideologisierung werde in der IGGiÖ nicht geduldet, ebensowenig wie Extremismus, was etwa das Fehlen einer "kollektiven Terror-Gruppierung" in Österreich beweise.

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