"Einmal verschätzt"

Faymann verteidigt Freund nach 3.000-Euro-Sager

Österreich
20.01.2014 10:35
Sein 3.000-Euro-Sager bescherte Eugen Freund am Sonntag einen gewaltigen Shitstorm im Internet: Jetzt überschattet die Freund'sche Fehlschätzung auch den Premieren-Auftritt des ehemaligen ORF-Journalisten und EU-Wahl-Hoffnungsträgers bei der roten Klubklausur in Frauenkirchen. "Weil er sich einmal bei einer Zahl verschätzt, ist er noch immer ein guter Spitzenkandidat", versuchte Kanzler Werner Faymann am Montag zu kalmieren.

Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil" hatte Freund - wie berichtet - gemeint, ein Arbeiter verdiene im Schnitt ungefähr 3.000 Euro brutto. Mit dieser Schätzung lag der 62-Jährige jedoch weit daneben, denn ein Arbeiter verdient tatsächlich im Schnitt deutlich unter 2.000 Euro brutto.

Im Internet braute sich daraufhin ein wahrer Shitstorm über den Spitzenkandidaten der SPÖ bei der EU-Wahl zusammen. In sozialen Netzwerken wurde ihm fehlender Bezug zur Realität attestiert. Auf Twitter wurde der Ex-ORF-Journalist unter anderem als "Marie Antoinette der österreichischen Sozialdemokratie" bezeichnet – um noch eines der freundlicheren Postings zu nennen.

Schieder: "Soll ja nicht Chef von Statistik Austria werden"
Die SPÖ, immerhin ihrer Tradition nach Arbeiterpartei, zeigte sich angesichts der Freund'schen Fehlschätzung jedoch nachsichtiger und vergibt ihrem Spitzenkandidaten. Neben Kanzler Faymann sprang am Montag auch Klubobmann Andreas Schieder für Freund in die Bresche. Ein Facharbeiter im 40. Lebensjahr verdiene ja tatsächlich in dieser Dimension - und Freund solle ja nicht Chef von Statistik Austria werden sondern Österreich in Brüssel vertreten, scherzte Schieder am Rande der Klubklausur in Frauenkirchen.

Dass Freund das gut kann, davon ist auch der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl überzeugt. Offenbar verdiene man in Freunds Umfeld so viel - und dieser habe gedacht, das sei überall so. Trotzdem sei Freund in Innen- und Außenpolitik beschlagen und biete der SPÖ die Chance, diesmal Nummer eins bei der EU-Wahl zu werden, betonte Niessl.

Als "Fehlleistung" bezeichnete Sozialminister Rudolf Hundstorfer das Unwissen von Freund. Würde ähnliches zwei oder drei Mal passieren, hätte die SPÖ wohl ein Problem. Er sei aber überzeugt, dass gerade Freund lernfähig sei, so der Minister.

FSG-ChefKatzian: "Nicht froh über unglückliche Aussage"
Am schwersten taten sich die Gewerkschafter, die Sache herunterzuspielen. ÖGB-Vizechefin Sabine Oberhauser meinte, Freund müsse als Neuling in der Politik noch lernen, er habe eine zweite Chance verdient. "Nicht froh" äußerte sich hingegen FSG-Chef Wolfgang Katzian über die "unglückliche Aussage" des Spitzenkandidaten. Freund sei aber neu im Geschäft: "Am Anfang darf ein Fehler passieren."

Kurz und bündig die Aussage von Rainer Wimmer, als pro-ge-Vorsitzender Chef der größten Arbeitergewerkschaft, zu Freunds Unkenntnis über das durchschnittliche Gehalt eines Arbeiters: "Jetzt weiß er es." Freund selbst bemühte sich übrigens in Selbstverteidigung: "Man kann nicht alle Zahlen im Kopf haben."

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