Niemand zuständig

Familiendrama mit 6 Toten: Urnen nicht beigesetzt

Österreich
16.01.2017 16:50

Es war ein Donnerstag, der 2. Dezember 2016, als Polizeibeamte Alarm schlugen: Im ehemaligen Schildberger Wirtshaus im niederösterreichischen Böheimkirchen stießen sie auf sechs Leichen - die bis heute nicht zu Grabe getragen wurden, weil sich niemand zuständig fühlt. Seit Wochen stehen die Urnen der Verbrannten unangetastet bei der Bestattung.

Wir erinnern uns an die wohl schockierendste Bluttat des vergangenen Jahres. Martina R. (35) richtete ihre drei Kinder, den eigenen Bruder und ihre Mutter im Schlaf hin. Bevor sie sich selbst tötete, lebte die Baumarktangestellte noch neben ihren Opfern, die bis heute nicht in Frieden ruhen können. Ein Begräbnis kam nicht infrage, die Familie war ohne Glaubensbekenntnis. Nach langem Hin und Her entschied die Gemeinde, die sechs Opfer verbrennen zu lassen. Kostenpunkt: 4200 Euro.

Beisetzung in Depot am Zentralfriedhof wäre möglich
Doch weder der Onkel der Mörderin noch der Vater des erschossenen sechsjährigen Mädchens und der beiden Söhne (sieben bzw. neun Jahre alt) haben sich bis dato bereit erklärt, den letzten Akt der Tragödie in welcher Form auch immer zu Ende zu bringen. Sprich, die sechs Urnen beizusetzen. "Wir haben den Hinterbliebenen angeboten, ein Grab in Böheimkirchen zur Verfügung zu stellen", sagt Bürgermeister Johann Hell. Es gebe aber auch die Überlegung einer Beisetzung in einem Depot auf dem Wiener Zentralfriedhof. Was bleibt, ist die Frage: Sollen Täterin und Opfer in einem gemeinsamen Grab enden?

"Horrorhaus nahezu unverkäuflich"
Im makabren Streit um die sechs Urnen ist jetzt ein Rechtsanwalt am Zug, der auch die Verlassenschaft regeln soll - ein Gewaltakt. "Das Horrorhaus ist nahezu unverkäuflich", sagt ein Insider, die Schuldenbelastung mit kolportierten 200.000 Euro enorm. Die Gemeinde hat ihren Part erledigt, Strom- und Wasserversorgung zum Tatort wurden gekappt.

Sandra Ramsauer, Kronen Zeitung

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