Bedenkzeit erbeten

Ehemann in Wien niedergestochen: Drei Jahre Haft

Österreich
18.06.2015 19:44
Eine 33-jährige Frau, die am 7. Februar 2015 ihren um 23 Jahre älteren Ehemann auf offener Straße in Wien-Ottakring niedergestochen hatte, ist am Donnerstagabend im Straflandesgericht zu drei Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Die Geschworenen verwarfen die auf versuchten Mord lautende Anklage und erkannten auf absichtliche schwere Körperverletzung.

Bei einem Strafrahmen von bis zu fünf Jahren und der erheblichen Milderungsgründe - die Angeklagte war bisher unbescholten, hatte sich selbst gestellt und vom Gerichtspsychiater eine von schwierigsten Lebensumständen geprägte Persönlichkeitsstruktur bescheinigt bekommen - mutete das vom Schwurgerichtshof verhängte Strafausmaß eher streng an. Die vorsitzende Richterin Sonja Weis begründete das mit der Schwere der Verletzung, die der 56-Jährige fast nicht überlebt hätte. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Verteidiger Philipp Winkler erbat Bedenkzeit, Staatsanwalt Stefan Berger gab keine Erklärung ab.

"Er hat mich provoziert"
Die 33-Jährige bestritt am Donnerstag in ihrer ausführlichen Befragung die Tötungsabsicht. Sie habe ihren Ehemann nur verletzten wollen. Dieser habe sie mit seiner Bemerkung, keiner werde ihrer Behauptung, sie und ihre Töchter wären von ihm missbraucht worden, Glauben schenken, "provoziert". "Ich hab' mir vorgestellt, was der mit meiner Tochter macht. Sie ist erst 14. Da hab' ich zugestochen", schilderte die Angeklagte. Einem Augenzeugen, der sah, wie die Frau nach vollbrachter Tat das Messer in ihre Handtasche steckte und der sie mit seinem Handy filmen wollte, rief sie dessen Angaben zufolge in knappen Worten zu: "Er hat meine Tochter missbraucht."

Polizistin: "Hab' geglaubt, dass es zu Ende geht"
Der lebensgefährlich Verletzte hatte sich kreidebleich zur nächsten Polizeiinspektion geschleppt, wo die Beamten Erste Hilfe leisteten und einen Notarzt verständigten. Die Polizisten gingen nicht davon aus, dass der 56-Jährige überleben würde. "Ich hab' geglaubt, dass es zu Ende geht", gab eine Beamtin im Zeugenstand zu Protokoll. Vier Wochen wurde der lebensgefährlich Verletzte im Spital behandelt.

33-Jährige hatte eine "furchtbare Kindheit"
Die 33-Jährige - eine gebürtige Serbin - war im Alter von acht Jahren von ihren Eltern verkauft worden. Staatsanwalt Stefan Berger räumte ein, die Frau habe eine "furchtbare Kindheit" mitgemacht. Sie war in Padua gelandet, bekam mit elf ihr erstes Kind und wurde laut ihrem Verteidiger als Sex-Sklavin gehalten und zum Betteln gezwungen. Bis zu ihrem 21. Lebensjahr brachte sie fünf Kinder zur Welt, ehe ihr die Flucht gelang. Sie kam nach Wien, wo sie als Prostituierte arbeitete.

In dieser Funktion lernte sie ihren späteren Ehemann kennen. Der Freier verliebte sich in die Frau, heiratete sie, besorgte ihr einen Job abseits vom Straßenstrich und nahm auch drei ihrer Kinder bei sich auf. Im Herbst 2014 begann es allerdings zu kriseln. Wiederholt soll der Mann die 33-Jährige gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Sie trug sich mit Scheidungsabsichten, doch eine Trennung kam für den Mann nicht infrage. Schließlich habe die Frau "Anzeichen gesehen, dass er sich auch an einer Tochter vergreift", sagte Verteidiger Winkler. Die Frau erstattete bei der Polizei Anzeige gegen den Ehemann und traf sich kurze Zeit später mit ihrem Gatten zu einer Aussprache, die dann blutig endete.

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