Endgültiges Aus

Drogeriekette dayli wird geschlossen

Wirtschaft
12.08.2013 18:02
Der Umbau der Drogeriekette Schlecker zu dayli ist endgültig gescheitert und endet in der größten Handelspleite nach Mitarbeiterzahl in den vergangenen 20 Jahren. Am Montag bewilligten der Gläubigerausschuss und das Landesgericht Linz die vom Masseverwalter Rudolf Mitterlehner beantragte Schließung des Unternehmens. Nach der endgültigen Abwicklung werden insgesamt 3.468 Beschäftigte - zum Großteil Frauen in Teilzeit - ihren Job verloren haben.

Das Konzept, aus dem früheren Drogerieriesen Schlecker mit ramponiertem Image einen Nahversorger zu bauen, schien aus Sicht vieler Experten schon von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Der zwischenzeitliche Chef und Eigentümer der dayli-Kette, Rudolf Haberleitner, ließ wöchentlich mit immer größeren Plänen aufhorchen - und setzte sie letzten Endes nicht um.

Endgültig an Glaubwürdigkeit eingebüßt hat der Investor rund um die Vorkommnisse in Italien, wo er von einem vermeintlichen Geschäftspartner um eine Million Euro "erleichtert" wurde. Doch auch der neue Eigentümer Martin Zieger vermochte das Ruder nicht herumzureißen und fand keinen Investor. Hinzu kommt zur Pleite nun auch noch ein privater "Rosenkrieg" zwischen Haberleitner und Zieger (siehe Infobox).

Verbindlichkeiten von 62,4 Millionen Euro
Am härtesten getroffen von der Pleite wurde der ehemalige dayli-Hälfteeigentümer Novomatic, der 25 Millionen Euro in das Unternehmen steckte. Lieferanten ist dayli etwa 18 Millionen Euro schuldig, den Mitarbeitern die Juni-Gehälter und das Urlaubsgeld.

Laut Finanzstatus verfügte dayli per Ende Juni über freie Vermögenswerte in der Höhe von 12,8 Millionen Euro und Verbindlichkeiten von 62,4 Millionen Euro. Damit würde sich eine Quote für die Gläubiger von 20,5 Prozent ergeben. Experten rechnen aber aufgrund von Verwertungskosten mit einer Quote von schätzungsweise nur 15 Prozent. Umso länger die Abwicklung dauert, desto größer die Schwankungsbandbreite.

Masseverwalter: "Das Geld kam nicht"
Bis vergangenen Freitag hätte ein Investor eine Bankgarantie in Höhe von 1,15 Millionen Euro vorweisen müssen, um eine Weiterführung der Kette bis zumindest 16. August zu gewährleisten. Die Interessenten konnten aber keine Finanzierung vorweisen: "Bis zuletzt behaupteten die Investoren, die drohenden laufenden Verluste abdecken zu wollen, das Geld kam aber nicht", so Insolvenzverwalter Mitterlehner, der sich über die glücklose Investorensuche "frustriert" zeigte.

Sonderlich große Chancen, dass ein Investor das Unternehmen aus dem Konkurs herauskaufen wird, rechnet sich der Masseverwalter nicht aus. "Nach den Erfahrungen der letzten Tage habe ich auch da keine großen Hoffnungen."

3.468 Mitarbeiter von Schließung betroffen
Betroffen sind nun die 522 noch offenen österreichischen Filialen und das Lager in Pöchlarn (NÖ) - bereits diese Woche sollen diese allerdings dichtmachen. Die Filialen in Luxemburg und Belgien bleiben laut dem Masseverwalter vorerst noch offen. Auch die Zentralverwaltung in Pucking (OÖ) samt Bezirksleitungen wird noch benötigt. Von den Schließungen betroffen sind derzeit rund 2.000 der 2.200 Beschäftigten. Im Juli waren bereits 1.261 Mitarbeiter abgebaut worden. Nach endgültiger Abwicklung werden insgesamt 3.468 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren haben.

Zermürbte Mitarbeiter: "Juhuuuuuu wir schließen!"
Trotz des tragischen Endes freuen sich viele Mitarbeiter, endlich Gewissheit zu haben. Zur Sorge um den Arbeitsplatz kam in den letzten Wochen der Frust, in leeren Filialen zu stehen, mit kaum Ware und noch weniger Kunden. "Und selbst von den wenigen stehlen noch welche", war kürzlich in der von der Gewerkschaft für die Beschäftigten eingerichteten "dayli-Erfahrungsbörse" im Internet zu lesen. Umso verständlicher ist es, dass die Mitarbeiter trotz Konkurses erleichtert sind.

"Juhuuuuuu wir schließen!!!!!!!!!!!", schreibt da etwa Mitarbeiter "ftantelisi". Und "miley" meint: "Endlich, die erlösende Nachricht.....wir SCHLIESSEN!!!!" Gleichzeitig lassen die Beschäftigten auch ihren Emotionen freien Lauf: "Na buuum ... auch wenn ich es geahnt habe ... es ist schwer zu glauben, ich bin grad den Tränen nahe in meinem leeren Shop ohne Kunden."

Jobsuche wird vermutlich schwierig
Die Jobsuche wird sich vor allem für ältere Arbeitnehmer schwierig gestalten. Kritik in Internetforen, dass andere Lebensmittelhändler wie Spar oder Rewe (u.a. Billa, Bipa, Merkur) eher nur am jüngeren und somit "günstigeren" dayli-Personal interessiert seien, kann Gewerkschafter Manfred Wolf im konkreten Fall nicht bestätigen, aber auch in diesem Fall würden wohl die "Gesetze des Marktes" schlagend. Konkrete Zahlen, wie viele Mitarbeiter inzwischen zu anderen Einzelhändlern gewechselt sind, hat Wolf nicht.

Rewe hat noch keinen Bewerbungsansturm von ehemaligen dayli-Mitarbeitern registriert: "Wir haben bis jetzt 60 Bewerbungen erhalten. Das ist nicht sehr viel, aber wir rechnen, dass es mehr wird, sobald die Situation für die dayli-Beschäftigten geklärt ist", so Rewe-Sprecherin Ines Schurin. "Das Alter der Bewerber ist für uns kein Kriterium."

Sozialminister Rudolf Hundstorfer meinte am Montag: "Wir werden die größtenteils weiblichen Mitarbeiter mit allen uns zur Verfügung stehenden Maßnahmen unterstützen."

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