"Meine Irrsinnstat"

Die Beichte des Red-Bull-Erpressers Alfred L.

Österreich
11.01.2014 17:00
"600.000 Euro, oder es kommt zur Katastrophe" - als Red-Bull-Erpresser hat Alfred L. (Bild) Anfang 2013 weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Unzählige Dosen in den Regalen sollten mit Fäkalkeimen kontaminiert werden, falls seinen Forderungen nicht nachgekommen wird. Es kam, wie es kommen musste: Der Niederösterreicher wurde gefasst, wanderte hinter Gitter. Nach seiner Enthaftung spricht der Vater von vier Kindern exklusiv mit der "Krone" über "meine kriminelle Irrsinnstat". Wie er zum Verbrecher wurde, welche Rolle eine Baby-Windel spielte und wie sich sein Leben verändert hat.

"Krone": Herr L., Sie waren ein unbescholtener Familienvater, hatten eine Firma - warum wurden Sie kriminell?
Alfred L.: Ich war verzweifelt und schwerer Alkoholiker.

"Krone": Verzweifelt aufgrund finanzieller Schwierigkeiten?
Alfred L.: Ja. Mein Jeans-Geschäft lief nicht mehr, ich konnte meiner Familie nichts mehr bieten, sie nicht versorgen. Ich hatte oft nicht einmal das Geld, um einkaufen gehen zu können. Ich hatte Riesenangst, dass meine Frau mit unseren zwei kleinen Kindern zurück nach Brasilien gehen würde. Und dann stand noch die Hochzeit meiner Tochter aus erster Ehe vor der Tür. Sie als Vater dabei nicht finanziell unterstützen zu können, hat mich zusätzlich fertiggemacht.

"Krone": Was kam dann ins Spiel? Der Alkohol?
Alfred L.: Nein, zu trinken hatte ich schon vorher begonnen - aber mein Konsum wurde Tag für Tag exzessiver. Ich hab' versucht, mit Alkohol meine Probleme zu verdrängen. Aber es wurde dadurch nur noch schlimmer.

"Krone": Anstatt sich helfen zu lassen, wurden Sie kriminell. Warum gerade Erpressung?
Alfred L.: Ein Banküberfall oder Ähnliches wäre für mich nie infrage gekommen. Das hätte ich mich nie getraut. Ich wollte keine Waffe in die Hand nehmen - und niemanden verletzten. Erpressung ist das Feigste, was man tun kann.

"Krone": Wie kam Ihnen der Gedanke, Dosen zu verunreinigen? Warum gerade Red Bull?
Alfred L.: Meine Ex-Frau und ich hatten immer Red Bull zu Hause. So komisch es auch klingen mag - die Idee kam mir beim Wickeln. Eine ungeöffnete Dose fiel um und landete direkt in der vollen Windel. Da hab ich mir gedacht: Eigentlich ist das System sehr unhygienisch. Bis eine Dose im Regal landet, haben unzählige Menschen sie in Händen gehabt. Und was, wenn ein Kunde sie im Vorbeigehen anniest. Eine Woche später hab ich von der Erpressung geträumt - sogar den Tag, den 28. Jänner, hab ich vor meinem inneren Auge gehabt.

"Krone": Wie sind Sie mit Red Bull in Kontakt getreten?
Alfred L.: Ich hab einen Brief an Herrn Mateschitz verfasst. An ihn persönlich.

"Krone": Welchen Inhalts?
Alfred L.: Ich hab gedroht, dass "wir" - ich bin als Gruppe 'grouponymus' aufgetreten - Dosen in Supermärkten mit Fäkalkeimen kontaminieren würden, wenn sie nicht bezahlen - und damit auch an die Öffentlichkeit gehen.

"Krone": Wieviel haben Sie genau gefordert?
Alfred L.: Ursprünglich 3,6 Millionen Euro.

"Krone": Den Brief haben Sie aber nicht per Mail verschickt.
Alfred L.: Nein! So gescheit war ich. Um meine Spuren zu verwischen, habe ich ihn ausgedruckt, bin mit dem Zug nach Salzburg gefahren und habe ihn dort in einen Briefkasten geworfen.

"Krone": Was geschah dann?
Alfred L.: Gar nichts, ich habe wochenlang keine Antwort bekommen. Ich hatte die Sache mit Red Bull eigentlich auch schon abgehakt - und habe es bei einer weiteren Firma versucht.

"Krone": Bei einem Hersteller von Tierfutter.
Alfred L.: Ja. Diese Idee kam mir beim Füttern der Katzen. Ich dachte mir, die haben auch genug Geld. Außerdem hat mich die Katzenfutter-Werbung immer schon aufgeregt. Da verhungern weltweit Menschen, und diesem Tier wird das Essen samt Garnierung auf einem goldenen Teller serviert.

"Krone": Kam von diesem Unternehmen eine Reaktion?
Alfred L.: Nein, auch die haben nicht geantwortet. Aber eines Tages kam dann doch eine SMS von Red Bull: "Wir müssen kommunizieren."

Lesen Sie demnächst in der Kronen Zeitung und auf krone.at: "Tag X - die Geldübergabe".

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