Andrä Rupprechter:

Der Mann ohne Zweifel (an sich selbst)

Österreich
15.02.2014 16:30
Merkwürdiger Humor, seltsame Sprüche und originelles Verhalten brachten Andrä Rupprechter (52) rasch jene Art von Bekanntheit, die nicht alle schätzen. Aber das kümmert den neuen Landwirtschaftsminister wenig. Der Tiroler, der aus Brüssel kam, gefällt sich in seinem Amt und seiner Rolle.

An Selbstbewusstsein soll es dem ruppigen Herrn Rupprechter noch nie gemangelt haben. Das erzählen jedenfalls langjährige Weggefährten. Und an seinen etwas speziellen Humor, der irgendwo zwischen derbem Hochstandschmäh und Brüsseler Arroganz stecken geblieben ist, habe man sich schon gewöhnt. "Ja, so ist er, der Andrä", sagen dann die, die ihn ein wenig besser kennen. Und dass er im Grunde immer schon so gewesen sei. Nur wäre das früher keinem richtig aufgefallen, weil er immer in der dritten oder vierten Reihe der Karrierehierarchien auf seinen großen Augenblick warten musste.

Er wusste schon immer, dass er in die erste Reihe gehört
Den Rupprechter hätte es immer schon nach ganz vorne gedrängt, erzählt man sich in Tirol und anderswo. Und auch wenn es einige noch nicht wussten, er wusste schon immer, dass er in die erste Reihe gehört und besser noch auf die ganz große Bühne. Das am liebsten solo und nicht im Ensemble. Immerhin den ersten Sprung ins Rampenlicht hat er geschafft.

Und da steht er nun, der Andrä Rupprechter, ein gstandenes Mannsbild, wie man so sagt, mit seinen 52 Jahren und vital wie ein Hirsch in der Brunft. Und auf der großen Bühne, auf der er nun steht, hören alle seine Witze und Sprüche. Ob sie wollen oder nicht. Und das könnte noch länger so gehen. Denn einer wie Rupprechter sieht sich erst am Beginn seiner Laufbahn, die nur zwei Richtungen kennt: vorwärts und aufwärts. Bei dem Zustand, in dem sich die ÖVP derzeit befindet, ist alles möglich.

Noch höherfliegendere Pläne mit sich selbst?
Doch noch ist es nicht so weit für den Sprung nach ganz oben. Und ganz oben kann für einen wie Andrä Rupprechter nur der Schleudersitz des ÖVP-Chefs oder der Thron des Tiroler Landeshauptmanns bedeuten. Aber vielleicht hat Rupprechter noch ganz andere, noch höherfliegendere Pläne mit sich selbst. Doch die weiß nur er und der Herrgott selbstverständlich. Dem hat er schließlich bei der Angelobung mit seiner sauber eingelernten und brav aufgesagten "Herz Jesu"-Formel das Regierungsamt gewidmet und es damit zu jener Bekanntheit gebracht, die ihn zumindest zu Beginn interessanter gemacht hatte als die anderen Ministerkollegen.

Derartig mit Gottesgnadentum ausgestattet, dürfte eigentlich nichts schiefgehen auf der politischen Karriereleiter. Aber auf der kann man bekanntlich auch schon auf den ersten Sprossen ausrutschen. Ein unbedachter Spruch zu viel, und schon hat man sich den Ruf des schrägen Vogels für immer eingehandelt. Etwa mit seinem eigenartigen Rat an die grüne Tiroler Landesrätin Ingrid Felipe, sie solle das von ihm mitgebrachte Heu nicht rauchen. Also so das ganz billige Klischee des Erzkonservativen, der glaubt, alle Grünen würden ständig bekifft aus ihren Birkenstocksandalen kippen. Oder die mehr unkluge als saloppe Replik auf den deutschstämmigen Vizechef der Hochschülerschaft Johann Strube beim Boku-Ball, dass er sich "von einem aus Mecklenburg-Vorpommern nichts sagen lasse".

Zukunft wird nicht auf Scherz-O-Meter entschieden
Mit solchen halblustigen Pöbeleien wird Rupprechter zwischenstaatliche Krisen, wie etwa jene mit Ungarns Präsidenten Victor Orban nicht lösen können. Auf solche Zoten warten die wahlkampfbedingt patriotisch streitlüsternen Nachbarn in Budapest nur. Und im Kampf Mann gegen Mann könnte sich einer wie Orbán rasch als der brutalere herausstellen, auch wenn er aus dem flachen Land kommt und nicht wirkt wie einer, der nur kräftig aus der Berghütte jodelt.

Letztlich wird die Zukunft des Landwirtschaftsministers nicht auf dem Scherz-O-Meter entschieden, sondern an seinen politischen Erfolgen. Flotte Sager werden für dauerhaften Nachruhm zu wenig sein. Das haben schon die mindestens so fröhliche Ex-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky und die nicht minder unterhaltsame Ex-Finanzministerin Maria Fekter erfahren müssen. Sie sind eben genau deshalb Ex, weil sie nicht wussten, wann Schluss mit lustig ist.

Ungestümes Wesen weckt bisher eher den Fluchtreflex
Aber mit seinem 600 Jahre ins tirolische Brandenberg zurückreichenden Stammbaum, auf den das elfte Kind einer Tiroler Bauernfamilie gerne und nicht ohne Eitelkeit verweist, müsste Rupprechter in die Wiege gelegt worden sein, wie das mit dem Überleben geht. Als Jäger noch dazu. Wer mit dem Schießgewehr unterwegs ist, sollte wissen, dass oft bereits der Flüsterton zu laut sein kann. Der kluge Waidmann drückt erst ab, wenn er das Wild klar und deutlich im Visier hat. Wer auf kapitale Beute aus ist, dem bleibt auf der Pirsch oft nur eine Chance. Rupprechters ungestümes Wesen weckt bisher eher den Fluchtreflex.

Aber das hat alles vielleicht nur mit dem Überschwang der Gefühle zu tun, wenn man plötzlich ganz wichtig ist. Daher wäre jetzt für Rupprechter (und diese Story) die Gelegenheit, die Kurve zu kratzen: Schließlich ist Andrä Rupprechter ein ausgewiesener Fachmann auf dem Agrarfeld. Dazu zählen auch erstklassige Kontakte nach Brüssel ebenso wie zu den noch wichtigeren Bauernfunktionären. Und wenn erst einmal der politische Alltag zwischen Milchquoten und Almwirtschaft, Zuchtsauschauen und Mutterkuhprämien in die Niederungen der Sachpolitik Einkehr gehalten hat, wird Landwirtschaftsminister Rupprechter noch Gelegenheit haben, sein Können unter Beweis zu stellen.

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