Handel mit Daten

Das dunkle Geschäft mit unseren Kreditkarten

Web
26.06.2016 19:00

Er ist ein "Läufer", ein kleines Rädchen im Milliardengeschäft mit gestohlenen Kreditkarten und deren Daten: Teofil N. (33), Rumäne, arbeitslos, kaufte ein - im Auftrag von internationalen Betrügern. Jetzt sitzt er bedrückt auf der Anklagebank in Wien, früher ging er nur im eleganten Maßanzug außer Haus.

Er suchte dabei nicht nach "Schnäppchen" - im Gegenteil. Wertvoll und teuer sollten die Waren sein: Uhren von IWC zum Beispiel, 20.000 Euro und mehr konnte das Stück gerne kosten. Auch Rolex war begehrt, ebenso Taschen von Louis Vuitton und natürlich Schmuck. Je höher der Wert, desto besser für den "Läufer". Er erhält 25 Prozent vom Einkaufspreis, ehe er die Güter an Mittelsmänner weitergibt.

Doch wie kommt ein "Läufer" zu den Kreditkarten? Die Daten werden von Spezialisten durch Phishing bei Privatpersonen "gefischt" oder bei Bankomaten mit winzigen Lesegeräten erfasst. Wesentlich lukrativer ist es freilich, wenn Hacker auf Online-Plattformen solche Informationen tausendfach beschaffen. Denn die Kreditkarten fast jedes Bürgers sind irgendwo gespeichert.

Schwunghafter Datenhandel im "Darknet"
Mit den Daten wird im "Darknet" schwunghafter Handel getrieben. Das "dunkle Netz" ist ein Bereich des Internets, der in normalen Suchmaschinen nicht zu finden ist. Es gibt klar definierte Preise, je nachdem, wie viele Informationen verfügbar sind: nur die Kontonummer oder auch der PIN-Code, das Ablaufdatum und die Rechnungsadresse dazu (siehe Grafik). Gezahlt wird mit der Internet-Währung Bitcoin, bei der die Beteiligten des Handels anonym bleiben.

Die Daten werden auf Kreditkarten kopiert. Dem hemmungslosen Einkauf steht nichts mehr im Weg. Wenn kein PIN-Code bekannt ist, soll es sogar eine Software geben, die jeden Code zulässt, egal ob er stimmt oder nicht.

So einfach, wie es hier klingt, ist die Sache nicht. Oft gibt es nur sehr dürftige Informationen über den Kreditkartenbesitzer: Woher stammt er, was ist er von Beruf? Diese Dinge zu wissen war Teofil N., unserem "Läufer" aus dem Wiener Gerichtssaal, sehr wichtig. Ein Ländercode auf dem Plastikgeld gibt oft Auskunft.

Auch die eine oder andere Firma wurde von Teofil N. "bevorzugt": "Die goldenen oder schwarzen Karten von American Express (Amex) waren die besten", schwärmt er: "Die hatten kein Limit." Amex-Sprecher Jörg Wollmann entgegnet: "Wir haben zwar keinen klar definierten Rahmen, unsere Karten lernen aber." Man hat gefinkelte Programme entwickelt, die das Kaufverhalten eines Kunden analysieren. Wenn ein Kauf vom Durchschnitt abweicht, bekommt der Kunde einen Anruf, ob er dies oder jenes gerade kauft.

"Es war ein gutes Geschäft"
Die Aufklärung solcher Taten ist schwierig, wie der Betrugsprozess gegen Teofil N. beweist. Laut seinem Verteidiger Christian Werner gesteht sein Mandant nur einen Bruchteil der ihm zur Last gelegten Taten. Von Reue ist beim Angeklagten auch nichts zu spüren, im Gegenteil. Gearbeitet hat er nie. "Es war ein gutes Geschäft", sagt er stolz.

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