"Er war sehr sozial"

Das dunkle Doppelleben des Granaten-Attentäters

Österreich
05.04.2014 16:51
Nach dem Mordanschlag mit einer Handgranate und einem Revolver rund um illegale Dieselgeschäfte mitten in Wien werden nun immer mehr Details bekannt. Der Hauptverdächtige Kristijan H. führte ein dunkles Doppelleben. Nach außen war er lange der Chef der Jugendabteilung eines Salzburger Fußballklubs mit sozialer Ader. Tatsächlich geriet der 34-jährige erfolglose Geschäftsmann jedoch immer mehr auf die schiefe Bahn.

"In meinem Keller war die Bombe. Die hat ein großer Bub selbst gebastelt", erzählt ein kleines Mädchen, während es sich stolz den Gurt seines Kampfanzuges zubindet. Die Kleine wohnt ein paar Stockwerke über dem Taekwondo-Center "Blackbelt", das am Freitagabend - wie berichtet - samt dem Rest des Hauses evakuiert wurde.

Der Hauptverdächtige im Fall rund um den Handgranatenmord in Wien-Ottakring hatte die Rohrbombe im Kellerabteil seines Vaters gebunkert. Ausgeführt wurde die Bluttat schließlich mit einem Revolver und der Handgranate.

Firmengeflechte im Mittelpunkt der Ermittlungen
Bei dem Attentat im Jänner ging es um Geld. "Und nur ums Geld", so Chefinspektor Hoffmann. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftspolizei werden derzeit noch Firmengeflechte durchforstet. Allein die vermutete Steuerhinterziehung des Ex-DDR-Grenzers Waldemar W. mit illegalen Dieselgeschäften soll bei 700.000 Euro liegen. Dabei scheint auch die ebenfalls inhaftierte Schwester von H., Renata, auf. Wie viel die 42-Jährige über das Mordkomplott wusste, ist weiterhin Gegenstand der Ermittlungen.

Renata H. ist etwa Geschäftsführerin eines Unternehmens, das erst am 31. Jänner in Wien gegründet wurde. Geschäftszweck: Handel mit Treib- und Schmierstoffen. Zu diesem Zeitpunkt waren Zlatko N. und Waldemar W. bereits tot. Ein Salzburger Anwalt ist zu 75 Prozent an dieser Firma beteiligt, "aber nur als Treuhänder", wie er gegenüber der "Krone" erklärt. Möglicherweise für H., der als Unternehmer bereits mehrmals gescheitert ist.

Niemand ahnte was von krimineller Energie
Bis vor zwei Jahren trainierte H. beim SV Wals-Grünau noch Jugendliche im Fußball. Das Entsetzen beim Verein über die Tat ist groß: "Die Begegnungen mit ihm waren immer sehr amüsant", kann es Norbert Bauer, Obmann des SV Wals-Grünau, nicht fassen, was der 34-Jährige getan haben soll. "Er hat bei uns aufgehört, als er seine Firmen gründete", so Bauer.

Danach hatten die Kicker aus dem Flachgau kaum noch Kontakt zu dem 34-Jährigen, bekamen lediglich mit, wenn mal wieder ein Unternehmen pleite ging. Von der kriminellen Energie wusste keiner etwas, ganz im Gegenteil: "Er hat sich immer gut eingebracht, war sehr sozial, hat immer allen geholfen. Er organisierte sogar eine Spendenaktion für eine kranke alleinerziehende Mutter", erinnert sich ein weiterer Funktionär des SV.

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