Brennpunkt Spielfeld

Chaos und Prügelei an unserer Grenze

Österreich
23.10.2015 22:21
Am Grenzübergang Spielfeld herrschen weiterhin chaotische Zustände: Zahlreiche Flüchtlinge müssen bei eisigen Temperaturen im Freien übernachten, in einer Notschlafstelle kam es sogar zu einer Schlägerei unter Migranten. Am Freitag wurden rund 6500 Neuankömmlinge gezählt. Tausende von ihnen konnten nicht registriert werden, weil der Andrang zu groß war. Erneut durchbrachen rund 1500 Menschen die Absperrungen und machten sich auf eigene Faust Richtung deutsche Grenze auf, die sie in rund zehn Kilometern Entfernung vermuteten. Auch in den kommenden Tagen wird eine sehr hohe Zahl an Grenzübertritten erwartet.

Die Menschen wollten schneller nach Deutschland und nahmen sich teilweise Taxis, die in Schlangen warteten. Hunderte gingen zu Fuß weiter, weil sie nicht glauben wollten, dass ihr Ziel noch Hunderte Kilometer entfernt ist. Manche kehrten um, als ihnen ihre Fehlinformation bewusst wurde. Aber nach wie vor sind laut Polizei knapp tausend Menschen zu Fuß Richtung Deutschland unterwegs. Die Behörden können aufgrund der unübersichtlichen Lage, die derzeit herrscht, nur grobe Schätzungen abgeben.

Hunderte Flüchtlinge auf den Gleisen - Zugverkehr eingestellt
Der Zugverkehr zwischen Sentilj und Leibnitz musste wie schon am Donnerstag eingestellt werden. Unzählige Menschen, darunter auch kleine Kinder, waren auf den Gleisen und entlang des Bahndamms unterwegs. Ihnen war das Warten auf Busse für den Weitertransport zu lange geworden. Auch die Bundesstraße 67 wurde aufgrund wandernder Menschen auf der Fahrbahn im Laufe des Tages mehrere Male gesperrt. Nur vereinzelt konnten die Busse abfahren, entweder weil die Gefahr eines Tumults zu groß war, Menschen auf den Straßen unterwegs waren oder auch keine freien Plätze in Notquartieren gefunden werden konnten, erklärte Polizeisprecher Leo Josefus.

Polizei kommt mit Kontrollen nicht nach
Unter diesen Umständen können die Sicherheitsbehörden weder entsprechende Kontrollen noch Registrierungen durchführen. "Es herrscht zwar Registrierungspflicht, aber unter den momentanen Voraussetzungen kommen wir nicht nach", so Josefus. In der offiziellen Polizeiaussendung hieß es: "Aufgabe der Polizei ist es, die Grenzen zu kontrollieren. Der Durchbruch Tausender Menschen kann nur unter massiver Anwendung von Zwang verhindert werden. Die Anwendung von Gewalt würde jedoch dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit widersprechen, da sich unter den Flüchtlingen Frauen und Kinder befinden und Verletzungen wahrscheinlich werden."

Bundesheer: Steiermark ist neuer Einsatzschwerpunkt
Am Freitag wurde rund die Hälfte jenes Bundesheer-Kontingents, das an der burgenländischen Grenze stationiert war, in die Steiermark abkommandiert. Aufgrund der geänderten Lage an der Grenze - in Nickelsdorf ist der Zustrom von Flüchtlingen am Wochenende vorerst versiegt - werde eine Verlegung durchgeführt, so Pressesprecher Oberstleutnant Andreas Jordanich. Von den knapp mehr als 500 im Burgenland eingesetzten Assistenzsoldaten sollen etwas mehr als 200 dort bleiben. Eine Kompanie verbleibe in Nickelsdorf, eine halbe im südburgenländischen Güssing. Das Jägerbataillon 25 sei hingegen komplett abgezogen worden. "Neues Schwergewicht ist die Steiermark", so Jordanich.

Hunderte in Notschlafstellen gebracht
Bereits am Donnerstag waren rund 6000 Flüchtlinge in Spielfeld eingetroffen. In der Nacht fuhren immer wieder Busse, die die Menschen in Notquartiere brachten. Da die Sammelstelle Spielfeld in den beheizten Zelten nicht genug Platz für die vielen Flüchtlinge bot, wurden noch in der Nacht rund 600 in einen Turnsaal nach Wagna im Bezirk Leibnitz gebracht.

Dort sollten sie in Ruhe schlafen können, doch unter den Migranten kam es zu einer Rauferei. Die Einsatzeinheit der Polizei musste bei den Gewaltausbrüchen dazwischengehen, bestätigte Polizeisprecher Josefus Augenzeugenberichte. Der Turnsaal sei eine Notmaßnahme gewesen und werde zu keinem Quartier, so die Einsatzkräfte.

Angst und Unmut in der steirischen Bevölkerung
In der Bevölkerung in Spielfeld und Umgebung machte sich nach den Szenen des Vortages zum Teil Unmut und Angst breit. Geschäfte wurden aus Furcht vor Plünderungen nicht aufgesperrt, ein Wirt berichtete vom Einsatz seines Pfeffersprays, als zu viele Flüchtlinge in sein Lokal drängten. Eine junge Gersdorferin sagte: "Angst haben wir zwar keine, aber die ganzen Straßensperren und Umleitungen sind schon nervig. Zum Einkaufen oder Essen Gehen müssen wir momentan woanders hinfahren."

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