Endbericht vorgelegt

Burgtheater: Verdacht auf zahlreiche Straftaten

Österreich
27.02.2014 17:55
In der Causa Burgtheater ist am Donnerstag der lang erwartete Untersuchungsbericht vorgelegt worden. Die Prüfer bestätigen darin die Vorwürfe gegen die entlassene Vizedirektorin Silvia Stantejsky - durch ihr Verhalten sei dem Theater ein Schaden von sieben bis acht Millionen Euro entstanden. Zudem habe eine erste rechtliche Prüfung des Berichts den Verdacht auf zahlreiche Straftaten ergeben. Auch Bundestheater- und Aufsichtsratschef Georg Springer bekräftigte die Vorwürfe gegen Stantejsky. Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann wies hingegen einmal mehr die Verantwortung von sich.

"Frau Stantejsky hat ein intransparentes Umfeld geschaffen, welches es unmöglich machte, ein wirksames internes Kontrollsystem einzurichten", heißt es in dem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Sie habe ein System der Abschottung aufgebaut, in dem nur sie über maßgebliche Informationen und Dokumente verfügt habe. Sie habe Bilanzfälschungen begangen und ein System vorgetäuschter Liquidität aufgebaut, in dem die Kassa das zentrale Instrument gewesen sei.

"Diese Vorgehensweise widerspricht den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung", so der Bericht, den Springer in Auszügen der Presse übergab. In Finanzberichten sei so die finanzielle Situation falsch widergegeben worden. Eine erste rechtliche Prüfung des Endberichts habe zudem den Verdacht auf Urkunden-, Beweismittel- und Bilanzfälschung, Geldwäsche sowie Untreue ergeben, hieß es weiter. Der Bericht werde auch der Staatsanwaltschaft übergeben.

Stantejsky verschleierte finanzielle Lage
Offenbar hatte das Burgtheater bei der BAWAG/PSK über einen Kreditrahmen verfügt, der mit 31. August 2011 7,5 Millionen Euro betragen habe, mit der Vorgabe, diesen jährlich um 750.000 Euro zu reduzieren. "Diese Vorgaben wurden auch zum jeweiligen Stichtag eingehalten", heißt es im Prüfbericht, der detailliert nachzeichnet, wie Stantejsky dies erreichte: Durch hohe Einzahlungen unmittelbar vor dem jeweiligen Bilanzstichtag am 31. August habe Stantejsky Geldmittel zugeführt, um die wahre finanzielle Lage des Hauses zu verschleiern.

2011 betrug die Summe der Einzahlungen in den drei Tagen vor dem Stichtag 70.743 Euro, 2012 183.728 Euro und 2013 54.409 Euro. Ob Stantejsky dabei auf eigene Mittel oder ihr treuhändisch zur Vermögensverwaltung übergebene Mittel von Dritten - wie Ensemblemitgliedern - zurückgegriffen habe, sei bisher nicht schlüssig geklärt, so die Prüfer, die anmerken, die gleichzeitige Wahrnehmung von Interessen als Geschäftsführerin des Burgtheaters sowie der Vermögensverwalterin von Dienstnehmern sei "äußerst kritisch zu betrachten".

Die in den Folgemonaten wieder erfolgten Mittelentnahmen seien "durch gefälschte Belege und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen" erfolgt. Bei zahlreichen durchgeführten Akontozahlungen habe die entsprechende Vertragsgrundlage nicht nachvollzogen werden können, da Verträge nicht auffindbar gewesen seien.

Schaden bis zu acht Millionen
Springer sprach von "dolosen (vorsätzlichen, Anm.) Handlungen", die Stantejsky begangen habe. Es müsse davon ausgegangen werden, dass durch das Verschulden der ehemaligen kaufmännischen Geschäftsführung ein Schaden von sieben bis acht Millionen Euro entstanden sei.

Es sei unabdingbar, dass die Ermittlungsbehörden, bei denen auch eine anonyme Anzeige gegen Stantejsky eingegangen ist, tätig würden. Auch der Rechnungshof, dessen angekündigte Prüfung man ausdrücklich begrüßt, erhält eine Kopie des Berichts samt Sachverhaltsdarstellung.

"Ja, ich bin für das mitverantwortlich. Das ist überhaupt keine Frage", sagte Springer. Seit man jedoch am 11. November 2013 im Rahmen eines Erstentwurfs eines Gebarungsprüfungsberichts auf Ungereimtheiten aufmerksam gemacht worden sei, habe man gehandelt.

Minus soll aus eigener Kraft ausgeglichen werden
Das entstandene Minus soll jedenfalls aus eigener Kraft ausgeglichen werden. "Ja, das Burgtheater kann das und wird das auch aus eigener Kraft schaffen müssen", so Springer. Dies werde aber längere Zeit in Anspruch nehmen. Das Wichtigste sei, die Finanzierung des laufenden Betriebes sicherzustellen. Das werde mit Sicherheit gelingen. Wie man mit "Altlasten" umgehen werde, sei im Detail noch nicht klar. Das Problem sei jedoch sicher nicht "mit einem Schlag" zu lösen.

Der Direktor des Burgtheaters, Matthias Hartmann, wies am Donnerstag erneut jede Verantwortung für die Malversationen von sich. Er habe lediglich die künstlerische Verantwortung über das Haus übernommen: "Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand."

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