Ermittlungen im Gang

Brückeneinsturz: Verdacht auf Gemeingefährdung

Österreich
22.02.2015 15:36
Rund 10.000 Menschen täglich sind nach dem Brückeneinsturz am Samstag im steirischen Frohnleiten von der Sperre der Südbahnstrecke betroffen. Lange Wartzeiten und Umwege müssen die Bahnfahrer mindestens zwei Wochen lang in Kauf nehmen. Die Staatsanwaltschaft Graz hat indes Ermittlungen wegen fahrlässiger Gemeingefährdung aufgenommen. Kurz vor dem Einsturz war ein Schnellzug mit rund 100 km/h unter der Brücke durchgefahren.

Die Untersuchungen werden laut Sprecher Arnulf Rumpold "gegen unbekannt" geführt. Ein Sachverständiger kümmere sich jetzt vorrangig um die Beweissicherung. Als Rechtsgrundlage dient der Paragraf 177 des Strafgesetzesbuches: "Wer (...) fahrlässig eine Gefahr für Leib und Leben einer größeren Zahl von Menschen oder fremdes Eigentum in großem Ausmaß herbeiführt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr zu bestrafen."

Massive Behinderungen für Bahnverkehr
Die ÖBB stellten sich nach dem Brückeneinsturz in einem Krisenstab auf massive Behinderungen im Personen- und vor allem Güterverkehr ein. Laut ÖBB-Sprecher Christoph Posch sind am Sonntag rund 5.000 Fahrgäste gezwungen, in den Schienenersatzverkehr umzusteigen. Am Montag werden es rund 10.000 sein, wobei das auch für jeden folgenden Werktag gelten werde.

Im Güterverkehr sind Umwege von mehreren Hundert Kilometern nötig. Die Frage, wann die Strecke wieder freigegeben werden kann, sei derzeit noch nicht oberste Priorität: Erst müsse das Sanierungskonzept - also der Ersatzverkehr - stehen. Noch völlig unklar war am Sonntag, ob der Gleiskörper oder gar der Unterbau beschädigt wurde. Das könne angesichts der rund 800 Tonnen Material, die herabgestürzt waren, nicht ausgeschlossen werden, meinten die Experten.

"Wir stehen vor einem großen logistischen Aufwand"
Für den Schienenersatzverkehr seien laut Posch Busse aus der gesamten Steiermark, aus dem Burgenland sowie von Partnerunternehmen organisiert worden: "Wir stehen vor einem großen logistischen Aufwand." Das größte Problem stelle derzeit noch der Güterverkehr dar. Dieser werde nun über Ungarn und Slowenien geführt. Auch die Kostenfrage sei noch offen.

Bezüglich des am Vorabend kurz vor dem Einsturz durchgefahrenen Zugs wurde Posch konkreter: "Es handelte sich um einen Schnellzug von Salzburg nach Graz, der mit rund 100 km/h unterwegs war." Wie viele Personen in dem Zug waren, wisse er jedoch nicht. Die Garnitur sei "wenige Minuten vorher" unter der Brücke durchgefahren.

Bewohner in Häuser zurückgekehrt
Ein Kran, der bei dem Einsturz der Brücke Samstagabend in eine gefährliche Seitenlage gedrückt wurde und auf Gebäude zu fallen drohte, ist am Sonntag zu großen Teilen abgebaut worden. Somit konnten 20 Bewohner, die am Abend ihre Häuser hatten verlassen müssen, wieder zurück. Die S35 muss jedoch weiterhin für den gesamten Verkehr gesperrt bleiben. Erst wenn die Sicherungsarbeiten gegen Ende der kommenden Woche abgeschlossen sind, soll wieder der Verkehr auf der zweiten, intakten Murbrücke fließen.

Lob für Einsatzkräfte
Burkhard Thierrichter, Bezirkshauptmann von Graz-Umgebung, sprach am Sonntag ein Lob für die Einsatzkräfte aus: "In 19 Jahren im Amt ist mir noch nie so eine gute Kooperation untergekommen." Diese zeige auch erste Erfolge, denn für die schwierige Verkehrssituation in Frohnleiten sei eine gute Lösung gefunden worden. Die B64, Rechberg Straße, konnte noch in der Nacht auf Sonntag freigegeben werden.

Verkehrsminister Alois Stöger zog am Sonntag "die erste und wichtigste Bilanz": Es sind keine Menschen verletzt worden. Er dankte den Einsatzkräften und den beteiligten Firmen, die versuchten, die negativen Auswirkungen möglichst gering zu halten. Die genaue Klärung der Ursache und die Beseitigung der Schäden seien jetzt vordringlich. Es müsse alles getan werden, um den Bahnverkehr so schnell wie möglich wieder aufnehmen zu können. Der Verkehrsminister ersucht wegen der unvermeidlichen Sperre der Bahnstrecke um Verständnis bei den Reisenden.

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