Versöhnung mit Opfer

Bruder niedergestochen: 26-Jähriger verurteilt

Österreich
07.04.2014 13:05
Weil er im vergangenen Sommer seinen jüngeren Bruder vor dem Entertainment-Center Donauplex in Wien-Donaustadt niedergestochen und lebensgefährlich verletzt hatte, ist am Montag ein 26-Jähriger wegen schwerer Körperverletzung rechtskräftig zu 14 Monaten Haft verurteilt worden, davon vier Monate unbedingt. Den ursprünglichen Vorwurf des versuchten Mordes hatten die Geschworenen nach kurzer Beratungszeit verworfen.

Er sei sehr zornig gewesen, habe den 19-Jährigen aber "zu keinem Zeitpunkt töten wollen", sagte der Angeklagte im Prozess. Vielmehr habe er sich um den kleinen Bruder gesorgt, weil dieser Kontakte zu Männern pflegte, die zumindest mit einem Bein im Kriminal standen. Ihr Verhältnis sei "grundsätzlich sehr, sehr gut" gewesen, erläuterte der 26-Jährige. Dass er ihm verwehren wollte, weiter seine Bekannten zu sehen und schließlich auch dem Vater vom Umgang des 19-Jährigen berichtete, nahm der jüngere dem älteren Bruder aber offenbar übel.

Bruder Sieben-Zentimeter-Klinge in Rücken gerammt
Am 26. August 2013 kam es deswegen zu einem heftigen Streit. Der 19-Jährige hielt dem Älteren vor, ihn beim Vater "verpetzt" zu haben. Er bedachte ihn außerdem mit heftigen Schimpfwörtern und drohte ihm, er werde ihm "die Zähne einschlagen". "Er wurde immer zorniger und aggressiver", erinnerte sich der Angeklagte. Dass er vor gemeinsamen Freunden "niedergemacht" wurde, wurde dem 26-Jährigen schließlich zu viel. "Ich war schon sehr 'haaß'", räumte er ein. Er zog daher ein Messer mit einer Klingenlänge von sieben Zentimetern aus der Tasche und stieß dieses dem Bruder zweimal mit voller Wucht in den Rücken: "Ich wollte ihm zeigen, dass das die Grenze ist."

Opfer: "Ich habe in meiner Wortwahl übertrieben"
Wäre dem jungen Mann nicht so geholfen und er einer Notoperation unterzogen worden, wäre der 19-Jährige laut Gerichtsmediziner gestorben. Dieser hat dem großen Bruder inzwischen verziehen, wie er im Zeugenstand darlegte. Er nahm eine "Mitschuld" auf seine Kappe: "Verdient habe ich ein Messer nicht. Aber ich habe in meiner Wortwahl übertrieben." Am Ende seiner Zeugenaussage erhob sich der ältere Bruder von der Anklagebank und fiel dem 19-Jährigen um den Hals.

Die Geschworenen sprachen den Angeklagten schließlich wegen schwerer Körperverletzung schuldig und verurteilten ihn zu 14 Monaten Haft, davon vier Monate unbedingt. Da er diese Zeit bereits in der U-Haft abgesessen hat, wurde der Mann noch am Montag auf freien Fuß gesetzt. Bei der Strafbemessung waren seine bisherige Unbescholtenheit, der Umstand, dass er sich selbst der Polizei gestellt hatte, die Fürsprache des verletzten Bruders sowie der "gute Eindruck, den der Angeklagte hier gemacht hat", mildernd, wie die vorsitzende Richterin Eva Brandstetter erläuterte.

"Entschuldigung, dass ich dem Staat Kosten verursacht habe"
"Ich bedanke mich für das faire Verfahren und dass Sie mir geglaubt haben, dass ich nicht so ein Mensch bin, der seinen Bruder töten will. Ich möchte mich entschuldigen, dass ich dem Staat Kosten verursacht habe", reagierte der 26-Jährige auf die Urteilsverkündung. Er nahm die Strafe ohne Rücksprache mit seinem Verteidiger an. Da auch die Staatsanwältin keine Einwände hatte, ist das Urteil bereits rechtskräftig.

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