Paranoid schizophren

Bim-Fahrer niedergestochen: Täter eingewiesen

Österreich
02.10.2014 12:08
Jener 52-jährige Mann, der am 26. Jänner 2014 in Wien-Floridsdorf einen jungen Straßenbahnfahrer mit einem Messer attackiert und lebensgefährlich verletzt hatte, ist am Donnerstag von einem Schwurgericht in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen worden. "Es liegen alle Einweisungskriterien vor", erklärte die vorsitzende Richterin Martina Krainz. Die Entscheidung ist bereits rechtskräftig.

Damit kann der Mann zeitlich unbefristet im sogenannten Maßnahmenvollzug angehalten und behandelt werden. Der 52-Jährige leidet laut einem psychiatrischen Gutachten an paranoider Schizophrenie und war zum Tatzeitpunkt weder zurechnungs- noch schuldfähig.

"Bei Ihnen liegt eine schwere schizophrene Störung mit Stimmenhören vor", bemerkte Krainz unter Bezugnahme auf die gutachterlichen Feststellungen. Zudem habe der Sachverständige eine "denkbar ungünstige Prognose" erstellt, der zufolge davon auszugehen sei, dass der Mann ohne vorangegangene engmaschige stationäre Behandlung wieder Straftaten mit schweren Folgen setzen könnte.

Mit der Entlassung aus dem Maßnahmenvollzug ist erst dann zu rechnen, wenn Experten den Mann als geheilt bzw. nicht mehr gefährlich einstufen. Das ist laut Gesetz regelmäßig zu überprüfen.

Mann bedrohte Angestellte der Wiener Linien seit 2004
Der Mann, der sich im Verfahren nicht äußern wollte und von seinem Schweigerecht Gebrauch machte, war erstmals 2004 mit Drohanrufen bei den Wiener Linien aufgefallen. Da ließ er eine Sekretärin telefonisch wissen, dass er früher als Straßenbahnfahrer tätig gewesen, 1995 vom Fahrdienst abgezogen worden sei und dann endgültig seinen Job verloren habe. Sie sei schuld an seiner Entlassung, beschied er der Sekretärin, und die Wiener Linien würden ihn seither "verfolgen".

Als die Mitarbeiterin ihm keine weitere Beachtung schenkte, tauchte der Mann 2006 erstmals persönlich in ihrem Büro auf und wiederholte seine Anschuldigungen. 2007 marschierte er in die Personalabteilung. Ab 2008 kam es zu drei bis vier Anrufen täglich, ehe er im Mai 2008 plötzlich vor der Wohnung der Sekretärin stand, die er zu diesem Zeitpunkt bereits jahrelang bedrängt hatte. In aufgebrachtem Zustand machte er die Frau einmal mehr darauf aufmerksam, sie sei schuld an seinem gescheiterten Leben. Die Wiener Linien erließen ein Hausverbot. Mehr geschah nicht.

Bim-Fahrer von hinten attackiert und schwer verletzt
Am 26. Jänner 2014 tauchte der 52-Jährige dann am Franz-Jonas-Platz auf, wo ein 24-jähriger Tramwayfahrer gerade eine Garnitur der Linie 31 abgestellt hatte und seine Mittagspause antreten wollte. Auf dem Weg zum Pausenraum griff ihn Mann von hinten mit einem Stilett an (Bericht siehe Infobox).

Neunmal stach er dem vom Angriff völlig überraschten Mann in den Hinterkopf, in die Schläfe, ins Gesicht, die Schulter und in die Lenden. "Ich habe versucht, das Messer abzuwehren", schilderte das Opfer als Zeuge. Dabei wurden mehrere Sehnen seiner linken Hand - der Mann ist Linkshänder - durchtrennt. Der Straßenbahnfahrer rief um Hilfe, konnte sich aber schließlich noch selbst in den Pausenraum retten.

Er wurde unverzüglich ins Spital gebracht und vier Stunden lang notoperiert. Mehr als acht Monate war er im Krankenstand. Eine Straßenbahn kann er aus psychischen Gründen derzeit nicht mehr fahren. "Ich bin jetzt in der Leitstelle. Man schaut, dass man eine Arbeit für mich findet", schilderte er dem Gericht seine aktuelle berufliche Situation.

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