Pizzeria-Räumung

Besetzung als “lautes Statement” gegen Vermieter

Österreich
04.08.2014 13:07
Genau eine Woche nach der Räumung der "Pizzeria Anarchia" in Wien-Leopoldstadt haben die Ex-Hausbesetzer am Montag ihre Sicht der Dinge dargestellt. "Durchschnittliche Mieten sind für uns nicht leistbar", sagte einer der Aktivisten bei einem Pressetermin. Die Besetzung sei zudem ein "lautes Statement" gegen die Praktiken des Hauseigentümers gewesen: Man sie zwar "wild, aber nicht böse".

Mehrere der Besetzter und auch ein Hund waren zu dem Medientermin in einem Kaffeehaus in der Nähe des von der Polizei geräumten Gebäudes in der Mühlfeldgasse 12 erschienen. Zwei Männer und zwei Frauen stellten sich den Fragen der Journalisten. Anfangs fehlten den teils vermummten Statisten aber noch die Worte. "Ja, dann eröffne ich", sagte schließlich ein junger Mann, während seine Mitstreiterin die Zigarette mit dem nackten Fuß am Restaurant-Fußboden ausdrückte.

"Für uns ist es nicht illegitim, in einem leeren Haus zu wohnen, das nicht benutzt wird", erläuterte der Mann auf die Frage, ob sie sich wieder ein ähnliches Objekt als Bleibe suchen würden. Man sie ja "ein Verein zur Nutzung leer stehender Räume", fügte der zweite Aktivist lachend hinzu. Die ehemaligen Besetzer treffen sich noch regelmäßig, sie wohnen derzeit aber an unterschiedlichen Orten. "Es ist eh Gott sei Dank Sommer", sagte eine der Frauen zur derzeitigen Wohnsituation.

"Weil das alles meine Kinder sind"
Das "Projekt Pizza" habe bis zur Räumung gut funktioniert, wurde berichtete. Es habe Pizza gegen freie Spende gegeben, außerdem wurden Podiumsdiskussionen und Lesungen veranstaltet, auch eine Fahrradwerkstatt wurde eingerichtet. Die letzte verbliebene Mietpartei sei den Punks gegenüber immer positiv eingestellt gewesen, berichteten die Aktivisten. Die Mieterin habe die Hausbesetzter immer mit den Worten verteidigt: "Weil das alles meine Kinder sind."

Schikanen gegen die zahlenden Bewohner
Die Aktivisten berichteten auch von Schikanen gegen die zahlenden Bewohner im Haus. Es habe beispielsweise nächtliche Anrufe gegeben und die Gaszufuhr sei unangekündigt abgedreht worden. Der Besitzer "hat uns zwar geholt, mit seinem Verhalten gegenüber den Mietern aber dann einen Grund gegeben, länger zu bleiben", so ein Aktivist. Der Gebietsbetreuer habe sich für die Mieter eingesetzt. Dieser habe jedoch letztlich auch nicht verhindern können, dass fast alle ausgezogen sind.

"Es hat keine Fallen gegeben"
"Der Polizeieinsatz selbst war völlig überzogen", sagten die Punks. "1.700 gegen 30? Lächerlich." Zur Räumung am selbst wurde festgehalten, dass es keine Fallen gegeben habe, "nur Barrikaden, die schwierig abzubauen waren". Die Aktivisten sagten außerdem, sie hätten keine Gewalt ausgeübt und sich widerstandslos von den Polizisten aus dem Haus führen lassen. "Wir haben das Beste aus der Situation gemacht", erklärte eine der Frauen. Die insgesamt 19 Besetzer, 15 Männer und vier Frauen, waren wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und versuchter schwerer Körperverletzung vorübergehend festgenommen worden.

Am kommenden Sonntag ist von den Aktivisten eine "Demo gegen Miete und Delogierungen, für die Nutzung leerer Räume und ein selbstbestimmtes Leben" geplant.

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