Schlüsseldienst-Test

Bei 11 von 14 Firmen ging das Schloss kaputt

Österreich
28.05.2015 12:01
Haustür zu und kein Schlüssel dabei - ein großes Ärgernis für den Betroffenen, dem meist nur der Anruf beim Aufsperrdienst bleibt. Doch was taugen die Angebote und Fähigkeiten diverser Wiener Firmen, und vor allem: Welchen Preis verlangen sie dafür? Konsumentenschützer haben das getestet - mit erschütterndem Ergebnis: In elf von 14 Fällen wurde das Schloss komplett zerstört und musste getauscht werden - die teure Variante, die bis zu 444 Euro kostete. "Nur drei Firmen konnten aufsperren", sagte Franz Floss, Geschäftsführer des Vereins für Konsumenteninformation.

Der Versuch wurde stets unter denselben Bedingungen durchgeführt: Für die gerufenen Handwerker galt es jeweils, eine zweimal versperrte Tür mit einem zylindrischen Schloss in einem Altbau zu öffnen. Mit Fachwissen und Geschick könne das Modell mit geringer Sicherheitsstufe laut Hersteller und auch nach Einschätzung der Kriminalpolizei zerstörungsfrei geöffnet werden, berichtete Floss bei einer Pressekonferenz.

Nur drei Firmen arbeiteten "sehr gut" bzw. "gut"
Das schafften aber nur die beiden mit "sehr gut" bewerteten Betriebe und ein weiterer, der "gut" abschnitt. Der Testsieger und der Zweitgereihte (Aufsperr- und Schlüsseldienst Wolfgang Solomka und Aufsperrdienst Markus Wagner) knackten das Schloss binnen zehn bzw. 15 Minuten, Kostenpunkt 120 bzw. 150 Euro. Beim Schlüsseldienst Plishtiev Emmanuel GmbH dauerte der Vorgang eine Stunde und kostete 192 Euro, aber auch hier blieb zumindest das Schloss heil. Ganz im Gegensatz zu elf weiteren Betrieben, die bohrten oder frästen, wodurch auch noch Kosten für den Einbau eines neuen Schlosses entstanden, mit Gesamtsummen von 240 bis 444 Euro.

Guter Handwerker "reine Glückssache"
"Mit einem wirklich guten Handwerker lässt sich eine Menge Geld sparen", urteilten die Tester. "So einen zu erwischen ist aber reine Glückssache." Nach Angaben der Landesinnung sind in Wien etwa 60 Aufsperr- und Schlüsseldienste tätig. Daneben agieren offenbar auch nicht ortsansässige Anbieter, "bei denen man nicht einmal weiß, ob sie einen Gewerbeschein haben", meinte Floss.

Innungsmeister Georg Senft sprach gegenüber dem Testmagazin "Konsument" (Juli-Ausgabe) von "schwarzen Schafen": Stutzig machen sollte, "wenn jemand damit wirbt, dass er zum Beispiel für neun Euro ein Schloss aufsperrt. Alarmstufe Rot herrscht auch bei Aufklebern am Schwarzen Brett, wo nur eine 0800-Nummer angegeben ist. Dasselbe gilt für Aufkleber und Inserate, auf denen sich nur eine Handynummer findet, aber kein Firmenname und auch keine Adresse."

In einem Fall 1.600 Euro verlangt
Senft kennt "die miese Geschäftspraxis einiger weniger": "Die Konsumenten müssen sofort bar zahlen und werden persönlich zum Bankomat eskortiert, falls sie nicht genug Geld bei sich haben. Wir kennen einen Fall, in dem fürs Aufsperren der Tür 1.600 Euro kassiert wurden. Die ausgestellte Rechnung, falls es überhaupt eine gibt, lautet praktisch immer auf eine Firma in Deutschland. Man erkennt das nicht zuletzt an den verlangten 19 Prozent Mehrwertsteuer." Abzocker seien schwer zu erkennen, sagte VKI-Projektleiter Edmund Gallei.

Ein Hinweis auf Seriosität sei, wenn beim Erstkontakt viele Fragen zur Vorgeschichte - Tür nur zugefallen oder versperrt, welches Schloss etc. - gestellt werden. Zudem sollten die Kosten einigermaßen einschätzbar sein. Wer untertags einen Spezialisten braucht, kann wochentags von 8 bis 16 Uhr bei der Innung anrufen (01/514502612). Eine 24-Stunden-Hotline bietet das Kuratorium für Einbruchschutz und Objektsicherung (01/5135138).

Um umliebsamen Überraschungen vorzubeugen, kann man, sofern die Möglichkeit besteht, einen Zweitschlüssel etwa bei Nachbarn deponieren. Die Haushaltsversicherung zahlt für das Öffnen einer Tür übrigens nur einen bestimmten Betrag, wenn die Leistung in der Polizze vorgesehen ist.

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